Unsere Weihnachtsferien 2017/18 im Tessin
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Noch vor dem neuen Schnee ist das Einräumen geschafft. |
Oh,
wir freuen uns. Es soll nach Tenero gehen in den Weihnachtsferien, Sonne
tanken! Wir können sogar einen Tag früher fahren, weil unser reservierter Platz
frei ist. Da Sonntag ist, sind nur wenige Autos in Richtung Süd unterwegs. In
zweieinviertel Stunden sind wir auf dem Platz. Ein bisschen Klönschnack mit
André und dazwischen mal die Unterlagsfolie fürs Vorzelt zum Büssli auf den
Schnee gelegt. Der ist ziemlich festgefroren und liegt vor allem knapp zwanzig
Zentimeter hoch. Die erste richtige Eislauf-Pirouette mit abgestopptem Salto
festigt unseren Entschluss: Wir versuchen einen Bungalow zu mieten, denn wir
haben wenig Sinn in gebrochene Glieder.
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Ob wir die Fahrräder überhaupt benützen können? |
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Nicht so viel Neuschnee. |
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Oder doch? |
Unter
neuesten Informationen wird es rasch vierzehn Uhr und wir marschieren Richtung
nun geöffneter Rezeption. Ein bisschen Hin- und Her-Diskutieren unter den
Zuständigen bringt bis zum 31. Dezember die Perle unter den Häuschen „La
Perla“. Glücklich räumen wir ein und inspizieren unser zeitweiliges Zuhause.
Alles da. Ein Willkommens-Apéro mit Panettone und sogar ein Aussenherd auf der
Terrasse.
Nach
dem Einkaufen im am Heiligen Abend geöffneten Coop-Center treffen wir uns mit
André, Melanie und Gerry im neuen Aufenthaltsraum in der Villa. Das Cheminée
ist eingeheizt, Gläser aus der Perla zu einem Wein aus der Villa sind rasch
beschafft und René geniesst ein Stück von Melanies ausgezeichnetem Kuchen.
Sogar der wie ein Kino eingerichteter Fernsehraum steht den Campern in der
Villa zur Verfügung. Nachdem wir bekräftigt haben, an der Schifffahrt auf dem
Lago Maggiore teilzunehmen, treffen wir individuell unsere Vorbereitungen fürs
Nachtessen, wofür wir uns alle im „Al Fienile“ wieder begegnen. Zu den vorher
Genannten gesellt sich Christa vom Nachbar-Campingplatz „Rivabella“. Sie wird
später in die Mitternachtsmesse gehen, während wir früh in die Kojen fallen. Im vergangenen Jahr war sie die Einzige, die, wie Marlies, auch im See schwamm.
Es
schneit.
Der
Weihnachtsvormittag bringt Erwin und Heidi mit Nero. Wir haben uns sehr auf sie
gefreut. René bereitet ein Begrüssungs-Fondue und wir tauschen aus über die
Zeiten, in welchen wir uns nicht gesehen haben.
Der
26. bringt graues, eisiges Wetter. Spazieren ist Schlittschuhlaufen. Die
Schifffahrt auf dem Katamaran ist verschoben, denn der Skipper kann das Deck
nicht dauerhaft enteisen. Ein weiteres Nachtessen geniesst die Perla-Besatzung
im Fienile. Wir können endlich Alessio zur Geburt seines Töchterchens und zu
seiner neuen Rolle als Familienvater gratulieren.
Es
schneit.
Wir organisieren ein weiteres Häuschen und müssen nur die
Sylvester-Nacht im Büssli verbringen. Das Gepäck wird dann draussen,
eingewickelt in die Bodenfolie, übernachten, damit drin genügend Platz ist zum
Schlafen.
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Freundliche Weihnachtsbeleuchtung. |
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Gekocht wird draussen. |
Das
Wetter ist so unsichtig, dass der Segeltörn ein weiteres Mal verschoben wird.
