Montag, 10. März 2025

Für Freunde nach Scheveningen


 Dieser Beitrag spielt Mitte Juli 2024

Den Noordzeekanal erleben

Am Mittwoch heisst es wieder enthusiastisch Leinen los, (vorübergehender) Abschied vom Sixhaven! Doch der Noordzeekanal, der bis weit über Amsterdam hinaus noch Het IJ heisst, bietet viel fürs Auge, bis wir in den Vorhafen der Schleuse von IJmuiden gelangen. 

Erst seit vor über einem Jahrhundert dieses Fahrwasser durch unter anderem Italiener gegraben wurde, ist es nicht mehr nötig, über die damalige Zuiderzee nach Amsterdam zu fahren und ausserhalb "voor Pampus" zu liegen, um auf die auflaufende Tide fürs Einlaufen in die Stadt zu warten. Frachtschiffe von und nach der Nordsee benutzen dieses Fahrwasser genauso wie Kreuzfahrtschiffe, die zentral ab und anlegen können und zudem noch Treibstoff sparen, weil der riesige Umweg über Den Helder und Den Oever nicht mehr nötig ist. IJmuiden, die Stadt um die Schleusen hin, gab es bis zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht. Sie entstand ursprünglich aus den Arbeiterhütten, die ihre Familien nachholten, und vergrösserte sich im Laufe der Jahrzehnte zu einem Vorort von Amsterdam.

In IJmuiden ist es für uns heute nicht nötig, an der Mole für Freizeitboote festzumachen, um aufs Schleusen zu warten, sondern wir werden zügig in die 2.-südlichste Kammer gelotst und hier auch schnell abgefertigt, um in die Nordsee entlassen zu werden.

Der Name ist Programm: In der Nähe der Marina Amsterdam
 übernachtet man als Tourist oder für Geschäfte auf dem Schiff, das keine
Kreuzfahrten mehr unternimmt.
Pier 7 mit der Marina und einem Gefährt auf Stelzen.
Die Bevölkerung von Amsterdam Noord wächst. seine Wohnquartiere auch.
Zukünftige Bohrinsel.
Dieses Pärchen guckt zum Eingang der Eisenbahn-Unterführung mit dem
Rücken Richtung Zaandam.
Wir kennen sonst von Stena nur die Fähren der Stena-Line ...
Die Nilgänse finden es im Schwarm gesellig.
Der Velser Tunnel unter dem Noordzeekanaal mit der A22.
Spricht für sich.
Um 11:10 liegt der Noordzee-Kanaal bald hinter uns.
Selten so rasch geschleust.
Um 11:50 Uhr sind wir auf der Nordsee.
Auslaufend Steuerbord nach dem Vorhafen.
Dasselbe an Backbord. Ausserhalb wird's rauer.

Katwijk aan Zee verfügt nicht über einen Zugang zur See!
Standort, Zeit, Geschwindigkeit und Kurs nach Steuerkompass 
werden ungefähr stündlich in die Papierkarte eingetragen.
Einlaufen in Scheveningen, etwas nach 17 Uhr.
Dito Steuerbord.

Gegen 18 Uhr liegen wir fest und sicher im Clubhafen.

Ein Luftbild von Schweveningen und Den Haag Mai 2023

Scheveningen: Missverständnis und Freunde

Das Wetter bietet uns alles, was man sich für Sommerferien wünscht. Eigentlich ist es fast schon zu heiss mit 28° C. Auch das Barometer spielt mit und zeigt schon 1008 hPa. Kein Wölkchen trübt den Himmel. 

