Hoffnung ver-, Triathlon ein-geschoben
Aber schlimm ist es längst nicht mehr. Das Verschieben der Hoffnung. Im Gegenteil. So tolle Ausflüge in unsere Umgebung würden wir weniger unternehmen, wenn Corona-mässig alles in Ordnung wäre.
Statt also über Pfingsten auf der BonBini im Norden zu segeln, lassen wir sie weiterhin schön in der Halle ausruhen, während wir andere fahrbare Untersätze in unserer Heimat zur Hand nehmen.
Strahlendes Wetter, stete Bise, kaum Kondensstreifen am Himmel. Der Flugverkehr ist in dem Fall auch noch nicht richtig auf Touren gekommen. Am Pfingstmontag kreuzten frühmorgens einige Jets über unseren Köpfen, doch im Laufe des Vormittags wurde alles wieder ruhig.
Damit wir nicht unter allzu grossen Entzugserscheinungen leiden, übernehmen die Motorräder diesen Part, also den Lärm. Das ist nun wirklich unglaublich, wie man ihnen anmerkt, dass es höchste Zeit ist, um wieder Pass- und andere Fahrten gemeinsam unternehmen zu können.
Doch reden wir von uns. Statt Segel zu setzen, setzen wir Hut und Helm auf und radeln von Wila aus nach dem Sitzberg. Ein bisschen Puste braucht es schon, doch es tut unglaublich gut. Auf dem Rückweg machen wir Rast in der Badi Bichelsee. Schwimmer, stand dort. Und ich liess mein Badezeug im Büssli! Ja, seit einer Woche hätten sie geöffnet, und ja, ich könne einen Badeanzug mieten. So ein Glück. Also ich ein paar Runden im Bichelsee und René einen Most beim Warten. Nein, Eintritt verlangen sie noch keinen, weil man kaum etwas nutzen könne, ausser den getrennten Zu- und Ausgang vom See. Aber herrlich wars, wunderbar, unübertrefflich.
Das Mittagessen im Restaurant neben der Kirche mit frischen Kartoffel-Chips. Tatsächlich, Chips, nicht wie Pommes-Frites als Sticks. Gelungene Idee. Ein Küchenchef, der sich etwas denkt und sogar das Gemüse je nach Sorte anders zubereitet.
Zufrieden radeln wir bis zu Skippers einer Tochter, weil wir seinen Enkeln ein paar Sachen vorbeibringen wollen.
Beim Bus angekommen, sind wir doch zu müde, um noch einmal zu schwimmen oder für einen Spaziergang. So gibts nach dem Nickerchen einen herrlichen Waadtländer Sun-downer auf unseren kleinen Klappstühlen.
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Tatsächlich ist es eindrücklich, ein Flussbett wie eine Kiespiste zu sehen. |
Ein Blumenparadies
Gestern erfolgten somit nur zwei Teile des Triathlons: Schwimmen und radeln. Heute soll das vollständige Programm durchgeführt werden. Früh zum Schwimmen zu den bekannten Wasserstufen, anschliessend zum Ausgangspunkt für die Wanderung fahren und im Bus alles Nötige wie Zecken- und Sonnencreme auftragen, Tape auf die neuralgischen Stellen kleben, um Blasen und blutigen Stellen an den Füssen vorzubeugen. Schliesslich gehts los mit Sonnenbrille, Sonnenhut, Tranksame und Ersatz Sonnenschutz.
Zum Glück erhielten wir gestern schon ein bisschen Training, sodass die Pumpe es heute nicht schlecht macht. Aufs Hörnli gehts, den mit rund 1100 m.ü.M. recht hohen Zürcher Berg. Immer wieder müssen wir uns umdrehen, um die Weitsicht über alle Hügel bis zu den Alpen und nach Deutschland zu geniessen. Da gibts keine geschlossenen Grenzen. Wie flach Etzel und Rossberg aus dieser Höhe scheinen, erfahren wir so richtig zuoberst. Einen kleinen Schnipsel Zürichsee erblicken wir in der Ferne, wo auch der Üetliberg und die Felsenegg keine Gattung mehr machen.
Die immer noch starke Bise lässt uns auch heute nur mässig schwitzen, zudem sind wir noch früh am Tag, sodass kaum andere Wanderer uns überholen oder unseren Weg kreuzen.

Doch nicht nur die Weitsicht lässt uns jeweils innehalten, sondern auch die Vielfalt an Blumen an Weg- und Waldesrand. Den ganzen Blumenführer könnte man hier durchrattern! Eine Pracht. Gewisse Blumen habe ich lange nicht mehr gesehen, andere noch nie und wieder andere tragen in der Höhe oder auf der Magerwiese eine andere Farbe, als im Tal, am Rande der gedüngten Felder. Akelei finden wir nicht nur in Blau, sondern auch in Bordeauxrot. Die Teufelskralle als Ährige und als Blaue Kugel. Wolfsmilch, Waldmeister (mmh, für feine Bowle), während daneben noch der Bärlauch blüht, Königsblaue Wiesenflockenblumen, eine Wiese voller Margeriten und Ackerwitwenblumen, neben Günsel und Mohn. Die Geknäuelte Glockenblume sieht aus, wie ein Enzian. Doch bestimmt den Höhepunkt bildet das Weisse Waldvögelein, eine zarte weisse Orchidee am Fusse einer Buche.
Ein Tiefflieger flattert immer wieder um uns herum, bevor er sich auf den warmen Stein setzt. Zuerst auf der Terrasse des Gasthofs Hörnli, später auf der warmen Nagelfluh, welche den Teerweg säumt. Ein Kleiner Fuchs mit seinen hübschen blauen Punkten.
Und ein neuer Tag ohne Kondensstreifen!
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Der Kleine Fuchs hielt still. |
Nachdem die Füsse sich im Bus wieder erholt haben, kommen die Räder zum Zug, die dritte Etappe im heutigen Triathlon. Im nach dem Brand vor einiger Zeit authentisch neu aufgebauten Sternen in Sternenberg geniessen wir unter Corona-Massnahmen von Abstand und Hygiene Kaffee und Tee, bevor es in die Gegenrichtung geht, nach Allenwinden, wo die Dorfkneipe offenbar schon länger geschlossen ist.
Zur Belohnung (sofern es einer solchen noch bedarf nach zwei so beeindruckenden, erholsamen, reichhaltigen Tagen) braten wir unsere mitgebrachten Würste vor dem Bus auf dem Grill und machen zum Schluss die allerersten Fotos vom Interieur des Busses, der uns nun schon die siebte Saison immer wieder an hervorragende Orte mit historischen, geologischen, oenologischen, naturkundlichen und einfach aussichtsreichen Flecken führt.
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Blick zum Heck. |
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Blick zur Front. |
Ein unvergessliches Alternativ-Segeln.