Donnerstag, 24. April 2025

Schon Ende Saison?

 Dieser Beitrag spielt gegen Ende August 2024

Trotzdem freudige Zeiten

Am Donnerstag, den 15. August startet der wirklich allerletzte Törn dieser eindrücklichen und abwechslungsreichen Saison, der uns vor dem starken Westwind unter Genua in den Stadthafen von Stavoren führt, bevor wir dann in den Roggebroek fürs Winterlager verholen. 

Was haben wir nicht alles erlebt! 

Der Hamburger Hafengeburtstag liess uns von Steinwerder her zum Mitfeiern kommen, nachdem Dani und der Skipper die BonBini von der Ostsee über den Nordostseekanal und die Elbe hoch in den City-Sporthafen Hamburg verholt hatten. 
Cuxhaven bot uns mit seinen Robben, die auf dem Opti-Steg sonnten, ein ganz besonderes Spektakel und führte uns auf dem Halunderjet nach Helgoland
Als das Wetter wieder passte, begannen wir mit dem Inselhopping Richtung Westen. Langeoog zeigte uns die Lale Anderson und liess uns spüren, wie ein Rippenbruch wirkt. Borkum präentieerte uns, wie die Hoppelstrassen ebendiesen Bruch verschlimmerten, aber auch, dass der Port Henry tatsächlich besser ist als früher, wenn auch noch immer mit Hindernissen im Untergrund. Vlieland wollte uns nicht (zeer beperkt), also nahmen wir die durch die Tiden-Ströme wieder eröffnete Zufahrt nach Terschelling, wo wir alle mit dem Bug Richtung Festland dick im Päckchen lagen. Am Ende dieses Hüpfens bot Harlingen uns und mehreren befreundeten Crews ein gutes Unterkommen und wunderschöne Wanderungen. 

Kornwerderzand entliess uns, obwohl wir bestens vorbereitet waren,  direkt in einen Sonnenschuss, da das Unwetter derart schnell herankam. Mit verschiedenen Besuchen in Hindeloopen, Stavoren und Enkhuizen befriedigten wir unsere Sehnsucht, uns so richtig daheim zum fühlen in unseren Lieblings-Städtchen. Nicht zu vergessen sind die immer wieder erfreulichen Begegnungen mit Freunden, mit welchen wir schöne Stunden verbrachten und uns über Pläne und Vorhaben austauschten.

In der Oranjesluis rief uns eine Lehrerkollegin aus dem Untermosen in Funktion von Schleusen-Crew einen Gruss zu, der zu einem freundlichen Klönschnack führte. Leider fanden wir ihre Freundin mit dem besten Eis in Amsterdam nicht, dafür suchten wir das Jordaan-Quartier ausgiebig heim. Doch Amsterdam war nur die Relaisstation für Scheveningen, wo wir Schul- und Camperfreunde im schwimmenden Clubhaus bewirten durften, denn ihr Katwijk aan Zee hat keinen Zugang zur See! Ebenso war IJmuiden nur eine Übernachtung wert diesmal, denn noch einmal sollte es Amsterdam werden, das wir als Absprung für Muiderzand benutzten, um dort wieder einmal Marielle vom immer noch bestehenden Schiffsmakler-Büro zu treffen, welche uns damals die BonBini vermittelt hatte. 

Hier gibt es viel Neues, da der Quartierausbau mit Hochhäusern nun bis an den Hafen reicht. Doch bevor wir Muiderzand überhaupt anfahren, segeln wir an ebenso neuen Quartieren Amsterdams auf aufgeschütteten Inseln und Halbinseln vorbei.

Hoorn erwartet uns mit viel Kraut im Fahrwasser, Lelystad mit einem glücklich abgelaufenen Hund-über-Bord-Manöver in der Schleuse. In Urk wird eine Box für uns freigehalten, bis wir in Hindeloopen wiederum zu dritt dinieren und noch ein weiteres Mal Enkhuizen mit seinen Carillons ansteuern, bevor wir nun hier in Stavoren angekommen sind. 

Der Stadthafen ist praktisch für alles, was wir schon tun wollen, damit die BonBini sicher ins Winterlager entlassen werden kann. Daneben sind wir nahe bei den Horeca-Gelegenheiten und beim Coop, der jetzt anders heisst. Darum wollen wir noch nicht in den Roggebroek.

