Dienstag, 10.10.2017: Wie
für uns üblich, lach.
Der Sonntag blieb sonnig und ein Spaziergang ins Städtchen
bescherte uns Fischchnusperli der beliebten Art: solche im Chörbli, nicht
solche im Fahrwasser. Ja, und der Nachbar ist wieder vom Schiff gegangen, ohne
seine Leinen schlagsicher zu vertäuen.
Der Sonnenuntergang vom Cockpit aus wurde durch eine breite Wolkenwalze etwas verkürzt, war aber traumhaft schön.
Am Montag fuhren wir zu unserem Halleneigner, der
eigentlich Schiffszimmermann ist. Eine Führung durch seinen Betrieb zeigte,
womit er beschäftigt ist. Im Moment steht der Bau einer riesigen
Traditionsyacht an, alles aus Holz, ausser der Mast, der wegen des zukünftigen
Fahrgebietes von Mittelmeer und Karibik aus Alu sein muss. Sonst würde er - von aussen unsichtbar - zu schnell morsch im Kern, während die Schiffszimmereien dort rar
sind. Extrem spannend, wie alles in Holz-Schichten aufgebaut und verleimt wird.
Weitere Handwerksbetriebe arbeiten mit der Firma Ventis
zusammen, sodass unser Boot im Winter dort in der Halle in besten Händen sein
wird.
Danach gings ans Einkaufen des täglichen Bedarfes in unserem
Lieblings-Deen-Laden. Und in einer guten halben Stunde wird die Frau vom
Polsterbetrieb kommen und uns Vorschläge für die neuen Polster im Salon und in
der Vorschiffskoje machen. Eigentlich hatten wir das bald nach dem Kauf des Bootes erledigen wollen, weil vor allem die Salon-Polster schon heftig durchgesessen waren.
Aber was alles technisch anstand durch die Jahre...
Was sie uns wohl alles zu bieten hat, die Polsterin?
Brigitte mass und erzählte und schlug vor. Ini, Wachführerin auf der
„Noorderlicht“, die Bescheid weiss über alle wichtigen Sternbilder, ist
eine Freundin von Brigitte. Brigitte selbst arbeitet in ihrem Atelier (
brigittemajoor.nl ) und gleichzeitig an der Segelschule in Enkhuizen, welche ihr
Start-Schulschiff aus Beton im Hof der Segelschule stehen hat. Jedenfalls sind
die gemeinsamen Themen beinahe unerschöpflich. Schon Nachmittags besuchen wir
sie in ihrem Geschäft und wissen am Ende kaum mehr, wo uns der Kopf steht vor
lauter Möglichkeiten. Wir bekommen zwei Musterbücher mit an Bord und
vergleichen und halten Stoffe hin, wählen und verwerfen, bis wir sicher sind.
Tags darauf fahren wir nach Muiderzand, um unseren
Bootsschlüssel für den neuen Werftbesitzer abzuholen und in Lelystad das Outletdorf
„Batavia Stad“ zu besuchen. Auch der nächste Tag wartet sonnig, aber mit viel
zu viel Wind mit einem Auto-Ausflug nach Volendam auf. Merkwürdig, ohne Boot dort zu
sein, aber schön, alle die bekannten Verkäuferinnen wieder zu sehen.
Freitag, 13. 10 17: Der
grosse Moment
Wind und Wetter stimmen: „Wir laufen aus!“ (Dieser Satz
stimmt und stammt aus der Fernsehserie „Küstenwache“. Man hört ihn, wenn der
Kapitän für einen Notfall auf die Ostsee muss.)
Aber Murphy hats gesehen. Der Auspuff spuckt kein Kühlwasser
aus. Es reicht noch bis zum Meldsteiger des Buyshaven. Der Schuldige ist bald
entdeckt: Der Kühlwasserschlauch zieht Luft, statt Wasser an, weil er gebrochen
ist. Die Reparatur dauert mit dem Austauschen des Impellers eine Stunde.
Ijsselmeeer, die BonBini kommt! Das Schleusen in Stavoren
ging, genau wie die Überfahrt, im Hui. Das Plätschern der Wellen am Rumpf
erzeugte ein richtiges Feriengefühl. Doch auch der Liegeplatz im Binnenhafen
erhält das wohlige Sein aufrecht.
René entdeckt sie! Die Verkehrsschule für
Kindergärten. Direkt an der Durchgangsstrasse üben sie, die beiden Enten,
Männchen und Weibchen. Sie stehen am Strassenrand, schauen nach links, nach
rechts und noch einmal nach links. Ein Auto kommt von links, ein Velofahrer von
rechts. Als beide vorbei sind, noch einmal vorbildlich schauen, dann watschelt
das Entenpärchen über die Strasse, er voraus, sie hintennach. Der Blumengarten
auf der anderen Strassenseite passt der
Dame offenbar nicht. Sie will zurück. Er gibt ihr zu verstehen, dass sie
warten müssten, bis zwei Autos längs gefahren sind, und das Ganze beginnt von
vorn. Auf der Wiese vor dem Schiff pickt ein anderes Enten-Pärchen und zu viert
kommen sie zu uns, um zu schauen, ob vom Boot noch was Besseres käme.
Unsere Stadtpolizistin nimmt als Maskottchen irgend ein weisses Ferderviech mit zum
Verkehrsunterricht in die Kindergärten. Nun kennen wir zumindest deren Quelle.
Abends ruft Christoph an, um die Ankunft der "Windsbraut" auf
Samstag anzukündigen. So haben wir etwas, vorauf wir uns so richtig freuen können.
Hoffentlich benimmt der Wind sich anständig am Samstag.
