Samstag, 28. Oktober 2017

Trost auf dem Zürichsee

Donnerstag, 19.  bis Samstag, 21. Oktober: Noch ein bisschen Ferien

Wozu haben wir die Absolutely? Verkauft werden kann sie doch nicht, das ist alles mit dem Hafen viel zu kompliziert. Also geniessen wir sie mit all ihren Blasen am Rumpf und ihrem Fernweh-Duft nach Diesel.

Wir laufen aus! Es hat sogar ein mildes Brischen. Die Segel werden gesetzt. Bald schläft der Wind wieder ein, doch wir sind aus dem Dreieck des Querfahrers hinausgeschoben worden und können es fürs Baden gemütlich nehmen. Obwohl: eigentlich sollten wir als anständige See-Benützer diesem Passagierschiff oder auch jedem anderen Ausflugsboot im Weg stehen. Dann dürften sie nämlich ihr Schiffshorn benützen. Bei Gefahr ist es noch erlaubt. Zum An- und Ablegen von der Schiffshaltestelle sind Schallzeichen neuerdings verboten. Zu den Vieh- und Kirchenglocken gesellt  sich nun auch das Schiffshorn. Eine Einzelperson bekam auf ihre Klage hin Recht. Das Schallzeichen eines Schiffes ist Lärmbelästigung!!! Merkwürdig, dass niemand etwas gegen die Auspuff-starken Autorennen unternimmt, welche bei schönem Wetter regelmässig abends spät auf der Seestrasse stattfinden. Also, wenn man einem Kursschiff im Weg steht, hört man das seit 150 Jahren vertraute Schiffshorn wieder einmal. Nun gehts tuckernd weiter bis zur Ufenau.

Hier sind die Handwerker seit dem März mit dem Umbau ganz schön vorwärts gekommen. Die Biberschwanzziegel leuchten von weitem. Meinrads Raben fliegen wieder über dem Türsturz. Der Anbau ist in Form und Holzfarbe diskret. Das hölzerne Toilettenhäuschen steht etwas abseits und im Gebäude selbst soll alles wieder sicher begehbar sein.

Noch ein weiters Boot ausser uns legt kurz an für einen Inselspaziergang, danach sind wir alleine und es ist absolut ruhig, als auch die Handwerker zurück ans Festland gefahren sind. Wir geniessen das Fondue im Cockpit in der lauen Abendluft.

Nachts plätschert der See unter dem leichten Ostwind ans Heck und Orion steht vertraut am Himmel.

Noch vor dem ersten Morgenschwumm versucht ein weiterer Segler neben uns festzumachen. Nach drei Anläufen mit slippendem Anker, bieten wir an, sich an die Absolutely ins Päckli zu legen. Dadurch ergibt sich im Laufe des Tages ein hübscher Klönschnack, der zu einem gemütlichen Sonnen-Untergangs-Glas im Cockpit der Dufour "Pizokel" führt, wo wir uns erinnern, dass wir uns an einem "Männer-Montag" vor einigen Jahren bereits kennen gelernt hatten.

Tags darauf gibts eine Freundschafts-Regatta zwischen der Absolutely und der Pizokel, bevor sie umkehrt und wir nach dem Tanken heimsegeln.

Donnerstag, 19. Oktober 2017

Einwintern

Montag, 16. 0ktober 2017: Das Schiff winterklar machen

Obwohl die Segel gerade so schön trocken waren, um sie im Boot für den Winter zu lagern, nahmen wir davon Abstand,  denn wir wollen die Sonne noch im Cockpit geniessen.

Bis weit über den Mittag hinaus dauert es am Montag, und das Deck ist noch immer nicht trocken. Nach dem ausführlichen Wetterbericht, der nichts Schönes verspricht für unseren Tag des Auswasserns, kommt der Bescheid, dass wir das Schiff am Dienstag gleich zur Werft bringen können. Auf Samstag wurde zwischendurch Windstärke 12 angesagt, was Orkanstärke bedeutet. Bei solchen Winden wird gar nicht ausgekrant.

Die Segel falten sich beinahe von selbst in ihre Ursprungsfalten und sind rasch unter Deck. Unten noch putzen und packen, oben alle Leinen und elektrischen Verbindungen lösen, welche den Mast noch mit dem Schiff verbinden. Wanten und Stage werden erst am Kran entfernt.

Jetzt heisst es also, fürs Abendessen alle Reste zu einem Menü verarbeiten, nachdem technisch und Gepäck-mässig alles bereit ist. In dem Fall gibt es Tomaten-Suppe mit Reis sowie Sauerkraut mit gebratenem Kartoffelstock und Schinkenstreifen. Ist gar nicht mal so schlecht. Zum Glück fürs Fleisch und alle unsere Brötchenzutaten funktioniert der Kühlschrank im Büsli gut. Das kann alles auch zuhause verwendet werden.

Noch einmal bei Kerzenlicht ins Cockpit, dann hat Rasmus Wind für uns die diesjährige Segelsaison im Norden abgeschlossen.

