Sonntag, 15. Oktober 2017

Segeln gehört dazu

Dienstag, 10.10.2017: Wie für uns üblich, lach.

Der Sonntag blieb sonnig und ein Spaziergang ins Städtchen bescherte uns Fischchnusperli der beliebten Art: solche im Chörbli, nicht solche im Fahrwasser. Ja, und der Nachbar ist wieder vom Schiff gegangen, ohne seine Leinen schlagsicher zu vertäuen.
Der Sonnenuntergang vom Cockpit aus wurde durch eine breite Wolkenwalze etwas verkürzt, war aber traumhaft schön.

Am Montag fuhren wir zu unserem Halleneigner, der eigentlich Schiffszimmermann ist. Eine Führung durch seinen Betrieb zeigte, womit er beschäftigt ist. Im Moment steht der Bau einer riesigen Traditionsyacht an, alles aus Holz, ausser der Mast, der wegen des zukünftigen Fahrgebietes von Mittelmeer und Karibik aus Alu sein muss. Sonst würde er - von aussen unsichtbar - zu schnell morsch im Kern, während die Schiffszimmereien dort rar sind. Extrem spannend, wie alles in Holz-Schichten aufgebaut und verleimt wird.

Weitere Handwerksbetriebe arbeiten mit der Firma Ventis zusammen, sodass unser Boot im Winter dort in der Halle in besten Händen sein wird.

Danach gings ans Einkaufen des täglichen Bedarfes in unserem Lieblings-Deen-Laden. Und in einer guten halben Stunde wird die Frau vom Polsterbetrieb kommen und uns Vorschläge für die neuen Polster im Salon und in der Vorschiffskoje machen. Eigentlich hatten wir das bald nach dem Kauf des Bootes erledigen wollen, weil vor allem die Salon-Polster schon heftig durchgesessen waren. Aber was alles technisch anstand durch die Jahre...

Was sie uns wohl alles zu bieten hat, die Polsterin?

Brigitte mass und erzählte und schlug vor. Ini, Wachführerin auf der „Noorderlicht“, die Bescheid weiss über alle wichtigen Sternbilder, ist eine Freundin von Brigitte. Brigitte selbst arbeitet in ihrem Atelier ( brigittemajoor.nl ) und gleichzeitig an der Segelschule in Enkhuizen, welche ihr Start-Schulschiff aus Beton im Hof der Segelschule stehen hat. Jedenfalls sind die gemeinsamen Themen beinahe unerschöpflich. Schon Nachmittags besuchen wir sie in ihrem Geschäft und wissen am Ende kaum mehr, wo uns der Kopf steht vor lauter Möglichkeiten. Wir bekommen zwei Musterbücher mit an Bord und vergleichen und halten Stoffe hin, wählen und verwerfen, bis wir sicher sind.

Tags darauf fahren wir nach Muiderzand, um unseren Bootsschlüssel für den neuen Werftbesitzer abzuholen und in Lelystad das Outletdorf „Batavia Stad“ zu besuchen. Auch der nächste Tag wartet sonnig, aber mit viel zu viel Wind mit einem Auto-Ausflug nach Volendam auf. Merkwürdig, ohne Boot dort zu sein, aber schön, alle die bekannten Verkäuferinnen wieder zu sehen.

Freitag, 13. 10 17: Der grosse Moment

Wind und Wetter stimmen: „Wir laufen aus!“ (Dieser Satz stimmt und stammt aus der Fernsehserie „Küstenwache“. Man hört ihn, wenn der Kapitän für einen Notfall auf die Ostsee muss.)

Aber Murphy hats gesehen. Der Auspuff spuckt kein Kühlwasser aus. Es reicht noch bis zum Meldsteiger des Buyshaven. Der Schuldige ist bald entdeckt: Der Kühlwasserschlauch zieht Luft, statt Wasser an, weil er gebrochen ist. Die Reparatur dauert mit dem Austauschen des Impellers eine Stunde.

Ijsselmeeer, die BonBini kommt! Das Schleusen in Stavoren ging, genau wie die Überfahrt, im Hui. Das Plätschern der Wellen am Rumpf erzeugte ein richtiges Feriengefühl. Doch auch der Liegeplatz im Binnenhafen erhält das wohlige Sein aufrecht. 

René entdeckt sie! Die Verkehrsschule für Kindergärten. Direkt an der Durchgangsstrasse üben sie, die beiden Enten, Männchen und Weibchen. Sie stehen am Strassenrand, schauen nach links, nach rechts und noch einmal nach links. Ein Auto kommt von links, ein Velofahrer von rechts. Als beide vorbei sind, noch einmal vorbildlich schauen, dann watschelt das Entenpärchen über die Strasse, er voraus, sie hintennach. Der Blumengarten auf der anderen Strassenseite passt der  Dame offenbar nicht. Sie will zurück. Er gibt ihr zu verstehen, dass sie warten müssten, bis zwei Autos längs gefahren sind, und das Ganze beginnt von vorn. Auf der Wiese vor dem Schiff pickt ein anderes Enten-Pärchen und zu viert kommen sie zu uns, um zu schauen, ob vom Boot noch was Besseres käme.

Unsere Stadtpolizistin nimmt als Maskottchen irgend ein weisses Ferderviech mit zum Verkehrsunterricht in die Kindergärten. Nun kennen wir zumindest deren  Quelle.

Abends ruft Christoph an, um die Ankunft der "Windsbraut"  auf Samstag anzukündigen. So haben wir etwas, vorauf wir uns so richtig freuen können. Hoffentlich benimmt der Wind sich anständig am Samstag.

