Mittwoch, 9. Oktober 2019

IJsselmeer, Nord- und Ostsee 2019

Adieu und auf Wiedersehen! Denken wir im Frühling.


Eine rechte Zeit lang hat dieser Blog dazu gedient, unsere Lieben zuhause wissen zu lassen, was uns mit der BonBini so alles widerfährt. Mit dem Schreiben haben wir entdeckt, dass wir auch gerne von unseren anderen Reisen erzählen.
Doch nun ist es soweit, dass alternative Kontakt- und Informations-Medien bestehen. Und weil viele unserer Leserinnen und Leser damit zufrieden sind, zu wissen, wo wir sind und wie es uns geht, spielt das Erzählen unserer Erlebnisse nicht mehr eine so grosse Rolle.
Hier sollt ihr jedoch zum Schluss noch erfahren, was während des Sommers 2019 so gelaufen ist, ohne dass stets das genaue Datum erwähnt ist.

Renés Einhand-Frühlingsfahrten


Anflug via Marlies' Arbeitsplatz in der Au

Nachdem Marlies zur Arbeit nach Hause gefahren ist, sollte Renés Einhand-Langfahrt im Mai beginnen. Doch er muss sie sich erarbeiten.  Immerhin kann er das Segeln auf dem IJssel- und Markermeer noch geniessen, während er auf einen Termin für die endgültige Abstimmung Batterie, Ladegeräte und Solarpanel warten muss. So macht René erste Erfahrungen mit Einhand-Schleusen-Manövern, die nette Helfer manchmal ungewollt torpedieren. Aber René kommt im Sixhaven an. Leider arbeitet Alex bei Renés Besuch im Steak-House in Amsterdam nicht. Enkhuizen, Medemblik und Kornwerderzand führen schliesslich nach Binnenfahrten bis ungefähr Sneek zum Start auf die Nordsee.
Schleusen in Kornwerderzand



Warten auf die richtige Tide

Eigentlich sollte via AIS Renés Route immer sichtbar bleiben. Doch vor Borkum, später wieder im NOK und vor Darss bleibt Marine-Traffic hängen und zeigt nur noch einen vergangenen Standort. 
Abbruch der AIS-Daten

Wiedererscheinen der BonBini-Position

Irgendwann vor Helgoland nimmt der Kurs seinen Faden wieder auf und man kann das Boot von zuhause aus sogar mit Helgolands Webcam einlaufen und festmachen sehen. Ein paar neue wunderbare Fotos von Jan van Gent oder Basstölpeln erfreuen die Zuhause-Gebliebene. Aber auch der Gruss an die und von der Eignerin der Parfümerie Paris im Oberland ist eine Freude.

Renés Fahrt geht weiter durch die Deutsche Bucht nach Cuxhaven und Hamburg. Hier locken Treffen mit Freunden und das Feuerschiff mit der montäglichen Jam-Session. Axel ist auf Törn, aber schon wieder am Zurückkommen. Wer weiss, ob die beiden sich treffen. 

Weiterfahrt in den Sommer hinein


Über Brunsbüttel und den NOK (die Durchfahrts-Tickets erhält man, ausser in Gieselau und auf dem Floss im Kanal vor Kiel Holtenau, auch vom Hafenmeister in Brunsbüttel). In Rendsburg (Hier hält der Zug von Flensburg nach Hamburg und umgekehrt) erhält die BonBini wieder Kraftstoff und eine Ruhepause, bevor es am andern Tag via Holtenau nach Laboe geht.

Auf Fehmarn entdeckt René einen neuen sehr gemütlichen Hafen: Orth in der Bucht vor der Brücke von Laboe her kommend. Um besseren Wind abzuwarten, verholt er auf die Ostseite Fehmarns zum Ankern hinter Staberhuk. Schliesslich geht’s aber doch weiter nach Kloster auf Hiddensee. Die Insel erfüllt erneut alle Versprechen und René mit Genuss und Entspannung. Hier trifft er auch Ines von der Fähre Stralsund. Sie arbeitet zusätzlich hier auf der Insel.
Karin und Norbert wird er erst in Stralsund wieder sehen.