Dienstag, 17. Oktober 2017: Jupiter am Morgenhimmel

Noch ist alles dunkel, doch der Wecker holt uns gnadenlos aus der Koje. Was noch nicht im Auto ist, aber heim muss, wird nun ins Büsli gefugt.

Um neun Uhr heisst es, zum letzten Mal dies Jahr, ablegen von unserem Platz und auslaufen aus dem Buyshaven. Die Hafenmeister winken zum Abschied, das Velo ist am Mast festgebunden. Ein nebliger Morgen. Welle und Wind nehmen etappenweise zu. Im Hafen nichts. In der Zufahrt wird es kühl. Beim Warten auf die Schleusenöffnung müssen wir zum Ablegen schon eindampfen und nach der Schleuse hüpft unser Boot auf den Wellen. Trotz des zunehmenden Windes bleibt der Nebel. Ein grosser roter Himmelskörper mit unterschiedlich breiten Streifen steht an der Stelle, wo man um diese Zeit die Sonne erwartet. Jupiter auf Reisen? Begleitet er BonBini zur Werft?

Wir werden erwartet und zu einem Plattbodenschiff dirigiert, an dem wir längsseits festmachen. Ja, die BonBini bleibe hier und wir könnten nach Hause gehen. Der Mitarbeiter erklärt, auch seine Frau sei immer ein bisschen traurig, wenn es ums Einwintern des Bootes gehe. Aber es sei doch auch gut, nun warte anderes und man könne sich wieder auf den Frühling freuen. Edwin heisse er und sie würden die BonBini gut pflegen über den Winter.

In Muiderzand war alles ganz selbstverständlich. Das Boot kam von dort, wurde wieder da an uns verkauft durch Stefan, der die BonBini schon kannte und uns einen Platz im Hafen besorgte. Shipshape und Sailloft, auch die Hafenmitarbeiter waren sozusagen Heimat fürs Schiff. Und wir waren immer dabei beim Einwintern und Auswassern, haben mitgeholfen. Aber nun? Alles neu und fremd. Niemand kennt BonBini...

Schliesslich fährt René mit dem alten Klappvelo zum Auto, kommt mich mit diesem holen und wir werfen noch einen zweitletzten Blick auf die  BonBini. Immerhin sehen wir da gerade, wie sie ein anderes Boot mit dem Traktor in den Hof schieben.

Vom Damm dann noch ein allerletzter Blick zurück zur Werft, von wo die BonBini zum Abschied mit dem Mast winkt.

Wir fahren unseren Weg, bis die A6 in die A1 mündet und staunen wieder, was in den gut fünf Jahren, seit wir zum ersten Mal in Muiderzand waren, alles gebaut und geändert wurde: eine ganze Stadt mit neuen Quartieren schoss aus dem Boden. Ein Bahnhof und eine Haltestelle. Eine Auto- und eine Eisenbahnbrücke sowie eine vielspurige Autobahnkreuzung verbinden das Festland mit dem Polder Flevoland. Von dem allem ist der Hafen nun Teil geworden und liegt nicht mehr hinter einem Wald, nur erreichbar über eine schmale Strasse, die sich durch Berge von Sandsäcken windet. Der Hafen selbst ist umgebaut: neuer Hafenkran am vergrösserten Kranbecken; keine blauen Hallen mehr, damals das Wahrzeichen für den Mut, im Nirgendwo einen Hafen mit tausend Plätzen zu bauen; das Hafenbüro abgerissen und als braune Schiffskommandobrücke wieder aufgebaut. Schiffszubehör-Laden Kniest und Shipshape aussen ebenfalls braun; lauter Schwimmstege mit Fingerdocks; Toiletten- und Dusche-Gebäude geschlechtergemischt; Strand mit Erlebnispark und Tribüne. Muiderzand ist nun kein Ort mehr, sondern nur noch ein Hafen der Stadt Almere-Poort auf dem Land eines dem Meer abgerungenen Polders, den es erst seit gut 50 Jahren gibt.

Der merkwürdige Nebel bleibt, die Sonne als Jupiter verkleidet verschwindet aus dem Blickfeld. Jetzt hat die Heimreise wirklich begonnen. Eine Stunde länger ist die Fahrt vom Buyshaven her als von Muiderzand.

Nach ein paar hundert Kilometern wird der Himmel blauer und die Aussentemperatur steigt. Erst am späten Nachmittag wird dieses Blau  langsam durch langgereckte Zirren unterbrochen. Im Osten bleibt die längste Zeit ein blaues Rechteck stehen, umrahmt durch schneeweisse Federwölkchen, bis auch dies aus unserem Blickfeld verschwindet.


Einmal mehr ist die lange Reise am Abend unfallfrei und glücklich beendet.

Wie wir am Donnerstag mittels Foto erfahren, ist auch die BonBini unfallfrei im Hof angekommen und wird bald in die Halle überführt.


