Freitag, 7. August 2020, 2Bft NE, 26°C, wolkenlos
Waddenhaven Texel
Wie am Vortag vereinbart, sind wir um halb zehn Vormittags bei der TukTuk-Vermietung. Viele der Fahrzeuge stehen schon bereit und sind so getankt, dass man damit den ganzen Tag ohne aufzutanken durch die Insel streifen kann. Nebst der Fahrzeug-Instruktion erhalten wir eine Karte mit Erklärungen und Anweisungen, welches die schönsten Fahrwege sein würden. Einen Rückwärtsgang gebe es nicht, den hätten sie herausgenommen, weil die Touristen damit versehentlich Unfälle verursacht hätten. Das bedeutet also, dass man vor dem Parkieren stets überlegen muss, ob leicht wieder aus dem Parkplatz geschoben werden könnte oder ob man vielleicht einen Platz findet, aus dem einfach vorwärts herauszukommen ist.
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Unser heutiges Reisemobil am Fährhafen. |
Zur Fähre
Es ist ein Abenteuer, das auf uns wartet. Als wir beinahe auf der Fähre landen, wird uns ein Wendeplatz angewiesen, damit wir auf den Hol- und Bringplatz gelangen. Die Passagierin und Navigatorin verstand die Anweisungen des Chauffeurs René nur ungenau und führt ihn nach der Aussicht auf die auslaufende Fähre direkt in die falsche Richtung.
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Eben abgelegt nach Den Helder |
Beim zweiten Anlauf finden wir den bewachten Strand. Vorher aber wird noch das Rückgrat gestaucht und an einem Schleudertrauma knapp vorbeigeschrammt. Das wird uns den ganzen Tag verfolgen. Auch wenn die Schwellen schön genommen werden können, warten mitten in der Strasse in diesem Licht nicht sichtbare Vertiefungen und Erhöhungen. Manchmal schaffen wir es, halbwegs zu stehen und die Holperei einigermassen aufzufangen.
Am Strand
Der Strand entschädigt ungemein. Einen so feinen Sand haben wir beim Bastelset mit Skulpturen-Sand zuletzt gespürt. Auch im Wasser stört kein einziger Stein das wunderbare Gefühl. Die Wellen sind mässig, die Badeaufsicht sehr aufmerksam. Jeder Unregelmässigkeit geht sie sofort nach, sei es am Strand oder auf dem Wasser. Zum Beispiel, wenn einer mit seinem SUP zu weit hinaus paddeln will oder eine Getränkedose verloren geht. Kürzlich haben wir online in der Zeitschrift "Zeilen" (Segeln) über sogenannte "mui" gelesen, Strömungen, mit welchen man als Schwimmerin umgehen können sollte. Nur dort, wo vom Land aus brechende Wellen zu sehen sind, ist das Schwimmen sicher. Dazwischen bauen sich oft unsichtbare Strömungen auf, welche einen kräftig mitziehen. Solange man sich mit der Strömung treiben lässt, ist man auf der sicheren Seite, weil sie ausserhalb der unsichtbaren Sandbänke sich abschwächt, man ohne Kräfte zu vergeuden nach rechts oder links schwimmen und dort wieder das Ufer erreichen kann. Oder eben: bewachte Strände und Zeiten für das Badevergnügen nutzen. Jedenfalls ist das Wasser hier herrlich, vollkommen ohne Seegras, Tang oder Quallen. Natürlich ist nach dem Umziehen alles voller feinstem Sand und vermutlich auch salzig, denn Duschen sind nirgends installiert.
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Lauter Taschenmesser-Muscheln |
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Spuren im Sand |
Der Skipper genehmigt sich im schattigen Ausguck ein frühes Mittagessen und passt neben den Strandwächter*innen ebenfalls gut auf. Beim späteren Strandspaziergang geht es an einer Auster mit Seepocken vorbei zu Flächen voller kleiner Müschelchen, welche ein hübsches Muster in den Sand zeichnen, weil sie mit jeder Welle einen kleinen Weg hinein graben. Mehrere ganze Felder und Haufen von Taschenmesser-Muscheln haben sich ebenfalls angesammelt.
