Samstag, 1. August 2020

Als Taxi zum Bavaria-Hotel

Donnerstag, 30. Juli bis Samstag, 1. August 2020, SE 2-4 bis W 5-6, kühl bis heiss und regnerisch 
Stavoren, Roggebroek

Nachdem wir Medemblik mit seinen Kirchen, Einkaufsstrassen und den beiden Dampfzügen fertig inspiziert haben, machen wir uns auf den Weg nach Stavoren. Die Fock zieht uns hin, sobald sie ganz ausgerollt ist. Ein herrlicher, immer noch Mücken- und Eintagsfliegen- freier Tag. 

Der Skipper richtet die Fock.

Im Roggebroek kann gleich am selben Nachmittag noch die Wäsche gemacht werden. Dauert alles sehr lange, ist aber danach sauber und trocken. Das reicht nun an Aktivitäten, ab jetzt wird nur noch relaxt. 

Nach einer kühlen Nacht wird der Freitag extrem heiss. Schon am Morgen kaum auszuhalten. Mit dem Velo einkaufen, aber dann ist genug. Nicht einmal der Fahrtwind kühlt. Der Skipper baut einen super Sonnenschutz auf. Nun ist es egal, dass der Segelmacher inzwischen vor 10 Monaten den Auftrag für ein anzippbares Sonnensegel erhalten und es nicht gemacht hat. Wir können uns behelfen. 

Seit längerer Zeit speisen wir immer im Cockpit. An kühleren Tagen mit Kuiptent, das uns von Anfang an gute Dienste gegen Zugwind und Regen leistete. Weil wir am Freitag so spät das Abendessen zu uns nehmen, können Sonnenschirm und Sonnensegel abgebaut werden.


Das Mückennetz kommt zum Zug, denn heute tanzen ausserordentlich viele Schwärme mit Hautflügeln ums Boot. So hoffen wir, dass die lästigen Stech-Viecher uns in Ruhe lassen. Schön getäuscht! Alle Mücken versammeln sich in der Vorschiff-Kabine und attackieren die Möchte-Gern-Ruhenden im Tiefflug. Mit Lampe und Fliegenklatsche erwischen wir fast alle - und holen einen Lappen, um die Flecken zu entfernen. Antibrumm auf einem Tuch übers Bett gehängt scheint diese Flieger erst so richtig anzulocken. Schliesslich hört das giftige Summen auf und wir schlafen ein. Um drei Uhr beginnt es zu regnen, das Mückennetz wird eingezogen und das Luk geht zu. Doch irgendwo scheint sich ein Trojanisches Pferd versteckt zu haben, denn am Morgen sind wir übersäht mit kleinen, roten, beissenden, juckenden Punkten. Jawohl, da haben wir die Übeltäterin! Beim Bettzeug-Lüften entgeht selbst sie nun der Klatsche nicht mehr. 

Dank dem Regen gibt es am Morgen ein leichtes Reinigen des Decks, denn aller Schmutz - viel hat sich ja gar nicht angesammelt - ist eingeweicht und lässt sich leicht entfernen. 

Nun warten wir auf Gabi und Christoph, die Aquarius-Crew, mit Rambo, ihrem Bordhund, um gemeinsam nach Andijk zu segeln. 

Und vergessen beinahe, dass heute unser Nationalfeiertag ist. In der Schweiz sind Veranstaltungen dazu aus Corona-Gründen abgesagt. Zudem herrscht wegen Waldbrandgefahr an den meisten Orten Feuerwerkverbot. Als Alternative behilft man sich mit witzigen Tisch-Genüssen.

1.August-Torte

Cervelats sind unsere National-Wurst. Damit hat einer den Rütlischwur,
die legendarische Gründung der Schweiz 1291, dargestellt.

Nach Gabis und Christophs Ankunft im Roggebroek lassen wir uns gemeinsam Zeit und geniessen einen Wiedersehens- und Ablegedrink mit der Aquarius-Crew im BonBini-Cockpit. Für Rambo hat Gabi einen kleinen Snack dabei.

Vor der Johann Friso Schleuse scheinen unermesslich viele Boote zu warten. Der Wartekorridor ist auf beiden Seiten voll und dahinter wird vorsichtig in einem Segelballett durcheinander manövriert. Die BonBini macht sich trotz zusätzlich schon montierten Ruderblattes der Windsteuerung gut. Der Skipper benutzt beide Steuerungen, um sich auf engem Radius zu halten. Nach der ersten Schleusenladung gelangen wir schon einmal auf den vordersten Warteplatz. Insgesamt dauert es eine gute Stunde, bis wir die Zufahrtsberechtigung erhalten. Beim Einfahren in die neue Johann-Friso-Sluis gibt es vom Personal die Anweisung, ganz nach vorne bis zur schwarzen Konstruktion zu fahren. Zu dritt klappt dies wunderbar. René am Ruder, Christoph an der Heck- und die Schreiberin an der Bugleine, während Gabi Rambo hütet. Während des Weiteren Wartens vorhin aufs Schleusen lagen wir längsseits fest, was im Wechsel Gabi und Christoph die Möglichkeit bot, sich mit Rambo die Beine zu vertreten.

