Montag, 16. 0ktober 2017:
Das Schiff winterklar machen
Obwohl die Segel gerade so schön trocken waren, um sie im Boot für den Winter zu lagern, nahmen wir davon Abstand, denn wir wollen die Sonne noch im Cockpit geniessen.
Bis weit über den Mittag hinaus dauert es am Montag, und das Deck ist noch immer nicht trocken. Nach dem ausführlichen Wetterbericht, der nichts Schönes verspricht für unseren Tag des Auswasserns, kommt der Bescheid, dass wir das Schiff am Dienstag gleich zur Werft bringen können. Auf Samstag wurde zwischendurch Windstärke 12 angesagt, was Orkanstärke bedeutet. Bei solchen Winden wird gar nicht ausgekrant.
Bis weit über den Mittag hinaus dauert es am Montag, und das Deck ist noch immer nicht trocken. Nach dem ausführlichen Wetterbericht, der nichts Schönes verspricht für unseren Tag des Auswasserns, kommt der Bescheid, dass wir das Schiff am Dienstag gleich zur Werft bringen können. Auf Samstag wurde zwischendurch Windstärke 12 angesagt, was Orkanstärke bedeutet. Bei solchen Winden wird gar nicht ausgekrant.
Die Segel falten sich beinahe von selbst in ihre Ursprungsfalten und sind rasch unter Deck. Unten noch putzen und packen, oben alle Leinen und elektrischen Verbindungen lösen, welche den Mast noch mit
dem Schiff verbinden. Wanten und Stage werden erst am Kran entfernt.
Jetzt heisst es also, fürs Abendessen alle Reste zu einem Menü verarbeiten,
nachdem technisch und Gepäck-mässig alles bereit ist. In dem Fall gibt es
Tomaten-Suppe mit Reis sowie Sauerkraut mit gebratenem Kartoffelstock und
Schinkenstreifen. Ist gar nicht mal so schlecht. Zum Glück fürs Fleisch und
alle unsere Brötchenzutaten funktioniert der Kühlschrank im Büsli gut. Das kann
alles auch zuhause verwendet werden.
Noch einmal bei Kerzenlicht ins Cockpit, dann hat Rasmus
Wind für uns die diesjährige Segelsaison im Norden abgeschlossen.
Dienstag, 17. Oktober 2017:
Jupiter am Morgenhimmel
Noch ist alles dunkel, doch der Wecker holt uns gnadenlos
aus der Koje. Was noch nicht im Auto ist, aber heim muss, wird nun ins Büsli
gefugt.
Um neun Uhr heisst es, zum letzten Mal dies Jahr, ablegen von
unserem Platz und auslaufen aus dem Buyshaven. Die Hafenmeister winken zum
Abschied, das Velo ist am Mast festgebunden. Ein nebliger Morgen. Welle und
Wind nehmen etappenweise zu. Im Hafen nichts. In der Zufahrt wird es kühl. Beim
Warten auf die Schleusenöffnung müssen wir zum Ablegen schon eindampfen und
nach der Schleuse hüpft unser Boot auf den Wellen. Trotz des zunehmenden Windes
bleibt der Nebel. Ein grosser roter Himmelskörper mit unterschiedlich breiten
Streifen steht an der Stelle, wo man um diese Zeit die Sonne erwartet. Jupiter
auf Reisen? Begleitet er BonBini zur Werft?
Wir werden erwartet und zu einem Plattbodenschiff dirigiert,
an dem wir längsseits festmachen. Ja, die BonBini bleibe hier und wir könnten
nach Hause gehen. Der Mitarbeiter erklärt, auch seine Frau sei immer ein bisschen traurig,
wenn es ums Einwintern des Bootes gehe. Aber es sei doch auch gut, nun warte
anderes und man könne sich wieder auf den Frühling freuen. Edwin heisse er und
sie würden die BonBini gut pflegen über den Winter.
In Muiderzand war alles ganz selbstverständlich. Das Boot kam von dort, wurde wieder da an uns verkauft durch Stefan, der die BonBini schon kannte und uns einen Platz im Hafen besorgte. Shipshape und Sailloft, auch die Hafenmitarbeiter waren sozusagen Heimat fürs Schiff. Und wir waren immer dabei beim Einwintern und Auswassern, haben mitgeholfen. Aber nun? Alles neu und fremd. Niemand kennt BonBini...
In Muiderzand war alles ganz selbstverständlich. Das Boot kam von dort, wurde wieder da an uns verkauft durch Stefan, der die BonBini schon kannte und uns einen Platz im Hafen besorgte. Shipshape und Sailloft, auch die Hafenmitarbeiter waren sozusagen Heimat fürs Schiff. Und wir waren immer dabei beim Einwintern und Auswassern, haben mitgeholfen. Aber nun? Alles neu und fremd. Niemand kennt BonBini...
Schliesslich fährt René mit dem alten Klappvelo zum Auto,
kommt mich mit diesem holen und wir werfen noch einen zweitletzten Blick auf
die BonBini. Immerhin sehen wir da
gerade, wie sie ein anderes Boot mit dem Traktor in den Hof schieben.
Vom Damm dann noch ein allerletzter Blick zurück zur Werft,
von wo die BonBini zum Abschied mit dem Mast winkt.
Wir fahren unseren Weg, bis die A6 in die A1 mündet und
staunen wieder, was in den gut fünf Jahren, seit wir zum ersten Mal in
Muiderzand waren, alles gebaut und geändert wurde: eine ganze Stadt mit neuen
Quartieren schoss aus dem Boden. Ein Bahnhof und eine Haltestelle. Eine Auto-
und eine Eisenbahnbrücke sowie eine vielspurige Autobahnkreuzung verbinden das
Festland mit dem Polder Flevoland. Von dem allem ist der Hafen nun Teil
geworden und liegt nicht mehr hinter einem Wald, nur erreichbar über eine
schmale Strasse, die sich durch Berge von Sandsäcken windet. Der Hafen selbst
ist umgebaut: neuer Hafenkran am vergrösserten Kranbecken; keine blauen Hallen
mehr, damals das Wahrzeichen für den Mut, im Nirgendwo einen Hafen mit tausend
Plätzen zu bauen; das Hafenbüro abgerissen und als braune Schiffskommandobrücke
wieder aufgebaut. Schiffszubehör-Laden Kniest und Shipshape aussen ebenfalls
braun; lauter Schwimmstege mit Fingerdocks; Toiletten- und Dusche-Gebäude
geschlechtergemischt; Strand mit Erlebnispark und Tribüne. Muiderzand ist nun
kein Ort mehr, sondern nur noch ein Hafen der Stadt Almere-Poort auf dem Land
eines dem Meer abgerungenen Polders, den es erst seit gut 50 Jahren gibt.
Der merkwürdige Nebel bleibt, die Sonne als Jupiter
verkleidet verschwindet aus dem Blickfeld. Jetzt hat die Heimreise wirklich begonnen.
Eine Stunde länger ist die Fahrt vom Buyshaven her als von Muiderzand.
Nach ein paar hundert Kilometern wird der Himmel blauer und
die Aussentemperatur steigt. Erst am späten Nachmittag wird dieses Blau langsam durch langgereckte Zirren unterbrochen.
Im Osten bleibt die längste Zeit ein blaues Rechteck stehen, umrahmt durch
schneeweisse Federwölkchen, bis auch dies aus unserem Blickfeld verschwindet.
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