Hier gibts unter anderem die Schilling-
Würste vom Öhe-Hof bei Schaprode.











Endlich Ferien!


In Hamburg wird man gut informiert über die 90-minütige Verspätung des Zuges nach Stralsund. Dass allerdings noch viel vorher ein ebenfalls verspäteter ICE dorthin aus Hamburg losfährt, hört man nicht. Immerhin gibt es in Stralsund eine Entschädigung in Form von einer Rückerstattung des halben Ticketpreises.

Der Reiseregen hat sich verzogen und René erwartet mich in strahlendem Sonnenschein bei ziemlicher Hitze. Lange haben wir uns nicht gesehen, dementsprechend ist die Freude! Nach einem guten Spaziergang zum Hafen und Begrüssung der BonBini geht’s auf den Quai hinüber, an dem die Gorch Fock liegt und zu einer Abendunterhaltung vor dem Goldenen Anker. Ein gemütlicher Ballon durchreist den Sonnenuntergang.
Der Skipper holt Verpflegung.

Werbezeppelin über der Gorch Fock

Sonnenuntergang über der Marina Stralsund


Die BonBini liegt sicher auf einem Langzeit-Platz der Seglervereinigung. Doch plötzlich heisst es, wir müssten spätestens bis Montag, zwölf Uhr weg sein, weil der Eigner unerwartet zurückkäme.
Je nun, wir müssen nur noch bunkern, Hannis Vortrag in der Fähre zur 700-jährigen Geschichte der Fähre anhören, bevor wir los können. Herrlich, wie Hanni das macht. Sie nutzt Stabpuppen, welche die jeweiligen Wirtsleute darstellen, sodass man immer etwas Handfestes hat, um seine Aufmerksamkeit darauf ruhen zu lassen. 
Hafenkneipe "Zur Fähre" in Stralsund
"Fähre"-Wirte seit 700 Jahren




Die Reise zu zweit beginnt

Bornholm 

Am Montag, 15. Juli werfen wir die Leinen los und segeln durch den Greifswalder Bodden in die Ostsee Richtung Bornholm. Der nächste Morgen zeigt uns nach einer Nachtfahrt Gudhjem an der Ostküste Bornholms. Der Hafen ist offen und wir finden einen Platz beinahe beim Eingang. Offen? Ja, denn bei starkem auflandigem Wind wir er geschlossen, was mit einem hochgezogenen Ball angekündigt wird. Das erleben wir vom Dienstag auf den Mittwoch, als wir gerade noch die zurückweichende Schleusenwand beobachten. 
Toiletten und Waschküche befinden sich im Dorf etwas erhöht bei der Bibliothek an der Strasse Richtung Grossverteiler. Da haben wir Glück und können zwei Wäschen vornehmen. Das ist in dieser heissen Zeit dringend nötig. Manchmal regnet es ein bisschen, doch grösstenteils bleibt es trocken. 
Schliesslich wollen wir früh am Morgen weiter, doch statt dessen bieten wir Hafenkino vom Feinsten. Es gibt hier Mooringleinen. Manche verhalten sich, wie sie müssen, weil sie genau senkrecht zur Stegmauer nach hinten zu ihrem Ankerstein laufen. Unsere haben wir von einem ablegenden Nachbarn gern übernommen. Sie führt von einem Platz zweimal backbord von uns nach einmal steuerbord von unserem Platz. Das wissen wir aber noch nicht und werfen sie los, warten, bis der Katamaran hinter uns seine Querleine zu unserem Übernachbarn sinken lässt und lösen  uns rückwärts von unserem Platz, bis nichts mehr geht. Nach vielem Hin- und Her, Tauchen nur mit Brille und sogar mit ganzer Taucherausrüstung, wird die Sache sichtbar, aber auch gelöst. Als unser Nachbar sie aufgenommen hatte, klemmte er die Mooringleine zwischen unser Ruderblatt und den Rumpf. Dieser erste Teil wurde gelöst mit der einfachen Ausrüstung. Die Sicht war nihil, denn die Algenblüte schichtete im Hafen Zentimeter-dicke Inseln in Türkis-Tönen auf, die durch die Bewegung das Wasser verdüsterten. Doch noch mehr schien uns zu bremsen, denn die unten diagonal durchlaufende Leine hatte sich in der Schraube verfangen. Mit geduldigem Wickeln wurde auch dieses Problem buchstäblich gelöst und wir lösten uns auch endlich unter Komplimenten der Nachbarn und Wünschen für einen guten Törn. 