In Scheveningen liegt man eigentlich in einem superbreiten Päckli, aus welchem sich alle Boote gleichzeitig lösen müssen, wenn sie sich zur Weiterfahrt entschliessen. Da wir uns hier schon auskennen, fahren wir gleich zum Floss des Hafenmeisters, der sein Büro im Clubhaus eingerichtet hat. Wir geben bekannt, dass wir gerne 5 Nächte bleiben möchten. Der Hafenmeister ruft uns den anzusteuernden Platz zu: Toulouse 30! Wir müssten dazu hinten herum. Ok, Toulouse 30. Wieso Toulouse? Die Suche nach Namen für Stege, statt Nummern, beginnt. Wir finden nichts. vom Hafensteg tönts: Nee thirteen, 1, 3 Toulouse. - Toulouse? - Nee, Zulu 13. Endlich gefunden. Aber die Abdrift spült uns auf 14, von dem wir gleich wieder weg wollen. Doch nun ruft es von der andern Seite des Hafenbüros: 14 is goed ook. - Puh, geschafft und festgemacht. Später schnappen uns zwei unbedarfte Skipper, die je ebenfalls ihre falsche Box erwischen, noch den Strom weg.

Weil eben Katwijk aan Zee keinen Zugang zur See hat, können wir Renés Freunde nicht auf ihrem Campingplatz besuchen, sondern sie müssen den Weg zu uns auf sich nehmen, falls sie uns treffen wollen. Wir dachten natürlich, dass Wohnwägeler ihr Auto benutzen. Denkste! Sie packen ihre Räder aus und pedalen die ganze Strecke zu uns, später im Sightseeing durch Hafen und Städtchen und wieder zurück. Ist ganz schön fit, diese Gesellschaft.

Da die Velofahrer aus unterschiedlichen Gründen nicht über die Reling an Bord steigen können, holen wir uns im Club die Erlaubnis, den Aufenthaltsraum für uns und unsere Gäste nutzen zu dürfen. Weil dem grosszügig stattgegeben wird, revanchieren wir uns, indem wir die meisten Getränke vom Club beziehen.

Nicht nur Renés Schulfreund und Frau verbringen ihre Ferien in Holland, sondern zusätzlich auch deren Freunde. Also sind diese logischerweise mit von der Partie. Wie wir erfahren, verbrachten Rafi und Cécile Weihnachten die vergangenen zwei Jahre ebenfalls auf dem Miralago, ohne dass wir sie kennen lernten. Sie wiederum beachteten bei diesen Gelegenheiten uns selbst und Freunde von uns dort ebenfalls nicht, obwohl man sie eigentlich nicht übersehen kann. Nächstes Mal werden wir die Augen offenhalten. Denken wir jetzt. Als es dann soweit ist, entdecken wir sie wieder nicht.

Jedenfalls verbringen wir miteinander einen gemütlichen Nachmittag, tauschen Erfahrungen beim Campen aus, holen Erinnerungen an die Oberfläche und geniessen das Zusammensein, bevor der Besuch sich wieder auf die Heimfahrt machen muss, damit sie noch vor Dunkelheit auf ihrem Campingplatz ankommen. Die vier wollen sich nämlich, wie gesagt, die Gelegenheit nicht entgehen lassen, sowohl den Hafen, als auch das Städtchen Scheveningen zu besichtigen, wenn sie nun schon so weit gefahren sind.



Reihum von rechts Cécile, Rafi, Beat, René, Rita, Marlies. Für Fotos ist erst nach
dem Apéro Zeit, drum der leere Tisch.
Die Vorhänge im Clubhaus inspirieren uns, denn sie sind mit einem Fotosujet bedruckt. 
Zuhause aber entscheiden wir uns dann doch gegen solchen Fensterschmuck, weil die Farben 
auf den Vorhängen auch das Licht stark filtern.

Den Hafen erkunden

Als wir zuletzt in Scheveningen waren, entdeckten wir ein Fahrzeug unseres Schiffsmechanikers aus Muiderzand auf dem Gelände. Offenbar nimmt man sich nicht einfach den nächstgelegenen Fachmann für sein Boot, sondern den Kundigen seines Vertrauens.