Ende Saison noch Trauriges

Am Donnerstag, den 15. August erhalten wir einen gänzlich unerwarteten Anruf eines guten Freundes von der Lytse Germ aus dem Roggebroek. Er spricht über seine gerade erst entdeckte Krankheit, dass es ihm aber gut gehe und er hoffnungsvoll ins Spital zu seiner Operation antrete. Seine Frau teilt nach dem Eingriff mit, dass er sie und seine Tochter erkenne und mit ihnen gesprochen habe. Aufatmen, kurz vor der wirklich traurigen Nachricht, dass er es am 21. August nicht mehr geschafft habe. Zum Glück konnten die beiden diesen Sommer noch einen Fluss-Törn durch Frankreich zusammen unternehmen, den seine Frau mit eindrücklichen Bildern reportiert hatte. Der weitere und vielleicht doch einzige Trost ist, dass diese Krankheit unbehandelt zu einer schweren Leidenszeit geführt hätte ohne einen einzigen schönen Tag. 
Tags darauf trifft eine ebenso traurige, wenn auch nicht unerwartete Nachricht uns hier. Die jüngere Stiefschwester der Autorin hat ihre ebenso schwere Krankheit auch nicht überlebt, sondern ist heute Freitag, 22. August von uns gegangen.
Dass unser Schwager sich auch mehreren langwierigen Untrsuchungen unterziehen muss, erfahren wir zusätzlich in dieser Zeit. Das Ergebnis ist wenig erfreulich und die Krankheit ebenfalls unheilbar. Nur lindern und schwere Symptome verzögern kann man bei Parkinson. Dass des Skippers Bruder auch unter einer schweren Krankheit leidet, setzt noch das Tüpfelchen aufs i, warnt aber seine männlichen Verwandten, rechtzeitig zur Vorsorge-Untersuchung zu gehen. 
Der Autorin Schwester erhält einen Stent eingesetzt, nachdem zuerst vermutet worden war, es sei eine schwere Bronchitis, die ihr die grossen Atemprobleme bereite. Inzwischen scheint es gut zu gehen.
Im Juni erreichte uns die Todesanzeige einer Camperfreundin, die ihrem Lungenkrebs nachgeben musste. 

Unsere Gedanken sind schwer und ganz fest bei den Angehörigen der betreffenden Freunde.

Aus dieser Pespektive sind die anderen gemeldeten Fälle wirklich reine Bagatellen, wenn auch mit langwierigem Heilungsprozess: Silvia von der Silmar mit gebrochenem Fuss und gequetschten Rippen, Silke von der Seeziege mit gebrochener Rippe und Marlies von der BonBini mit demselben.

Trost

Wir nutzen das schöne Wetter für ablenkende Spaziergänge, das Versorgen der trockenen Segel, das Testen des Aussenbordmotors und der Dichtigkeit des Schlauchbotes. Das letztere führt uns zur Aquarius, die sich direkt nach dem Schleusen ebenfalls in den Stadthafen legt. Mit ihrer Crew und einer Freundin geniessen wir das Abendessen ausnahmsweise in einem völlig anderen und bis jetzt noch nicht besuchten Lokal, "Schots Resaurant und Whisky-Bar." Sehr empfehlenswert, lecker und persönlich.

Am Sonntag, dem 25. August haben wir alles abgeschlossen, was erledigt sein muss vor dem morgigen Auswassern, uns von Doodsens verabschiedet, geputzt, gewaschen, auf- und ausgeräumt, Listen erstellt für die nächste Saison. Wir warten eigentlich nur noch darauf, dass es Morgen wird.

Mit gutem halben Wind segeln wir unter Genua
fast vor dem Wind nach Stavoren.
Im Stadthafen ist alles gut zu Fuss erreichbar
und das Schleusen ist erledigt.
Solange Holz da ist, brauchts keine Surfbretter.
Die bei unserem Besuch im Alten Hafen ausgelaufenen Fischer
sind wieder hier versammelt.

Das Leutchtfeuer leitet in den Alten Hafen.
Alten Mühlen nachempfundene Mehrfamilienhäuser.
Stavorens Küste.

Man muss das Wasser nicht segelnd oder surfend geniessen.
Acker-Winde
Grosse Karde
Herbst-Löwenzahn

Hier kommt eine Bilderserie daher, die zeigt, wie souverän man auch unbedarften Crews begegnen kann, die einem durch Frechheit, Ungeduld oder Unwissenheit behindern. Das Traditions-Schiff legt sich ohne ein lautes Wort mit geborgenen Segeln an einen Warteplatz fürs Schleusen, regelt alles Nötige und schleust auch ebenso souverän in aller Ruhe. Sie kommen von einer Regatta zurück und staken kleine Strecken, müssen sich aber für grössere schleppen oder eben schieben lassen, bevor sie wieder aus eigener Kraft vorwärts kommen.






