Sonntag, 16. März 2025

Was läuft in BonBinis Herkunftshafen?

 Dieser Beitrag spielt Ende Juli 2024

Marielle und Neues in Muiderzand

In der Oranjesluis ist heute, Samstag, die ehemalige Untermosen-Kollegin nicht präsent. Schade!
Die Buiten-IJ bietet neben IJburg, dem neuen Amsterdamer Quartier auf sieben neu angelegten Inseln weitere Überraschungen. Immer wieder sind die gelben Tonnen in der Gegend Durgerdam und Fort Pampus an anderen Orten zu finden. Aktuell in den Berichtigungen findet man vor allem, dass jene eben vorhanden sind. Sucht man aber im Internet nach diesen Tonnen, findet man schon eine Erklärung. 

Die Bevölkerung wächst. Irgendwo muss man sie unterbringen. In der Schweiz geht das noch senkrecht in die Höhe, da vor allem die Berge nicht mehr die frühere Sicherheit bieten, sondern mit Murgängen und Rutschungen ganze Dörfer bedrohen, welche teils evakuiert werden müssen. Das bedeutet auch, dass neuer Wohnraum als Ersatz für Bestehenden erstellt werden muss, nicht nur für die jährlich um rund 74'000 Menschen (ohne Flüchtlinge, die noch hinzu kommen) wachsende Bevölkerung. Aktuell leben in der Schweiz 9,5 Mio Menschen. Hier gibt es kein Land zu gewinnen oder höchstens auf Kosten der Trinkwasserversorgung und von Ackerland, die beide nebenbei auch immer mehr Menschen versorgen müssen. Vor 80 Jahren wurden Wiesen, Gärten und Parks zu Äckern umgepflügt, damit wenigstens Kartoffeln für damals rund 4 Mio Einwohner angepflanzt werden könnten. Leider reichte das auch nicht, sodass dem Kartoffelbrot Eichelmehl beigemischt werden musste, damit wenigstens der Bauch voll wurde.

Nicht so in Holland! Hier wird neues Land generiert. Früher polderte man Meeresgebiete ein, indem man Deiche aufschüttete und das dahinter liegende Land entwässerte sowie aufforstete. Auf Poldern liegt also das neue Wohn- und Ackerbaugebiet unter dem Meeresspiegel, wird aber durch Dämme vor Überflutung geschützt. Doch neues Land heutzutage schüttet man auf. In der Buiten-IJ östlich von Amsterdam liegt wie gesagt das ziemlich neue IJ-Burg. Dies reicht bei weitem nicht. Nun schüttet man "Strandeiland" auf. Dies ist angehängt an IJ-Burg, und gleichzeitig viel grösser. Die Infrastruktur hält mit. Strassen, Eisenbahn, Wasserver- und Entsorgung, Strom sind in genügender Menge vorhanden und werden mit dem Aufschütten schon berücksichtigt in der Planung. Hut ab. 

Nun gut, heute lassen wir IJburg, Strandeiland und Fort Pampus an Steuerbord liegen und setzen Kurs nach Muiderzand. In diesem Hafen sahen wir unsere BonBini zum ersten Mal und verliebten uns sofort in sie. Es war wirklich praktisch, hier einen Liegeplatz zu haben, der auch für Wochen-Törns erreichbar blieb, solange wir noch nicht pensioniert waren. 

Wir fahren im Hafen direkt durch zur Fakälienabsaug- und Tank-Stelle. Vor dem Bug haben wir das Hafencafé Harbour-House, das in unseren Anfangszeiten noch "Voor-Pampus" hiess, in Anspielung auf das Liegen der Handelsschiffe in der Gegend des Forts Pampus. Hier warteten die Besatzungen mit ihren Schiffen auf einen Platz in Amsterdam, den sie mit dem auflaufenden Wasser der damaligen Zuiderzee erreichen würden. Um sich die Zeit zu verkürzen und sich zu belohnen, weil bis dahin die Fahrt gut gegangen war, liess es sich die Besatzung mit Genever so gut gehen, bis sie betrunken "voor Pampus" lag. 

In den ersten Jahren führte die Fahrt mit dem Auto zum Hafen noch durch Wald und Dünen. Überall standen riesige Säcke voll mit Sand rechts und links der teilweise geteerten Strasse. Jedes Mal, wenn wir ankamen, mussten wir uns den Weg neu suchen, als ob Unwetter die Landschaft verändert hätten. Nun stehen Hochhäuser fast bis an den Hafen hin. Das Quartier heisst nicht mehr Muiderzand, sondern Almere Duin. Es gibt keinen Supermarkt mehr im Hafen, der uns über Jahre hin mit den notwendigen Lebensmitteln und Haushaltwaren versorgt hatte. Sogar eine Bibliothek in der Telefonzelle sorgte damals für Abwechslung im Hafenleben. Der Segelmacher scheint weg zu sein. Harry Verbeek sorgt nicht mehr für den Service an den Booten. Nur etwas ist geblieben (neben dem Shipchandler Kniest). Oder besser: Jemand!