Samstag, 14. Oktober 2017:
Glückliches Wiedersehen
Die Windsbraut kommt mit Sonnenschein längsseits und mit ihr
Gabi, Christoph, Anna und Rainer. Seit Vlieland bei Regenwetter im Frühling
haben wir Gabi und Christoph nicht
wieder gesehen. Nach einer äusserst herzlichen Begrüssung wartet Klöschnak bei
Kaffee und Rosinenbrötchen. Wir verabreden, uns in Hindeloopen wieder zu
treffen.
Beim Einkaufen im Coop Stavoren lernt Marlies selber im Laden Orangensaft zu pressen. Und im Friesland-Shop gibt es Sonnenhüte mit
Seerosen-Herzen. Das muss sein, denn der alte Friesenhut hat seinen Geist
aufgegeben.
Ablegen und schleusen sind eines. Tücher hoch und in
Rauschefahrt gen Hylpen. Weil es so gefällt und das Tuch perfekt steht, mit
einem Abstecher Richtung Abschlussdeich.
Nach der Einfahrt in den Hindelooper (Hylper) Hafen drehen
wir eine Runde im Vorhafen, um die Windsbraut zu suchen. Nichts zu sehen, also
festmachen am Meldsteiger. Der Hafenmeister saust aus dem Büro, nimmt die
Leinen an und will schon wieder zurück mit der Feststellung „BonBini für eine
Nacht“, als Christoph dessen Weg kreuzt und uns zuruft, dass er längs im alten Becken an der Quaimauer liege. Weil der Hafenmeister und Christoph sich seit
bald dreissig Jahren kennen, gibt das keine Probleme und wir liegen nun für die
Nacht längsseits an der Windsbraut.
Doch vorerst können wir noch eine gefühlte Ewigkeit im
Cockpit sitzen, Snacks, Anlegedrinks und das Beisammensein geniessen.
Im kleinen Havenkantoor des Aussenhafens freut sich der
standardmässig in Kapitänsuniform gekleidete Hafenmeister im traditionellen
Hüttchen auf Deutsch: „Ach, die BonBini ist wieder hier. Zwei Personen, kein
Hund.“ Nette Begrüssung, welche wir Renés Wochen mit Dani zu verdanken haben,
denn damals hatten sie ebenfalls im Aussenhafen angelegt, während die Stammcrew
der BonBini stets im Hylper Innenhafen lag.
Zur Feier des Segelwochenendes gehen die Vier von der
Windsbraut auswärts essen, denn Sonntags steht für sie die Heimfahrt nach Stavoren
an. Auf der BonBini gibt es Suppe und kaltes Abendbrot. Bei laufendem
Störtebeker-Film (eine Ralswieker-Aufnahme aus 2012) fallen uns bald die Augen
zu und der Weg in die Koje ist klar.
Sonntag, 15. 10 2017:
Windsbraut Adé
Die Nacht ist windstill und wolkenlos, aber extrem feucht.
Es tropfte bisweilen so stark von den Stagen, dass es nach Regen klang. Auch
innen ist es feucht am Morgen, aber die Sonne wird es richten.
Im Dienstalters-Urlaub freuten wir uns immer wieder über die frühen
Sonnenauf- und späten Untergänge. Das Gegenteil ist nun der Fall. Um sieben Uhr
ist noch alles stockdunkel, um fünf vor halb acht sieht die Welt aus, als ob es
zwanzig vor fünf wäre. Dennoch sind Sonnennachmittage wie gestern und vermutlich
heute ein Riesengenuss im Cockpit.
Ob wir heute die neuen Ijsselmeer-Inseln erkunden? Oder geht’s
nach Medemblik? Auch Lemmer haben wir länger nicht gesehen.
Nichts von alledem. Wir verabschieden uns von den Windsbraut-Leuten mit dem Versprechen, uns bald wieder zu hören. Der erste Schlag nach Hindeloopen ist mit Ziel Kreupel-Inseln gesetzt. Doch genaues Hinschauen auf den Elektronikkarten zeigt, dass noch keine Möglichkeit besteht, an Land zu gehen. Also beim Wenden Kurs Lemmer mit dem Ziel des Hafencafés. Aber auch das wird verworfen, denn bis wir dort ankommen würden, wäre die Sonne auf ihrem Tiefstand. Gut, in Enkhuizen liegen wir sicher, bequem und können unseren Anlegedrink noch bei Sonne geniessen. Ein Jahr mehr haben wir hier die Klipper-Regatten um Enkhuizen verpasst, doch die eindrückliche Flotte der hervorragenden Zweimaster begrüsst uns beim Heimkommen.
Weil halt wieder einmal Feuchteschimmel unsere Vorschiffkojen ziert, wird ihm mit Javelwasser zu Leibe gerückt. Dabei zeigt sich ein nicht abgedichteter Schlitz gegen das Vorschiff. Vielleicht kommt die Dauerfeuchtigkeit um unsere Matratzen herum auch aus dieser Richtung? Jedenfalls ist bald alles abgedichtet. Warum das nicht früher entdeckt wurde? Weil solche Arbeiten eher immer am frühen Morgen oder jedenfalls im Dämmerlicht stattfanden, da sah man nicht durch die Kluft. Sie schien eher wie ein Stück Bordwinkel, der auch nach Javel verlangte...
Morgen werden die Segel heruntergeholt und zusammengelegt, solange noch trockenes Wetter herrscht. Danach folgen weitere Kleinarbeiten, um das Auswassern vorzubereiten, das dies Jahr mit der Halle und den technischen Arbeiten so vielversprechend beginnt.
Zum Glück können wir uns mit Klaus und Christoph sowie unserem treuen Dani auf die Klausfahrt auf dem Zürichsee freuen.