Der 28. schliesslich bringt immerhin Sonne, wenn auch wenig Wind. So geht es mit
dem Katamaran-Segler dem Ufer entlang auf dem Lago Maggiore von Tenero über Minusio,
Locarno, die Maggia-Mündung, Ascona, Brissago und entlang des linken Ufers
vorbei an der Ticino- und Verzasca-Mündung zurück nach Tenero. Auch unter Motor
bietet der See eine einmalige Sicht in die verschneiten Berge und den weiten
Lago. Wie wir an Bord und wieder an Land kamen, ist vermutlich ebenso einmalig,
wie die Aussicht über den See: Eine Bockleiter mit acht Tritten ist auf dem
weit unter dem Steg liegenden Deck festgebunden. Der Skipper steht felsenfest
auf der Gangway, welche uns vom Steg zur Leiter führt: als Gegengewicht, meint
er. Nach dem kurzen Staunen wird das Manöver klar. Im Winter wird das Wasser
extrem stark für den Trinkwasserbedarf abgelassen, sodass der Seespiegel um
rund anderthalb Meter sinkt, was der feste Schiffsteg logischerweise nicht
mitmacht.
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Durch den Schnee ins Wasser? |
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Nachmittags steht der Katamaran bereit. |
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Ein Pärchen marschierte zur falschen Anlegestelle. |
Am
nächsten Morgen lesen wir, dass der Campingplatz Miralago den Gästen erneut
einen Törn anbietet. Diesmal zum Feuerwerk in Ascona, das immer erst am
Neujahrstag stattfindet. Grossartig, was sie sich für ihre Gäste ausdenken!
Langsam,
aber sicher beginnen alle, sich mit dem vielen Schnee zu arrangieren. Heidi hat
es sogar erreicht, dass am Strand der alte Grill und ein Holzstapel deponiert
werden. So treffen sich am offenen Feuer wieder alle Engagierten zu einem
Austausch über ihre Camper-Abenteuer im 2017.
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Klönschnack am Grill. |
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Hübsche Beleuchtung. |
Am
Morgen des 31. mit der Frage nach dem Auschecken entdecken die Platzleiter,
dass wir ab jetzt den Nachbarbungalow haben können, statt erst vom Neujahr an den
Vordersten. Glücklich packen wir und beginnen umzuziehen. Da erkundigt sich der
eine Platzchef, ob wir schon umgezogen seien. Ja, ja, hier sei der Schlüssel,
wir müssen nur noch den Rest holen. - Oh, er habe gerade die Absage der
Perlen-Reservation erhalten, wir können bleiben. Und er trägt uns die schon
verfrachteten Gepäckstücke wieder zurück. Mit strahlend sauberer Wäsche und
neuer Kenntnis unserer Vorräte räumen wir wieder ein.
Die
Reservation des Sylvesteressens im Fienile hat geklappt. Nun ist die ganze
Familie anwesend. Während die Grosseltern aufs Baby aufpassen, begrüsst Melanie
mit Alessio und ihrer Truppe die Gäste zum Festtagsmenue mit einem Cüpli und
wir gratulieren auch ihr zum süssen Nachwuchs und wünschen der jungen Familie
alles Gute.
Reini
und Inge, deren Nordlandreise-Camper-Blog wir von der BonBini aus folgten, und welchen
wir auch in Rappi nach der Klausfahrt begegneten, setzen sich zu uns. Hinter
unserem Rücken feiert Werner, ebenfalls in Rappi getroffen und hier vor seinem
Camper wiedergesehen, mit seiner Frau.
Punkt
Mitternacht wird unter Hochgehen der Tischbomben auf ein glückliches neues Jahr
angestossen. Danach suchen die einen ihre Koje auf, während die anderen am Strand-Feuer
noch ein bisschen weiterfeiern.
Das
Neujahr weckt grau, aber mit froher Aussicht auf die Feuerwerksfahrt am Abend auf dem Katamaran in Ascona. Wir geniessen das Feuerwerk enorm, denn es wird
eine halbe Stunde lang Figur um Figur auf den Himmel gezaubert, die wir vom
Boot aus natürlich vollständig ungehindert bestaunen können. Unser
Zwischenapplaus kommt vom Schiffshorn, mit zusätzlicher Standing Ovation nach
dem Schlussbouquet.
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Die Brüder am Bug. |
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Frohes Neujahr! |
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Auch diesmal unter Motor. |
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Reicht der Anker mit seiner Leine? |
Auch
nachts bietet der See überraschende Einblicke in die Täler rund um sein Ufer, sei
es, weil es hinter den Städtchen einfach dunkel ist. Nur vereinzelte Lichter
weisen auf ein bewohntes Gebäude im Hintergrund. Der Supermond hat uns, das
letzte Mal für 17 Jahre, hinter der Wolkendecke zugezwinkert.