Vom Hafenbüro erhalten wir Box C-21 zugewiesen, sind noch im System mit der BonBini. Nach dem Festmachen ist ein Ankertrunk verdient (voor-Pampus, grins!), wofür wir zum Harbour House schlendern. Plötzlich ruft uns jemand aus dem Werftgebäude zu, eine Frauenstimme, mit welcher tatsächlich eine blonde Frau freudig auf uns zuschnellt. Marielle residiert in ihrem neuen Büro. Ist das ein tolles Wiedersehen! Dass Marielle uns soviele Jahre nach dem BonBini-Erwerb noch kennt! Es ist doch auch auch eine ganze Anzahl Jahre her, seit wir unser Boot nach einem Hafen verholt haben, in dem eine Halle für den Winter bereit steht. Marielle hat zusammen mit Stephan ihr Makler-Büro ausgeweitet und vermittelt immer wieder zuverlässig Boote aus zweiter Hand, die vor dem Verkauf noch einmal durch den ANWB genauestens bewertet werden, der zu reparierende oder zu ersetzende Teile in einem Bericht festhält, sodass man nicht die Katze im Sack kauft. Alles Gute, Marielle und Stephan.

Im Harbourhouse gibt es nicht nur einen kühlen Anlegedrink, sondern auch gleich noch ein schmackhaftes Abendessen mit Blick auf den Hafen.

Macht ihrem Namen alle Ehre: die Leuchtturm-Insel (Vuurtoreneiland), 
vis-à-vis vom neuen Strandeiland.
Links die Inseln von Amsterdams Vorort IJburg, beige und gross das neue Quartier Strandeiland. 
Offenbar hätte man das schon lange wissen können.
Man solle gut auf die gelben Bojen achten, die
für den Bauunternehmer das Arbeitsgebiet
markieren.
Stehen gut, die Tücher.
Nebst dem Harbour-House liegen auch Muiderzands
drei allererste Wohnhäuser vor unserem Bug. Das Wahrzeichen unseres
damaligen "Heimathafens".
Kurzer Törn. Strandeiland noch weiss.
Nach dem Tanken und Abpumpen am Liegeplatz.
Weckt Nostalgie.
Wer gibt schon all diesen unscheinbaren Kräutern einen Namen?
Ackergänsedisstel
Schmalblättriges Greiskraut. Es gibt auch noch andere, als schmalblättrige.
Gewöhnlicher Reiherschnabel. Wie zart.
Deutsches Filzkraut. Ist glaub wirklich verfilzt.
Jakobs-Greiskraut. Eben.
Lanzett-Kratzdistel. Ob die obige Gänsedistel nicht kratzt?
Nein, nicht im Süden der Alpen. Trotzdem: Echte Feige.
An mehreren Stellen wird der Hafen belüftet.
Blick nach Almere Duin.
Blick Richtung IJmeer.
In diesem Hochhausgewirr verschwinden von See aus die drei 
alten Wohntürme.
Unsere zwei Lieblings-Bootsmakler Marielle und Stephan.
2017 lag der Badestrand des Hafens noch idyllisch nicht überwuchert.
Gute Nacht!
Jetzt kauft man im Quartier ein, nicht mehr im Hafen.
Beeindruckend, das nähergerückte Wohnquartier.
Keine drei vertraute Wohntürme mehr als Orientierung im Kielwasser.

Tschüss Muiderzand und Marielle!

Dienstag, 11. März 2025

Neues aus Amsterdam

Dieser Beitrag spielt Ende Juli 2024

Wiederholungstäter 

Nachdem unser netter Nachbar via seinen Wasserschlauch so richtig Dreck aus dem Hafen auf unser Deck geschöpft hat, legen wir am Montag von Scheveningen ab und setzen Kurs Richtung IJmuiden. 
Donner in der Ferne, Regen im Hafen, 1002 hPa und warme Temperaturen begleiten uns beim Auslaufen. Niedrigwasser Scheveningen ist um 12:04, NW IJmuiden 12:48. Vom Ablegen an haben wir die ganze Zeit Gegenstrom! Das Wasser soll sowohl bei IJmuiden, als auch bei Scheveningen acht Studen ab- und 4 Stunden auflaufen. Immerhin kommen wir in der letzten von vielen Stunden Törn mit dem Strom auf rund 8 Knoten Fahrt über Grund. Es hiess, die Schleuse IJmuiden sei gesperrt. Mal sehn morgen. Das Abendessen schmeckt dem Skipper so wenig, dass er es von sich abschiebt. 