Eine Familie im Schlauchboot schiebt diese Skutsje zur Unterstützung
Diese Nessie könnte auch Messie heissen, denn sie hat wirklich
durch ihr Vordrängen ein grosses Durcheinander im Warteraum verursacht, 

Im Johan-Friso-Kanal wird das Traditionsschiff wieder sich selber überlassen.


Viele dieser Skutsjes werden nach der Regatta auf dem IJsselmeer im
Stadthafen liegen, bevor es zu den weiteren Regatten nach Sneek und Grou geht.
Das leufende Gut wird eingezogen und aufgeschossen.
Bald wird uns das Schlauchboot zur Aquarius schräg visàvis bringen.
Meine Familie ist hier gut aufgehoben, meint die Ente.
Ufer-Wolfstrapp
Garten-Ringelblume
Wieder im Roggebroek zum baldigen Auswassern.
Eine Schauerbö nähert sich.


Noch einmal schauen nach der Lytse Germ, bevor sie verkauft wird.
Die Algenblüte äussert sich auch im Roggebroek mit dickem Schaum.
Spaziergang zum letzten gemeinsamen Abendessen mit Doodsens
(für dies Jahr).
Einzeln sind sie einfach schön.
Die Familie ist standorttreu.
Da war noch vor wenigen Tagen keine Lücke mehr zwischen all den
Skutsjes.
Ein Mückenschwarm, wie dicker Rauch.
Noch eine Nacht leise geschaukelt werden.
Rein-Schiff.

Gleich gehts aus dem Wasser ins Winterlager.

Danke, Lubbe!
Sieht noch gar nicht nach Ende Saison aus.

Dennoch gehts für uns jetzt dann gleich auf den Weg, den wir in Etappen zurücklegen wollen, um die Saison noch etwas nachzugeniessen. Alles Gute Roggebroek und BonBini!

Mittwoch, 23. April 2025

Gemütlichkeit ist angesagt

Dieser Beitrag spielt im August 2024

Enkhuizen wartet mit Spezialitäten auf

Nachdem wir in Hindeloopen mit Freunden diniert, alleine einen Gazellen-Ritt (Fahrrad-Miete) nach Makkum unternommen und das Städtchen in vielen seiner Facetten abgelichtet haben, führt uns der Wind nach Enkhuizen in den Compagnieshaven direkt beim Open-Air-Museum. Die Oostindische Compagnie war ein später Nachfolger der Hanse-Handelsvereinigung, der zum Beispiel auch Stavoren angehört hatte. Diesem Nachfolger verdankt der Compagnieshaven seinen Namen.

Auch Enkhuizen unterhält uns mit seinen Vereinsanlässen, Carillon-Konzerten von den Kirchtürmen und vom Dromedaris herab oder gehäkelten Sonnenschirm-Überzügen im Pfannkuchenhaus Dinercafé Retro zwischen Buiten- und Buyshaven. 

Die Carillon-Konzerte werden auf den Ankündigungen für die Zuiderkerk für jede Darbietung mit einem anderen Künstler beworben. 1 1/2 Stunden dauert ein entsprechendes Konzert hier und ist vom Hafen aus gut zu hören. Kurze Melodien werden täglich sowohl vom Dromedaris, als auch von den Kirchen aus alle halbe Stunden dargeboten. 

Die Brandweer bringt sich mit einer vergnüglichen öffentlichen Übung in Erinnerung bei Einwohnern und Touristen, indem sie eine in dieser Hitze sehr willkommene Abkühlung bietet. Aus allen zur Verfügung stehenden Geräten duschen sie die Bevölkerung und präsentieren damit die Löschkraft aus Schläuchen und Spritzen und fischen Jugendliche oder Kinder aus der Gracht zwischen Dromedaris und 'tAnkertje.

Während wir im 'tAnkertje hervorragend schmeckende vegane Gehaktballetjes geniessen, springen ein Vater und seine rund 10-12jährige Tochter x-mal in die Gracht von der Brücke, welche Dromedaris und 'tAnkertje verbindet. Der Skipper fotografiert sie und sendet ihnen anschliessend die Fotos auf ihr Handy, was einen kurzfristigen Kontakt genau für diese Fotos ergibt, den sie genau so schnell wieder löschen. 