Sehr weit führte uns dieser nicht, denn wir wollten nicht wegen zu wenig Wind aus der falschen Richtung nur motoren.
In Allinge fanden wir einen Platz im Päckli und die Felsritzungen der nordischen Vorahnen. Diese Schiffe, Räder und Cupmarks befinden sich gleich ausserhalb des Dorfes und eine halbe Stunde Fussmarsch östlich von Hammershus, das wir diesmal auslassen, weil wir es im 2017 ausführlich dokumentiert hatten.

Schliesslich zieht der Wind uns weiter Richtung Norden mit Simrishamn an der Südostküste Schwedens als Ausgangspunkt fürs Schärensegeln. Simrishamn ist auch sehr sehenswert, was wir letztes Mal vor lauter Müdigkeit gar nicht wahrgenommen haben. Hübsche Flarzhäuser mit Stockrosen davor.

Die Fähre von Gudhjem zu den Erbseninseln

Blick auf den Hafen Gudhjem mit Sascha
im Vordergrund


Tarierweste und Shorty trocknen an der Reling.

Steinzeitliche Felszeichnungen bei Allinge: Cupmarks

Steinzeitliche Felszeichnungen bei Allinge: Thors Wagenspuren im Fels

Steinzeitliche Felszeichnungen bei Allinge: Schiffe und Cupmarks

Steinzeitliche Felszeichnungen bei Allinge: Schiff mit Galionsfigur und Rudergänger

Blekinge


Wir wollen diesmal unbedingt nach Hanö, weil das so schön sein soll. Doch der Windgott will es anders und führt uns noch weiter nach Osten, direkt nach Tjärö, von dem wir uns letztes Mal beinahe nicht lösen konnten. In der Hochsaison ist es dichtbepackt, aber neue Anlegeplätze sind mit Strom und Wasser versehen oder man ankert einfach in einer der schönen, Tjärö umgebenden Buchten. Wir haben Glück und finden einen Platz am Hauptsteg.
Mit Wanderschuhen ist das Verkennen der hohen und Gletscher-runden Felsen diesmal auch für die Autorin leichter. Der Ausblick ist herrlich! Merkwürdig kommen uns die Restaurant-Öffnungszeiten vor. Die sind angegeben, aber genau zum Anfang dieser Zeit wird es geschlossen. Mit Anstehen vor der Bierbude kriegt man immerhin noch etwas Kühles.
Wo letztes Mal ein Sumpfweg durchführte, ist nun ein Holzsteg gebaut, unter welchem Dingis mit Kopfeinziehen durch einen ausgegrabenen Kanal fahren können, um die Hafengebühren zu entrichten. Die Ruhe wird hier öfter durch Wassertöffs gestört. Die Fähre bringt von anderen Inseln oder vom Festland Massen von Menschen hierhin. Dennoch gibt es hier immer noch wirklich Schönes zu erleben. Die Schafe, deren Spuren wir schon auf manchem Spaziergang begegneten, blöken uns nun in Echt zu. Und ein Primeur hoppelt vor uns auf den Felsen am Wasser entlang: Ein schwarzes Wiesel! Wie wir später aus unserem speziellen Blekinge-Törnführer erfahren, ist es ein Nerz. Das kannten wir vorher nur als Kragen um die Hälse unserer Grossmütter. Um wie viel schöner ist es, ein solches Tierchen in freier Natur zu sehen!