Kaum sind die Festmacher nach dem gelungenen Schleusen weg, schiesst Gabi alle Leinen auf. Vielen Dank, liebe Matrosin! Christoph zeigt mir, wie sie die Fender befestigen. Wir haben die Gewohnheit, sie mit einem Mastwurf und einem halben Schlag festzumachen, während das Ende nicht ganz durchgezogen wird, um den Fender rasch umplatzieren oder in der Höhe verstellen zu können. 

Danach warten vier Stunden herrliches Segeln auf uns, meist mit einer Fahrt von um die sechs Knoten bei einem Amwind-Kurs und 3-4 Beaufort. Sogar die Sonne bringen wir nach Andijk mit. 

Seit Jahren segeln wir ausschliesslich am Klaussegeln um den 6. Dezember herum mit mehreren Crew-Mitgliedern. Auf der BonBini waren wir nur einmal 2012 eine Woche zu dritt, seither nie mehr. Umso mehr genossen wir den einzigartigen Nachmittag zu viert auf dieser Überfahrt. Stattgefunden hat der Törn auf diese Weise nur, weil uns in Medemblik so wunderbare Menschen angesprochen haben und schliesslich mit uns einen Nachmittag verbrachten! Wir haben wirklich immer wieder ein Riesenglück mit unseren Begegnungen! 

Die Einfahrt zum Hafen Andijk ist schön versteckt und schmal, wodurch der Hafen vor Wellen gut geschützt ist. Die BonBini wartet am Meldsteiger und die Aquarius-Crew kümmert sich um einen Platz für uns. 

Danach gibt es Apéro auf der Aquarius: Auf der BonBini hergestellte Guacuamole*, von da mitgebrachte Taco-Sauce aus dem Glas sowie Nachos und dazu von der Aquarius gestellte Getränke. Gemütlicher Klönschnak zu sechst. 
Später kommt die Überraschung: Kochen an Bord ist nicht, denn Anna hat reserviert im Hafen-Restaurant. Am Ende stellt sich heraus, dass wir alle von Gabi und Christoph dazu eingeladen sind.

Ein wunderbarer Tag mit einzigartigen Freunden geht seinem Ende zu.

Sonnenuntergang nach unserem gemütlichen Nachtessen ...

... das wir mit Gabi, Christoph,
Anna und Rainer eingenommen haben ...

... und zu dem uns Gabi und Christoph einluden.
Vielen herzlichen Dank euch beiden, wir geniessen das sehr.

Auf der Gegenseite leuchtet der fast volle Mond ...

... während am Morgen Rauchschwalben auf der Reling schwatzen.

 * Guacuamole, Grund-Rezept (eines unter vielen) In Deutsch kürzen wir häufig ab auf Guacamole, ohne zweites U.

Zutaten: je eine Avocado, Limone, kleine Zwiebel, Knoblauchzehe, Peperoncini, etwas Salz.

  • Die reife Avocado halbieren, vom Kern befreien und aus ihrer Schale in eine Schüssel geben. Mit der Gabel, einer Lochkelle oder dem Mixer zerdrücken.
  • Limone darüber träufeln, vielleicht erstmal nur die Hälfte, gut mischen. So behält die Avocado ihre Farbe.
  • Tomate mit einem scharfen Messer sehr fein würfeln, unter die Avocado mischen.
  • Zwiebel fein hacken und unter die Mischung ziehen.
  • Anschliessend die Knoblauchzehe ebenfalls fein hacken und darunter ziehen.
  • Zum Schluss die Peperoncini längs halbieren, von den Kernen befreien und die Schärfe testen. Je nach Befund nur die Hälfte noch feiner hacken und unter die Mischung ziehen
  • Würzen (Aromat oder Salz oder Bouillon-Pulver, ... (nach Belieben).
Nun ist dieser Dip genuss-fertig, um mit Nachos oder Gemüse-Stangen als Apéro aufgetischt zu werden.

Alternativen: Statt der oder ergänzend zur Tomate ein Stück geraffelte Gurke zufügen. Olivenöl zum Verfeinern darüber träufeln. Eventuell etwas Balsamico als Ergänzung. Ihr müsst das für euch ausprobieren.

Guten Appetit!