Samstag, 14. Oktober 2017: Glückliches Wiedersehen

Die Windsbraut kommt mit Sonnenschein längsseits und mit ihr Gabi, Christoph, Anna und Rainer. Seit Vlieland bei Regenwetter im Frühling haben wir Gabi und Christoph  nicht wieder gesehen. Nach einer äusserst herzlichen Begrüssung wartet Klöschnak bei Kaffee und Rosinenbrötchen. Wir verabreden, uns in Hindeloopen wieder zu treffen.

Beim Einkaufen im Coop Stavoren lernt Marlies selber im Laden Orangensaft zu pressen. Und im Friesland-Shop gibt es Sonnenhüte mit Seerosen-Herzen. Das muss sein, denn der alte Friesenhut hat seinen Geist aufgegeben.

Ablegen und schleusen sind eines. Tücher hoch und in Rauschefahrt gen Hylpen. Weil es so gefällt und das Tuch perfekt steht, mit einem Abstecher Richtung Abschlussdeich.

Nach der Einfahrt in den Hindelooper (Hylper) Hafen drehen wir eine Runde im Vorhafen, um die Windsbraut zu suchen. Nichts zu sehen, also festmachen am Meldsteiger. Der Hafenmeister saust aus dem Büro, nimmt die Leinen an und will schon wieder zurück mit der Feststellung „BonBini für eine Nacht“, als Christoph dessen Weg kreuzt und uns zuruft, dass er längs im alten Becken an der Quaimauer liege. Weil der Hafenmeister und Christoph sich seit bald dreissig Jahren kennen, gibt das keine Probleme und wir liegen nun für die Nacht längsseits an der Windsbraut.

Doch vorerst können wir noch eine gefühlte Ewigkeit im Cockpit sitzen, Snacks, Anlegedrinks und das Beisammensein geniessen.

Im kleinen Havenkantoor des Aussenhafens freut sich der standardmässig in Kapitänsuniform gekleidete Hafenmeister im traditionellen Hüttchen auf Deutsch: „Ach, die BonBini ist wieder hier. Zwei Personen, kein Hund.“ Nette Begrüssung, welche wir Renés Wochen mit Dani zu verdanken haben, denn damals hatten sie ebenfalls im Aussenhafen angelegt, während die Stammcrew der BonBini stets im Hylper Innenhafen lag.

Zur Feier des Segelwochenendes gehen die Vier von der Windsbraut auswärts essen, denn Sonntags steht für sie die Heimfahrt nach Stavoren an. Auf der BonBini gibt es Suppe und kaltes Abendbrot. Bei laufendem Störtebeker-Film (eine Ralswieker-Aufnahme aus 2012) fallen uns bald die Augen zu und der Weg in die Koje ist klar.

Sonntag, 15. 10 2017: Windsbraut Adé

Die Nacht ist windstill und wolkenlos, aber extrem feucht. Es tropfte bisweilen so stark von den Stagen, dass es nach Regen klang. Auch innen ist es feucht am Morgen, aber die Sonne wird es richten.

Im Dienstalters-Urlaub freuten wir uns immer wieder über die frühen Sonnenauf- und späten Untergänge. Das Gegenteil ist nun der Fall. Um sieben Uhr ist noch alles stockdunkel, um fünf vor halb acht sieht die Welt aus, als ob es zwanzig vor fünf wäre. Dennoch sind Sonnennachmittage wie gestern und vermutlich heute ein Riesengenuss im Cockpit.


Ob wir heute die neuen Ijsselmeer-Inseln erkunden? Oder geht’s nach Medemblik? Auch Lemmer haben wir länger nicht gesehen.

Nichts von alledem. Wir verabschieden uns von den Windsbraut-Leuten mit dem Versprechen, uns bald wieder zu hören. Der erste Schlag nach Hindeloopen ist mit Ziel Kreupel-Inseln gesetzt. Doch genaues Hinschauen auf den Elektronikkarten zeigt, dass noch keine Möglichkeit besteht, an Land zu gehen. Also beim Wenden Kurs Lemmer mit dem Ziel des Hafencafés. Aber auch das wird verworfen, denn bis wir dort ankommen würden, wäre die Sonne auf ihrem Tiefstand. Gut, in Enkhuizen liegen wir sicher, bequem und können unseren Anlegedrink noch bei Sonne geniessen. Ein Jahr mehr haben wir hier die Klipper-Regatten um Enkhuizen verpasst, doch die eindrückliche Flotte der hervorragenden Zweimaster begrüsst uns beim Heimkommen. 

Weil halt wieder einmal Feuchteschimmel unsere Vorschiffkojen ziert, wird ihm mit Javelwasser zu Leibe gerückt. Dabei zeigt sich ein nicht abgedichteter Schlitz gegen das Vorschiff. Vielleicht kommt die Dauerfeuchtigkeit um unsere Matratzen herum auch aus dieser Richtung? Jedenfalls ist bald alles abgedichtet. Warum das nicht früher entdeckt wurde? Weil solche Arbeiten eher immer am frühen Morgen oder jedenfalls im Dämmerlicht stattfanden, da sah man nicht durch die Kluft. Sie schien eher wie ein Stück Bordwinkel, der auch nach Javel verlangte... 

Morgen werden die Segel heruntergeholt und zusammengelegt, solange noch trockenes Wetter herrscht. Danach folgen weitere Kleinarbeiten, um das Auswassern vorzubereiten, das dies Jahr mit der Halle und den technischen Arbeiten so vielversprechend beginnt. 

Zum Glück können wir uns mit Klaus und Christoph sowie unserem treuen Dani auf die Klausfahrt auf dem Zürichsee freuen.

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