Kreuz und quer gen Norden und zurück
Weiter gehts tuktukend den Nebenstrassen entlang über die Insel, durch Ortschaften und immer wieder zu einem Kaffee-Halt. Die Heide blüht dunkelviolett mit der Sonne im Rücken und fast bräunlich im Gegenlicht. Die Kiefern duften für uns erholsam, für sich selbst eher warnend, damit sie Hilfe kriegen von bestimmten Insekten oder Vögeln gegen Frassfeinde. Die Servierfrau in der Pizzeria Italia in Den Hoorn freut sich übers Niederländisch der Autorin. Der Skipper und Chauffeur findet zum Glück Fahrrad-Handschuhe, denn der Gas-Hebel muss in seiner gewünschten Stärke während der ganzen Fahrt festgehalten werden, damit er nicht auf Standgas zurückfällt. Beim Schalten scheppert es unter dem Sitz der Passagierin, als ob hier mehrere Schrauben und Nieten verloren gingen. Zudem sind gewisse Teile nicht fest oder lösen sich nach dem Eindrehen wieder. Das Sonnendach sollte gemäss Anweisung einfach mit Klettverschluss am vorderen Verdeck festgemacht werden können, was auch wunderbar funktioniert. Leider schlägt es kurz darauf gegen den wirklich schwachen Wind einfach zurück. Beim nächsten Halt schliessen wir auch den zugehörigen Reissverschluss. Nun tut es seinen Dienst.
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Im Gegenlicht fast braunviolette Heide. |
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Rosa bis lila mit dem Licht. |
Zwei weiteren solchen Gefährten begegnen wir unterwegs, was zu strahlendem Winken führt, denn keiner will zugeben, um welche Tortur es sich bei dieser Vergnügungsfahrt handelt. Schliesslich ziehen wir entlang dem Flugplatz zum Leuchtturm im Norden und erholen uns hier eine Zeitlang. Obwohl Hochsaison ist, stehen wenige Fahrzeuge auf den nahen Parkplätzen. Ganz im Nordosten beim Fähre- (nach Vlieland, nur für Fussgänger) und Rettungsboot-Anleger setzen wir uns in den Schatten auf eine gemütlich gepolsterte Sitzbank und schauen der kleiner werdenden Sandbank weiter draussen zu. Schwimmen sei an diesem Strand wegen gefährlicher Strömungen verboten, dennoch lassen sich einige von diesem Vergnügen nicht abhalten.
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Im Hintergrund die schwindende Sandbank |
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Blick über den Strand nach Nordwesten |
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Leuchtturm Texel |
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Atme See und salzige Luft Mit deinen Füssen im Sand Blickend Nach der Welt Am anderen Ufer (Notiert auf der Willkommenstafel des Café Noordkaap) |
Schliesslich gehts mit einem Abstecher ins Zentrum von Den Burg wieder zurück zur Vermietung mit der Mitteilung, wir hätten das Schwimmen, die Cafés und die Insel genossen. Doch werden wir wohl kaum wieder ein solches Gefährt mieten.
Corona ist überall sehr präsent. In den Cafés mussten wir unsere Daten hinterlassen. Auf den Strassen sind Absperrungen, Pfeile und Anweisungen nicht zu übersehen. Man shopt also zuerst auf der Hinseite diesen Geschäften entlang und später erst denjenigen auf der anderen Seite nach. Flanieren und Seitenwechsel nach dem, was einem als Auslage in die Augen sticht, ist nicht opportun. Von der Fähre kamen die Passagiere mit Mundschutz. Auch im Hafen sind die erlaubten Wege genau markiert. Und dennoch scheint es, als ob vielen Menschen die Anweisungen entgehen oder sie ihnen egal sind.
Abends und am nächsten Tag erinnert uns Muskelkater lebhaft an den TukTuk-Ausflug.