Mit der Suchmaschine auf dem Handy ist auch gleich der Laden unseres Vertrauens (grins) gefunden. Jumbo ist der nächste Supermarkt, den wir entdecken. Auf dem Weg dorthin und zurück finden wir natürlich auch Möglichkeiten zum Einkehren, einen Shipchandler und eine Bäckerei, welche wir selbstverständlich ebenfalls erkunden und nicht ohne ihre Produkte zum Boot zurückkehren. 

In ebendiesem Jumbo entdeckt die Einläuferin Captain Morgan's Rum mit 0,0% Alkoholgehalt. Unsere an die Karibik referierenden Drinks enthalten nebst Orangensaft und Muskatnuss auch Rum, den wir dank häufiger Sundowner auch immer mal wieder ersetzen müssen.

Am Samstag ist es mit 30°C so heiss, dass nebst den Ventilatoren auch das Sonnensegel zum Zuge kommt, indem es verhindert, dass das Boot sich allzu fest aufheizt. Das Barometer ist auf 1010 hPa gestiegen, die Sonne scheint fast den ganzen Tag, wird nur durch wenig Dunst verschleiert.

Ein verzweifeltes WhatsApp von zuhause ruft die Autorin auf, doch Mitgefühl zu haben und die Heilpädagogik-Stelle an der 3. Klasse, wenigstens für eine Zeitlang anzunehmen. Dem wird nach eingehenden Gesprächen zu zweit mal vorläufig bis Weihnachten stattgegeben. Später wird die Anstellung verlängert bis Ende April, um eventuell wieder aufgegriffen zu werden im September 2025, falls bis dahin niemand gefunden sein wird. Nun herrscht nicht nur Mitgefühl, sondern auch Vorfreude, denn die Zusammenarbeit mit diesen Kolleginnen ist sehr angenehm und die Bekanntschaft mit den Kindern besteht schon wegen vorheriger Vikariate in deren alten Klassen.

Was kann das Wetter doch sich buchstäblich, wie eine Windfahne benehmen! Tags darauf, am Sonntag hat das Barometer keine Kraft mehr, sondern sinkt auf die altbekannten 996 hPa, 22°C, starke Bewölkung mit Regenschauern.

Genau an diesem Tag will das Dickschiff neben uns den Schlauch fürs Wasserbunkern ungefragt über unser Boot ziehen. Der Schiffer erweist sich als unbedarft und zusätzlich uninteressiert, lässt den Schlauch, welchen alle zum Bunkern benutzen in den Schaum von Kryll und Algenblüte fallen, will ihn erneut mit dem ganzen Schlick dran über unser Boot ziehen. Die Autorin nimmt einen Lappen, reinigt alles, bevor es sich auf unserem Boot absetzt. Keine Reaktion, keine Entschuldigung für seine fehlende Seemannschaft. Im Gegenteil, jetzt spritzt das Frischwasser über unser Boot. Wir haben Glück, dass kein Luk geöffnet ist und somit das Interieur trocken bleibt. Der Schlauch reicht trotz aller Unnachbarschaftlichkeiten in seiner Länge doch nicht. Schadenfreude ist doch immer wieder die schönste Freude. Später gibt der Nachbar sich freundlich und fragt anhand unserer Nationale mit weissem Kreuz auf rotem Grund, ob wir Schweizer (rot-weiss), Finnen (blau-weiss) oder Schweden (blau-gelb) seien. 

Stolz
Heiss.
Das Hafengebäude auf dem Floss gut sichtbar.
Spannend.
Nachtkerze gegen Frauenleiden
Gewöhnlicher Reiherschnabel. Hilft gegen viel. Blätter auch als Salat.
Jakobs-Greiskraut, Innen giftig, aussen hilfreich.
In diese Mischung aus Kryll, Algen und Saharastaub tauchte
der Schlauch, den der liebe Nachbar anschliessend auf unserem Boot
sauber schleppte.
Sahara-Staub noch auf der Nordsee.
Kurz nach dem Wasserschlauch-Vorfall werfen wir die Leinen los und segeln weiter.