Ein
gutes Vorzeichen, dass das neue Jahr gleich mit einem Törn auf dem Lago
Maggiore beginnt?
Der
2. Januar schickt warmes, sonniges Wetter, das wir einerseits wieder bei Heidi
und Erwin geniessen und andererseits mit einem Tischgrill auf unserer Terrasse
abschliessen. Zum Glück haben diverse Camper bereits ihr Vorzelt und die Bodenplachen
weggeräumt, denn vom 3. Januar an übernimmt am Lago Dauerregen das Szepter,
während über die restliche Schweiz und den Norden der Orkan Burglind unter
Spuren der Verwüstung hinwegfegt. Die Arche in Urk, NL, reisst sich los und
zerquetscht einen Steg mit den daran liegenden Booten. Ernsthaft verletzt wird
niemand. Aus dem Museumsboot können die Menschen und später auch die noch
darauf verbliebenen Tiere evakuiert werden. Über den Zürichsee fegt Burglind
mit 151 kmh. Bäume, Ziegel, umgestürzte Autos, Überschwemmungen ergänzen die
Informationen.
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Die Arche quetscht sich auf den Bootssteg (Webcam Urk). |
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Manuela hat heute keinen Fahrdienst. |
Wie
wir am 4. Januar hören, ist dieses Driften der Arche in Urk nicht das erste
Mal. Schon in Oslo beschädigte sie ein Schiff der Küstenwache und holte sich selber eine
Havarie durch Driften im Hafen. Aber auch in Urk riss sie sich bereits einmal
los und einen Poller aus der Mole. Zum Glück ist Christians und Marions „Nexus“
offenbar nichts passiert.
Diverse
Abschluss-Schleusen gegen die Nordsee werden in Holland geschlossen, um
weiteren Überschwemmungen während der Springtide unter Westwind vorzubeugen.
Frank
van Zwol (www.wilderness-effect.nl
), Abenteurer und Autor mehrerer Polit-Thriller, schreibt, wir könnten von
Glück sprechen, dass unser Boot in einer Halle sei, denn an Hollands Küste rase
der Sturm mit 10 Beaufort.
Vor
einigen Tagen gelang einem Passagierschiff im Helgoländer Südhafen ein
ähnlicher Coup. Durch Manövrier-Probleme geriet es rückwärts auf den
Mittelsteg, dessen hinterste beiden Teile es mitsamt den Pfosten wegriss und danach auf den Schwimmsteg an der Ostmole zu driftete, wo es mehrere Segelboote
beschädigte. Auch hier scheinbar keine Verletzten.
Erwin
hat offenbar genug von all diesem Wetter und macht sich an seinem 59. auf den
Heimweg. Der 59er wird 59! Wir gratulieren ganz herzlich und wünschen eine gute
Heimfahrt. Heidi hätte im Aufenthaltsraum einen Empfang mit Wein und Pizza
geplant gehabt, aber so wäre es kein Genuss mehr hier.
Es
ist nun absolut trostlos auf dem Campingplatz. Auch Reini und Inge fahren los,
die Welschen sind gegangen, Werner ist gestartet. André und Katja, Melanie und
Gerry sowie Walti und seine Frau sind zusammen mit uns die „Letzten Mohikaner“
im Regen.
Wie
wir gerade noch hören, ist die Gotthard-Route für Lastwagen und die Axenstrasse
ganz gesperrt. Zudem schneit es in höheren Lagen stark, auch auf der Nordseite.
Wir
selbst wollen im Fienile bei einem leckeren Abendessen noch unseren Ferienabschluss
begehen, bevor wir morgen den Campingplatz Miralago und das Tessin ebenfalls seinem
Schicksal überlassen.
Nach
einer recht kleinen Verabschiedungstour nehmen wir am Vormittag des 5. Januar den
Heimweg unter die Räder. Die Strassen sind schneefrei und trocken, obwohl der Unterschied zwischen der Leventina und Uri sich ganz deutlich zeigt. Dicker Schnee im Süden, alles weggeblasen im Norden und die
Axenstrasse bleibt noch gesperrt. Man sieht den Hangrutsch recht gut von der anderen
Seeseite aus. Über den Hirzel und auf der Zugerstrasse sind alle geknickten und
durch Burglind gefällten Bäume sicher von der Strasse weggeschafft.
Die
Sonne scheint fast und 11 Grad Celsius lassen zuhause den Frühling spüren.