Passt doch zur Seefahrt, wenn man auch noch internationale Pflänzchen entdeckt.:


Kanadisches Berufkraut.

Das Tautropfengras wächst urprünglich in Nordamerika bis Kanada.

Mexikanisches Federkraut.
Der Purpur-Sonnenhut (Echinacea) kommt glaub auch nicht aus Europa,
sondern aus Nordamerika.
Da hätten wir das Patagonische Eisenkraut (Verbena).
Sie nennt sich einfach Stockrose, obwohl sie
verwandt ist mit den Marshmallows.
Die Kalimeris Incisa ist eine Asternart (Garten-Schön-Aster).
Nicht immer ist drin, was draufsteht: Acker-Schachtelhalm.
 Horn- oder kriechender Sauerklee ist weltweit verbreitet.
Kleinblütiges Knopfkraut oder Franzosenkraut mit
seinen fünf hübschen Kronblättchen
Auf diesen Namen käme man selbst wohl nicht:
Schönes Federchenmoos. Es ist in Stämmchen und Blättchen gegliedert,
wie Lebermoos. Schön? Federchen?
Der 12. August sieht uns wieder segelnd.
Wie immer fahren wir am Empfangslokal vorbei,
um uns unsere Box nennen zu lassen. Super-Service.
Die Sonne brennt noch immer stark.
Ein Motorboot wird von der KNRM in den Hafen gebracht.
Auf der Dromedaris-Seite ist die Feuerwehr (Brandweer) in Aktion.
In Badehosen oder leichter Kleidung wird die Abkühlung empfangen.
Einzelne Fahrzeuge der Brandweer sind bereits wieder am Zusammenräumen.
Auch die Feuerwehr-Leute selber stehen in leichter Kleidung bereit.
Das Carillon vom Dromedaris spielt hier.
Ein Essen in der Mastenbar am Compagnieshaven bietet Abendstimmung.
Man rüstet sich zur Nachtruhe.


Hier hören wir das Carillon der Zuiderkerk.

Da ebenfalls, so zauberhaft, es vom Boot 
im Hafen aus zu geniessen.
Auch die Sonne legt sich langsam nieder.


Fast ist sie in den Federn (oder unter der Wolle, wie man hier sagt).
Noch die letzten Sekunden Musik 
in der bürgerlichen Dämmerung.
Das Wasser wird am nächsten Morgen etwas aufgeraut.

Nicht alle lassen sich davon aus der Ruhe bringen.
Ein vertrauter Anblick.
Meist ist der Hafendienst um all die Häfen in Enkhuizen
mit dem Fahrrad auf Tour. Hier zwischen dem Oude Haven und dem Fahrwasser 
zum Buitenhaven.
Wenn ihr uns die Baumstämme zum Rasten nehmt, setzen wir uns 
auf eure Fortbewegungs-Mittel!
So versteht man den Namen Dinercafé Retro, der sich auch in der
zusammengewürfelten Möblierung zeigt: Gehäkelte Sonnenschirme.
Im Hintergrund der Buyshaven, auch eine Zeitlang unser
Standort.
An Schüchternheit leiden die Dohlen nicht.


Gleich hier legt auch die Fähre aus Stavoren an.
A apropos Fähre und Stavoren: Es wird Zeit!
Wie bequem der Wind uns nach Norden schiebt.
Während wir (schwarz) nach Norden halten, segelt die Nexus (im Roten Kreis)
von Medemblik her südlich der Vogelinsel De Kreupel wieder in Richtung Urk.

Nach dem Schleusen liegen wir im Stadthafen, 
wo alles Nötige noch nahe ist.

Tja, das ist dann wohl unser letzter richtiger Törn dieser Saison. Danach verholen wir nur noch vom Stadthafen Stavoren in den Roggebroek, wo wir dies Jahr das Winterlager für unsere BonBini zum Glück wieder haben und sie beruhigt Lubbe und seinen Assistenten überlassen können, nachdem letzten Winter in Laboe nicht alles so ganz nach unserem Gusto war. Wir hätten Freude gehabt, unser Boot mal schon auf der Ostsee zu wissen, wenn wir sowieso meist im Sinn haben, die Sommersaison dort zu verbringen. Die Nachttörns und langen, tideabhängigen Strecken auf der Nordsee bis zu Elbe entfielen dadurch. 

Doch manchmal muss man einfach in die Ferne schweifen, um zu sehen, dass das Gute liegt so nah.