Oder doch noch nicht ganz "Adieu", sondern eher "Auf Wiedersehen"?


Also, jetzt unbedingt Hanö! Jedenfalls sind der Windfinder und Tjärö sich einig: es macht sich ein Segelbrischen auf, dem wir glücklich folgen. Wenigstens eine Stunde lang, später herrscht Flaute. Kein Hanö, sondern Tärnö. Wir finden auf Anhieb einen Platz am Seglersteg. Herrlich, so richtig Sonne tanken, denn Wasser und Strom gibt es hier nicht. Im Gegenzug auch keinen Hafenmeister. Wasser zum Kochen holt man sich am Lavabo hinter dem Toilettengebäude. 
Ein Spaziergang führt uns zum höchsten Punkt der Insel, zu ihrem Leuchtturm und zu alten Gräbern in der Gegend von rückgebauten Militär-Anlagen. Der Ausblick auf die Ostsee ist eindrücklich. Der Rückweg leitet uns erst einmal ins Städtchen mit seiner Terrassenkneipe und einem Kiosk für die Lebensnotwendigkeiten. Ein oder zweimal täglich legt eine Personenfähre hier an. 
Das genaue Studieren der Revierunterlagen macht uns klar, dass Hanö an diesem Wochenende keine Option ist, denn der Hafen wird voll sein mit Booten, deren Crews am Sommerfest teilnehmen. Aber schön sieht die Insel im Vorbeisegeln aus.

Denn das muss nun wieder sein: mit Windmotor dem Glucksen, Rauschen und Kentern der Wellen zu lauschen. Der Wind nimmt zu, wir reffen und entscheiden uns für Simrishamn, wo wir mit Abdrift den gewählten Platz im zweiten Anlauf schaffen. Hier stellt sich die Frage: Weiter nach Westen oder zurück nach Bornholm, um Schönemanns zu treffen, welche am Dienstag nach der Hochzeit ihrer Tochter mit dem Wohnmobil in Rönne ankommen sollen. Wäre schön, wenn wir es früher gewusst hätten, denn dies Jahr nochmals 10 Tage auf der gründlich rekognoszierten Insel zu verbringen, um sich für einen Abend zu treffen, scheint uns nicht ausreichend reizvoll. Zudem sagt die Windprognose, dass wir uns zuviel Osten nicht mehr erlauben können, um ohne Hetze und Gefahr rechtzeitig an den lange vereinbarten Treffpunkten anzukommen. 
In Simrishamn interessiert sich jemand für unsere Windsteueranlage, den wir später wieder treffen sollten. 
Simrishamn heisst diesmal Abschied von Blekinge, im Sinne von "Auf Wiedersehen", denn diese Südschären sind für uns ein äusserst verlockendes Ziel und Revier.

In Gislövsläge, Nähe Trelleborg, an der Südküste Schwedens, treffen wir zum zweiten Mal auf das erwähnte Seglerpaar auf der SY "Schnorpel". Ein freundlicher Gruss aus der Ferne genügt zu diesem Zeitpunkt noch.  Hier im Hafen ist ein zum Ausprobieren ermunterndes Fischerei-Museum im Freien errichtet, sodass man das harte Leben der früheren Fischer ein ganz kleines bisschen nachempfinden kann.

Schweden bleibt im Nordosten, Dänemark und Deutschland wechseln sich ab.

Und wir segeln Richtung Klintholm auf Mön, Dänemark. Hier verbringen wir nun den Abend mit Brigitte und Manfred Peters von der SY Schnorpel! Weil wir von den tollen Würsten vom Schillinghof auf Öhe bei Schaprode auf Rügen gesprochen haben, bringen sie von ihrer neuen Errungenschaft mit und wir steuern ein Gläschen Rosé bei. Herrlich! Ein kleiner Hof mit Schafzucht in der Nähe des Hafens wurstet selber und diese Produkte können den Schilling-Würsten tatsächlich das Wasser reichen. Beruhigend, auch wenn Schilling sie nun sogar auf Hiddensee vertreibt. 

