Montag, 17. August 2020, bewölkt, heiss, schwül, am Abend Gewitter
Roggebroek, Stavoren
Mit offenen Armen werden wir im Hafen Roggebroek empfangen und erhalten einen Platz bis zum Auswassern. Die ersten Tage ist es so heiss, dass keine Energie bleibt, um auch nur irgendetwas körperlich zu unternehmen. Schon die Fahrradtour zum Coop ist beinahe allzu anstrengend. Herumliegen, lesen, schwitzen ist schon Herausforderung. Dabei haben wir noch Glück, denn über 31.9°C wird es nie. Vielleicht, weil öfter nachts ein Regen fällt oder ein Gewitter abkühlt.
Doch so eine Zeit hat auch ihre Vorteile. Der Hafeneigner stellt nicht nur Kinderspielgeräte, wie Klettertürme, Seilbahn, Reck, Schaukeln, Pedalo-Autos und Fussballplatz, sondern auch Kanus und SUP-Bretter zur Verfügung. Irgendwann ist der Reiz gross und die Luft kühl genug, dass auch die Autorin es wagen will. Nach langem und häufigem Zuschauen hat sie die Technik entdeckt, die für sie am geeignetsten zu sein scheint.
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Ziemlich wackelig!
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Die Mole beim Kran ist niedrig, hat Klampen oder eine Reling. Am Brett ist in der Mitte ein Handgriff aus Gurtband angebracht, mit welchem das Brett schön im Gleichgewicht gehalten werden kann, um es zu Wasser zu lassen. Der lange Fussgurt bleibt auch in der Hand. So kann man sich aus dem Sitzen an der Mole auf die Knie aufs Brett verholen. Das Paddel nicht vergessen. Die ersten Anfänge sind gelungen. Nun gehts ein Stück weit auf den Knien, wie im Schlauchboot. Doch der Ehrgeiz will mehr. Mit viel Wackeln und Zittern wird eine stehende Haltung erreicht. So ein bisschen Darwin-artig: stützen mit allen vier Pfoten, Kopf aufrichten, Rücken noch mehr aufrichten, Beine etwas mehr strecken. Doch die Endstellung (also noch nicht Homo-Smart-Phonensis) kommt erst in der dritten autodidaktischen Lektion zum Tragen. Das Ziel ist schon in der ersten Lektion, einfach trocken zu bleiben. Auch mit mehr Mut zum rascheren Stehen und weitere Strecken zu paddeln, bleibt dies als Ziel bestehen, nun sichtbar am herausfordernden Tragen von Shorts und Tanktop statt Bikini. Der Fotograf hatte unermessliche Geduld, um auf den grossen Platsch zu warten. Erfolglos.
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Das Risiko vom Reinfallen ist schon kleiner.
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Nach dem gestrigen starken Gewitter mit viel und heftigem Regen ist es heute etwas kühler und verführt zu Decksarbeiten und zum Waschen.
Am späten gestrigen Sonntag-Nachmittag entdeckten wir bei den nach Hause gefahrenen Deutschen auf deren Boot ein Luk, das noch offen stand. Zu dritt haben wir schliesslich die Lösung gefunden. Die Schreiberin meldete es, ein Bekannter des Skippers schrieb eine E-Mail an Lubbe, den Hafenbetreiber, während der BonBini-Skipper selbst mit Plastikbeutel und Klebestreifen das Luk abdeckte. Dieser Regen hätte wohl einigen Schaden angerichtet, während die Eigner nun schön beruhigt zuhause bleiben können, bis sie wieder Zeit für ein Segelwochenende haben werden. Immerhin dauert für sie, wie wir vernahmen, die Anfahrt auch gute drei Stunden.
Gestern hatten wir Besuch von Thomas von der Lytse Germ. Eigentlich wollte er noch auslaufen, doch er leistete uns länger als geplant Gesellschaft und verschob seinen Start auf den Folgetag. Zum Glück vielleicht, denn mit einem solchen Gewitter und Starkwind wäre es vor Anker bestimmt nicht lustig. Wir krängten im Hafen so stark, dass wir unseren Tee gleich ins Spülbecken stellten, weil er auf dem Salontisch nicht mehr sicher gewesen wäre. Gabi und Christoph wollten auch vor dem Regen zuhause sein, sie kommen am nächsten Wochenende wieder mit Gästen aufs Schiff.
Damit die Wäsche nicht zu lange einfach in der Maschine liegen bleibt und andere Waschfreudige von ihrem Wirken abhält, stellt die Autorin stets die Eieruhr mit einer geschätzten Zeit, um den Ablauf zu verfolgen. In einer halben Stunde ist das nächste Nachschauen angesagt.
Heute hat die Schule wieder begonnen. Besonders freudig war das beim ersten Erwachen um 06:00 Uhr, denn dies wäre die Abfahrtszeit, um mit dem Fahrrad rechtzeitig für notwendige Morgenaktivitäten vor der Ankunft der Schüler*innen in der Schule zu sein. Gleichzeitig meldete sich ein ganz kleines bisschen Wehmut, weil das Kollegium fehlt.
Zuhause beginnt für die Hälfte von Renés Enkeln heute auch der Kindergarten. Für den Jungen bedeutet dies den Start ins zweite Jahr, während es für das Mädchen der Anfang des ersten Kindergartenjahres ist. Es sieht glücklich aus. Viel Spass und viele Freunde wünschen wir euch!
Den ganzen Tag soll nun noch leichter Motregen fallen.
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Gewitterstimmung gestern Abend und heute Nachmittag.
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Gut, die Segel sind verpackt und der Baum weg. Morgen ist erst der Mast und dann das ganze Schiff an der Reihe. Natürlich spielt uns der Regen noch Streiche. Kaum ist die Genua zum Herunterholen ausgerollt, fällt ein Platzregen. Also wieder einrollen. Der nächste Platzregen, der sozusagen einen Anlauf zum Hagel nimmt, stört erst, als das Gross schon fast fertig zum Verpacken ist. Anschliessend Ruhe, kein Wässerchen trübt mehr die Arbeiten und die Segel sind ohne Anlass zum Schimmeln am Trockenen.
Mal sehn, was morgen wird.
Jedenfalls freuen wir uns auf den Heimweg in Etappen.
Ist ja schon verrückt, dass wir früher für die neun Wochen, welche der Skipper nun am Stück an Bord ist, das Boot ein halbes Jahr im Wasser liegen und es alle Wetter- und Bio-Unbilden (Mücken, Spinnen, Laub, Pflanzensamen in Massen, Algen, Hagel, Regen, Schnee, ...) ertragen liessen, ohne an Bord zu sein. Frühlingsferien, Sommerferien, Herbstferien waren dazu da. Das hat sich nun gewaltig geändert. Ab dieser Saison darf die BonBini am Stück arbeiten und wird auch die ganze aktive Zeit rein gehalten, nicht nur während sie an Land in der Halle ist! Diese Halle hier im De Roggebroek und wie sie behandelt wird, ist schon ein Glück für unser Schiff.