Am nächsten Tag, einem Dienstag werden wir nach 45 Minuten Warten geschleust, also nichts mit Sperrung, und finden im Sixhaven den letzten noch freien Platz direkt neben unserem vorherigen, nämlich auf Nummer 14.

Der Wackel am Dienstag-Nachmittag führt uns auf die Suche nach dem Glacéladen der Freundin unserer Holländisch-Lehrerin aus dem Untermosen, die wir in der Oranjesluis getroffen haben. Wir finden den Kiosk wohl im Mandenmakerssteeg, der vom Damrak Richtung Westen führt, bei der Bäckerei Linden, aber am heutigen Tag arbeitet ein Mann hier. Schliesslich gönnen wir uns ein Bierchen bei der Nieuwe Kerk, eher weg vom Zentrum für 10.- Euro pro Glas.

Schade, aber das Jordan-Quartier mögen wir auch sehr. Im Old Sailor erfrischt uns ein viel günstigeres Bierchen, bevor wir erneut auf den Pfaden des Kommissar De Cock mit CK durch die Warmoesstraat, den Achterburg-Voorzijdswal, Achterburg-Achterzijdswal und entlang von Onze Lieve Heer op Zolder zu unserem Lieblings-Café an einer Gracht wandern. Hier finden wir freundlicherweise Platz am Tischchen einer jungen Frau. Sie studiert Medizin in Lissabon und ist das erste Mal in Amsterdam. Beide Städte gefallen ihr sehr gut. Sie kommt ursprünglich aus Syrien, spricht Portugiesisch, Englisch, Französisch und ein sehr gepflegtes Arabisch, wie wir ihrem Gespräch mit ihrer Mutter entnehmen. Nach einer entspannten Unterhaltung genehmigen wir uns ein Abendessen am Damrak im Steakhouse. Doch seit Alex die Gaststätte nicht mehr leitet, hat sowohl das Personal, als auch das Angebot stark gewechselt und entspricht nicht mehr unseren Erwartungen. 

Kaum an Bord und fertig mit Aufstellen des Kuiptent giesst es.

Vorfälle im Sommer

Der Mittwoch lädt auch nicht gerade zum Schlendern ein, aber zum Festhalten dessen, was diesen Sommer so alles abläuft. Es sind teils auch eingreifende Geschehnisse, die uns zwei unserer lieben Menschen und eine gute Bekannte rauben. Wir vermissen euch sehr. 

Unter anderem geht es um diverse Verletzungen: Silvia erleidet eine Rippenquetschung, nachdem sie mit gebrochenem Fuss "glücklich" von Berlin mit dem Zug zuhause angekommen ist. Silke und Marlies je einen schmerz- und dauerhaften Rippenbruch. Ah, ja, Bruch: Silvia hatte sich beim Ausrutschen auf der Leiter einer Spundwand den gebrochenen Fuss holtgeholte. Die Fussoperation gelang und die Therapien schlagen an. 
René erleidet eine schöne Bronchitis und eine ausführliche Sommergrippe, was Marlies gerade nachtun muss. Wir beide erholen uns aber bestens davon.

Unser Freund Thomas aus Köln leidet an einem akuten Gehinrtumor, welcher ihn fast ohne richtige Vorwarnung das Leben kostet. Innert einer Woche erfährt er es, ist zuversichtlich, was getan werden kann und ist nicht mehr da. 
Zuhause leidet Joli an gestreutem Darmkrebs, welcher ihr auch fatal wird. 
Wir erhalten die Anzeige des Ablebens von Inge, welche nun keinen Geburtstag mehr feiern wird im Miralago.

Karin vom Miralago erleidet eine Streifung, Karin von zuhause braucht einen Stent und Herby wird durch Prostatakrebs geschlagen, der eine konsequente Therapie verlangt. Werner untergeht diverse Therapien und Untersuchungen, welche Parkinson diagnostizieren lassen. 

Noch mehr muss nicht sein. Für uns heisst das umso mehr, "Pflücke den Tag"! Geniesse, so lange es noch geht!

Trotz all dieser Gedanken finden wir an diesem Nachmittag in der Nähe der Bäckerei "Renés Croissants", fast vis-à-vis davon, ein neues Steakhouse in einem Vorburgwal, in dem auch das "Bavaria" liegt. Es ist auch gleich eine Pizzeria und das Bier hier kostet nur 6.- Euro trotz grösserer Zentrums-Nähe.

Am Donnerstag regnet es bei angenehmen Temperaturen. Zu unserer Zerstreuung ergibt sich Hafenkino, nachdem wir uns wieder auf Platz 13 verholt haben, da der Eigner von 14 bald kommen werde. Der leere Platz Nummer 14 wird durch einlaufende Boote freudig wahrgenommen und umgehend angelaufen. Manchen erwischt die Hafenmeisterin erst nach dem Anlegen zum wieder Wegschicken. Das Verrückte an der Angelegenheit ist, dass eine Bavaria einläuft und bleiben darf, denn der Eigner käme erst nächste Woche zurück! Wer glaubt denn sowas?