Dennoch laufen beide Schiffe am folgenden Tag aus und verzichten auf weitere Einkäufe. Die BonBini fasst Gedser ins Auge, während die Schnorpel so langsam aber sicher Lübeck ansteuert und uns gleichzeitig dorthin einlädt. 

In Gedser nimmt die Nachbarin unsere Leinen an und gratuliert uns später zum Nationalfeiertag, was wir ihr und ihrem Mitsegler mit einer Toblerone danken. Im Gegenzug erhalten wir von ihnen "Skipper-Pfeifen", eine Lakritze-Süssgkeit "Skipper's Pipes" mit folgender Geschichte: 
  • Seit den frühen 1930er-Jahren war die leckere Likör-Pfeife des Skippers steter Begleiter auf seinen langen Reisen über die sieben Meere. Jedesmal, wenn das Schiff in einem freundlichen Hafen liegt, versichert sich der Skipper davon, dass genügend Skipper's Pipes vorhanden sind, sodass die Crew die nächste Fahrt unternehmen kann, ohne sich Sorgen machen zu müssen, ob der Vorrat an diesem Lieblings-Begleiter ausreicht.
Wieder ein wundervoller Kontakt!

Von Gedser aus segeln wir nach Fehmarn und müssen erst gegen Ende der Etappe den Motor zuschalten. In Burgtiefe ist es höchste Zeit für eine Wäsche. Die SY Carpe Diem mit Skipper Guido Dwersteg liegt offenbar im Moment nicht hier. 

Der andere Tag lässt Mast und Brücke sich optisch küssen. Doch noch um vier Meter nicht auch physisch. Eindrücklich ist es allemal. Das Küssen holen wir später anders nach. Für die Autorin gehts nun in eine neue Bucht westlich der Fehmarn-Brücke zu einer Box im Hafen Orth, der sehr idyllisch gelegen ist. Vom Damm aus schaut man später direkt in den Sonnenuntergang über Bucht und Land. Doch zunächst unternehmen wir eine Fahrrad-Tour ins nächstgelgene Städtchen Lemkenhafen und geniessen hier ein Nachmittags-Bierchen. Der Weg der Küste entlang ist genau anderthalb Fahrräder breit, was öfter zum Absteigen oder zu Ausweichmanövern zwingt. 

René hat im "Piraten-Nest" in Orth fürs Abendessen reserviert. Höchst rustikal, gemütlich, hervorragend zubereitet und serviert. Unsere Fahrräder machten wir an einem dreiteiligen Bügel hinter dem Hotel fest. Jedenfalls so lange, bis ein erboster Herr nach den Velo-Eignern rief. Das sei kein Fahrradständer, sondern ein Parkplatz-Reservierungsbügel. Allerdings hatten wir am Mittag ebenfalls Fahrräder daran befestigt gesehen. Das ist also Störung Nummer zwei. Nummer eins war ein Loch in Renés Vorderreifen gerade vor dem Nachtessen.

Nummer drei kommt erst am nächsten Morgen - eigentlich Nummer vier, denn vor dem Frühstück schwappte der Kaffee über der Koje aus der Tasse -: Beim Auslaufen aus der Orther Bucht sollte man ab einer bestimmten Bake Kurs West nehmen können. Hat aber diesmal nicht genügend Wasser. Wurde in den letzten Tagen wohl alles nach Westen gespült. Hier haben wir also das Küssen nachgeholt. Ist aber zum Glück nur Sand und Schlick, sodass keine Probleme entstehen und wir nun kurskorrigiert weitersegeln.

Um Marstal auf Aero, Dänemark herrscht starke Strömung, die sich erst im langgezogenen Hafenbecken beruhigt. Nach dem langen Marsch durch den Hafendschungel auf der Suche nach dem Hafenbüro erfährt man, dass der Havnevoged morgens und abends zu den Schiffen kommt, um einzukassieren.
Tags darauf erkunden wir das historische und für die Seefahrt Dänemarks bedeutendes Städtchen. Wir entdecken viele geschlossene Geschäfte und Gaststätten, doch auch eine wiederaufblühende Werft, neben den verschiedenen Museen und Ausstellungen. Vor den malerischen Häusern wachsen bunte Stockrosen, doch auch Sommerflieder, welcher Massen von Schmetterlingen beherbergt.

Nun wollen wir Aero nördlich umsegeln, um danach mit dem anstehenden Wind die Flensburger Förde in Angriff nehmen zu können. Zwischendurch fragen wir uns, ob wir wieder einmal Lyö anfahren sollen. Hier haben uns unter anderem vor einigen Jahren die singenden Steine auf dem Steinzeit-Grab sehr beeindruckt. Doch der Wind gibt Kurs Förde. 

Hallo Deutschland!

Gelting Mole, ein freundlicher Hafen mit allem, was man braucht. Per Fahrrad in die Naturschutzgebiete der Umgebung. Zudem ist das Liegen hier extrem günstig. 
Dennoch zieht es uns (nur schon wegen des Namens) nach Langballigau. Ein kleiner, betriebsamer Hafen mit wenigen Plätzen. Doch wir finden sofort einen vor dem Hafenbüro. Hier will der Bezahl-Automat unsere Hafenkarte nicht annehmen. Das bringt uns mit einem anderen Gastlieger ins Gespräch. Später gibt der Hafenmeister die Auflösung: Wenn die Karte vom Hafenmeister ausgehändigt wurde, kann der Automat nichts damit anfangen. Das war so. Wir erhielten sie in Lauterbach vor zwei Jahren. In der Hafenkneipe wettern wir jedenfalls mit unserer neuen Bekanntschaft die Schauerbö ab, bis der Hafenmeister da ist. René geniesst Abends mit Ingo und Elke von der SY "Lot di Tiid" ein Einmannkonzert, das die Autorin auch im Cockpit begleitet. 
Tags darauf verlassen beide Boote den Hafen, die "Lot di Tiid" Richtung Damp, wir Richtung Flensburg. Hier liegen wir gemäss Ingos Tipp zuvorderst im Stadthafen. 
Spaziergänge, Stadtbummel, eine Fahrt mit der Alexandra, dem letzten von mehreren über 111- jährigen Frachtdampfer und einer Senioren-Band schmückten unseren Aufenthalt in Flensburg. Die Krönung allerdings war ein Besuch von Ingo und Elke, die mit dem Auto hierher fuhren für einen Klönschnak mit uns!
Dass Turnschuhe die Hauptstrasse Flensburgs überspannen, half zu erkennen, wo die Tochter einer Mitfahrerin der Alexandra wohnt und in der Kindertagesstätte arbeitet. Dass wir mit der Alexandra bis zur "Schwiegermuttertonne" fuhren, bevor sie den Rückweg unter den Kiel nahm, ist auch ein spannendes Detail. Ab hier wusste man als Heimkehrer, was einem wartete. Normalerweise fährt die Alexandra auf ihren Törns hinter die Oksen-Inseln auf der dänischen Seite, doch diesmal steht zu wenig Wasser in der Förde. Der Westwind hat sie geleert. Das merken wir auch am Steg, auf den wir nun vom Bug hoch steigen, statt eben hinüber wechseln können. Die Kneipe auf der grossen Oksen-Insel ist nun scheinbar definitiv geschlossen, da es unüberbrückbare Meinungsverschiedenheiten gab. 
Vom Montag an kommt das Wasser mit nachlassendem Westwind zurück und füllt die Förde wieder.
Bald wird der Autorin letzter Ferientag anbrechen und Renés Einhand-Weiterfahrt beginnen.