Den Freitag verbringen wir ebenfalls im Hafen, die Autorin wieder einmal mit Waschen. Während noch auf das Ende der Maschine gewartet wird, strebt ein Mann an der Genannten vorbei, er müsse bügeln. Anstand hat gelehrt, dass man einem solchem Ansuchen sofort nachgibt und aufsteht, damit diese Person ihrer Arbeit nachgehen kann. Bevor noch eine Chance besteht, sich wieder zu setzen, wird der einzige Stuhl durch den zugehörigen Sohn be-setzt und die Schreiberin hat das Nachsehen. Es lebe die Erziehung.

Das Waschen hier geht nicht mit QR-Code, sondern mittels einer Wash-App zur Bezahlung und Aktivierung der benötigten Maschine. Es sind schnelle Geräte und man erhält eine E-Mail, sobald der Durchgang beendet ist. So spart man sich den Timer.

Eigentlich steuern wir Richtung Bug,
doch die Strömung treibt in Pfeilrichtung.
Was der Abstand für Geschichten erzählen kann.
Der Eindruck vom Wellenbild suggeriert, 
dass kaum Wind zum Segeln herrscht.
Am späten Nachmittag stimmt Richtung und Stärke der Tide wieder für uns.
Um 17:15 Uhr fest in der Seaport Marina.

Hinein nach Amsterdam mit dem Riesen.
Acht Stunden ab- und vier Stunden auflaufend.
Guten Morgen!

Vis-à-vis der Einfahrt zur Seaport Marina IJmuiden.
Warten aufs Schleusen Richtung Noordzeekanaal

Diesmal werden wir in der Nordkammer geschleust.
Amsterdam Houthavens West.
Blick vom Westerdockseiland Richtung Hauptbahnhof.
Dito mit Blick zurück.
Blick zum Buiksloterdijk mit seiner Dachschaukel auf dem Adam's Turm
und dem Kulturzentrum mit Filmmuseum.
Seaportmarina verlassen
Nach dem Warten durch die Nordkammer geschleust.
Animiert auf dem Weg zum Einkaufen: die Möhre.
Fest im Sixhaven.
Man denkt doch an Storchschnabel, ist aber eine Rote Lichtnelke.
Im Jordan.
Von Oude Kerk her.


Bald Prost!

Auch da wurde durch De Cock mit CK eine Leiche entdeckt, als dieser
Estrich noch als Kirche diente.

Bald nach Onze Lieve Heer op Zolder kommt (wieder) eines 
unserer Lieblings-Cafés. Diesmal mit Studentin Medizin.

Was für ein eindrückliches Bahnhofsgebäude mit Tiden-Uhr.
Vom Schleusentor zum Noordhollandkanaal mit Blick zum Hauptbahnhof
Die Frage sei erlaubt: Wie hält das noch?
Diese Tür nutzen die Bewohner nicht. Hier werden nur die Toten 
hinausgetragen, damit sie den Zugang zum Haus nicht mehr finden.
Dieser Eingang ist für die Lebenden.
Nieuwe Kerk




Werbung für ein Schweizer Produkt.

Da ist jetzt Nes (siehe Wegweiser oben).
Am Kälberdreieck (?) mit Turm aus 1626.
Suchbild (ich habe sie dies Jahr auch sehr lange gesucht, bis ich einen
vor die Linse bekam): Wo befindet sich der Halsband-Sittich?
Nein, hier kann die Autorin nicht mitwirken, weder als Lehrerin,
noch als Assistentin, denn sie hat gerade zuhause 
wieder eine Stelle angenommen.
Huflattich gegen Husten.
Schwarzerle beim Blühen für (nicht gegen) Tränen.
Bergahorn in Amsterdam Noord.
Gewöhnliches Hirtentäschchen.
Gewöhnliche Algenblüte.
Genau, so wäscht Frau heute.

Ganz schön zerrupft, diese beiden jungen Blässhühner auf der Rettungsleiter.
Im Clubcafé vom Sixhaven.
Es ist für uns immer wieder faszinierend, welche Mischung Aktivität Amsterdam zu bieten hat. Fast dörfliche Strassen, pralles Leben, überall Cafés, Hochbetrieb in Grachten und auf grösseren Strassen mit Strassenbahn, Kutschen, Autos, Fahrrädern mit und ohne Motor, Fussgänger; Historie; überall Grün; exotische Tiere wie Halsbandsittiche und Nilgänse; Heilkräuter aus allen Ritzen, ... 
Deswegen wohl sind wir noch so gerne Wiederholungstäter und fühlen uns hier wohl.