Renés zweite Einhand-Langfahrt

Aus der Förde führt diese Fahrt René nach Damp, in die Schlei, nach Haithabu, Laboe. Viele nette Begegnungen verkürzen René die Landgänge. Doch er muss aufs Wetter achten und darf nicht zu lange irgendwo hängen bleiben, bevor er den Rückweg durch die Nordsee in Angriff nimmt. Damit gehts wieder durch den NOK nach Brunsbüttel und Cuxhaven zurück. Hier spricht sich der Skipper mit weiteren Skippern ab, die nach Vlieland segeln wollen. Sie starten ungefähr zur gleichen Zeit und wollen sich im AIS-Auge behalten, um sich jederzeit unterstützen zu können, wenn etwas nötig wäre. So gelangen die Boote sicher nach Vlieland, wo sie dasselbe Vorgehen absprechen, um via Harlingen nach Kornwerderzand zu segeln. Die BonBini geht in Harlingen auf die Suche nach einer Tankstelle, welche hinter ein paar Schleusen zu finden ist. Dadurch steht die gegenseitige Begleitung wieder bis zum gemeinsamen Schleusen. Hier verabschieden die andern zwei sich nach Makkum, während René direkt nach Stavoren und in den Roggebroek fährt. 
Nun holt den Skipper die Technik wieder ein: Die Starter-Batterie vom Büsli ist am Ende und ein Cockpit-Dächlein für die BonBini wird bestellt. Christoph bringt die passende Batterie mit, welche eingebaut wird, bevor die beiden ihren Männer-Törn nach Hoorn, Amsterdam-Sixhaven, Enkhuizen und zurück unternehmen, was beide sehr geniessen.
In der Wartezeit, bis die Autorin wieder mitkommt, leidet der Skipper unter einer Bronchitis, dem Reinigen des Teak-Decks und dem langen Weg zum Finden des im Moment letzten Lecks in unseren Wasserleitungen.

Die Autorin ist wieder dabei!

Nach sieben langen Wochen wieder auf die BonBini! Herrlich. Das Boot wartet im Sixhaven. Eine kleine Motorstrecke bei Flaute führt aus der IJ am Fort Pampus vorbei wieder einmal in die Marina Muiderzand. Schön, dass man sich noch kennt. Die Ersatzteile für die Wasserleitung sind bei Kniest erhältlich und bringen die erhoffte Dichtung. Der Regentag lässt sich leicht erdulden, wenn danach ein so wundervoller Segeltörn nach Enkhuizen zu erleben ist. Die ganze Zeit Wassermusik! 

Das Nötige im Deen wieder ergänzen, ein Schlummertrunk im Cockpit sowie Starkregen in der Nacht bringen uns einen Schlendertag im Städtchen. Diesen erkaufen wir mit einem ganzen Tag Starkregen. Ist allerdings auch nicht besonders schlimm, denn wir wissen uns die Zeit zu vertreiben mit Lesen und Schreiben von Blogs, Handarbeiten, Gesprächen und kleinen Snacks. Nur ein Spaziergang lockt nicht wirklich.

Wetterradar, Windfinder und Buienradar ändern ihre Prognosen beinahe minütlich. Trotzdem stimmen sie nicht mit dem tatsächlichen Wetter überein. Schliesslich wird der erste Sonnenstrahl uns frühzeitig aus dem Compagnieshaven ziehen, um trockene Tücher zu ersegeln. Weit gefehlt. Die Sonne neckt uns nur und schickt zum Spott immer wieder eine Schauerbö übers Boot, sogar ohne Wolken über dem Mast. Je mehr wir uns Stavoren nähern, desto höher türmen sich die Wellenkämme und lassen das Boot Kirmes feiern. Obwohl wir es genau wissen, ist die grosse Ruhe im Vorhafen jedesmal wieder überraschend. Erst noch rollt das Schiff in weiten Bögen von Seite zu Seite und plötzlich steht es ruhig und fährt dorthin, wohin der Bug weist. Sofortiges Schleusen bringt noch mehr Ruhe und beinahe Unglauben an die eben noch erlebten Berg- und Talfahrten.

Gerne würden wir mindestens noch die Genua trocknen, denn nun ist wirklich kein Regen mehr in Sicht, weder in den Programmen, noch am Himmel. Doch der Wind würde ein sauberes Abriggen verhindern. Also Geduld, bis wieder so ein Tag kommt, hoffentlich noch vor dem Auswassern.