Sonntag, 15. Oktober 2017

Segeln gehört dazu

Dienstag, 10.10.2017: Wie für uns üblich, lach.

Der Sonntag blieb sonnig und ein Spaziergang ins Städtchen bescherte uns Fischchnusperli der beliebten Art: solche im Chörbli, nicht solche im Fahrwasser. Ja, und der Nachbar ist wieder vom Schiff gegangen, ohne seine Leinen schlagsicher zu vertäuen.
Der Sonnenuntergang vom Cockpit aus wurde durch eine breite Wolkenwalze etwas verkürzt, war aber traumhaft schön.

Am Montag fuhren wir zu unserem Halleneigner, der eigentlich Schiffszimmermann ist. Eine Führung durch seinen Betrieb zeigte, womit er beschäftigt ist. Im Moment steht der Bau einer riesigen Traditionsyacht an, alles aus Holz, ausser der Mast, der wegen des zukünftigen Fahrgebietes von Mittelmeer und Karibik aus Alu sein muss. Sonst würde er - von aussen unsichtbar - zu schnell morsch im Kern, während die Schiffszimmereien dort rar sind. Extrem spannend, wie alles in Holz-Schichten aufgebaut und verleimt wird.

Weitere Handwerksbetriebe arbeiten mit der Firma Ventis zusammen, sodass unser Boot im Winter dort in der Halle in besten Händen sein wird.

Danach gings ans Einkaufen des täglichen Bedarfes in unserem Lieblings-Deen-Laden. Und in einer guten halben Stunde wird die Frau vom Polsterbetrieb kommen und uns Vorschläge für die neuen Polster im Salon und in der Vorschiffskoje machen. Eigentlich hatten wir das bald nach dem Kauf des Bootes erledigen wollen, weil vor allem die Salon-Polster schon heftig durchgesessen waren. Aber was alles technisch anstand durch die Jahre...

Was sie uns wohl alles zu bieten hat, die Polsterin?

Brigitte mass und erzählte und schlug vor. Ini, Wachführerin auf der „Noorderlicht“, die Bescheid weiss über alle wichtigen Sternbilder, ist eine Freundin von Brigitte. Brigitte selbst arbeitet in ihrem Atelier ( brigittemajoor.nl ) und gleichzeitig an der Segelschule in Enkhuizen, welche ihr Start-Schulschiff aus Beton im Hof der Segelschule stehen hat. Jedenfalls sind die gemeinsamen Themen beinahe unerschöpflich. Schon Nachmittags besuchen wir sie in ihrem Geschäft und wissen am Ende kaum mehr, wo uns der Kopf steht vor lauter Möglichkeiten. Wir bekommen zwei Musterbücher mit an Bord und vergleichen und halten Stoffe hin, wählen und verwerfen, bis wir sicher sind.

Tags darauf fahren wir nach Muiderzand, um unseren Bootsschlüssel für den neuen Werftbesitzer abzuholen und in Lelystad das Outletdorf „Batavia Stad“ zu besuchen. Auch der nächste Tag wartet sonnig, aber mit viel zu viel Wind mit einem Auto-Ausflug nach Volendam auf. Merkwürdig, ohne Boot dort zu sein, aber schön, alle die bekannten Verkäuferinnen wieder zu sehen.

Freitag, 13. 10 17: Der grosse Moment

Wind und Wetter stimmen: „Wir laufen aus!“ (Dieser Satz stimmt und stammt aus der Fernsehserie „Küstenwache“. Man hört ihn, wenn der Kapitän für einen Notfall auf die Ostsee muss.)

Aber Murphy hats gesehen. Der Auspuff spuckt kein Kühlwasser aus. Es reicht noch bis zum Meldsteiger des Buyshaven. Der Schuldige ist bald entdeckt: Der Kühlwasserschlauch zieht Luft, statt Wasser an, weil er gebrochen ist. Die Reparatur dauert mit dem Austauschen des Impellers eine Stunde.

Ijsselmeeer, die BonBini kommt! Das Schleusen in Stavoren ging, genau wie die Überfahrt, im Hui. Das Plätschern der Wellen am Rumpf erzeugte ein richtiges Feriengefühl. Doch auch der Liegeplatz im Binnenhafen erhält das wohlige Sein aufrecht. 

René entdeckt sie! Die Verkehrsschule für Kindergärten. Direkt an der Durchgangsstrasse üben sie, die beiden Enten, Männchen und Weibchen. Sie stehen am Strassenrand, schauen nach links, nach rechts und noch einmal nach links. Ein Auto kommt von links, ein Velofahrer von rechts. Als beide vorbei sind, noch einmal vorbildlich schauen, dann watschelt das Entenpärchen über die Strasse, er voraus, sie hintennach. Der Blumengarten auf der anderen Strassenseite passt der  Dame offenbar nicht. Sie will zurück. Er gibt ihr zu verstehen, dass sie warten müssten, bis zwei Autos längs gefahren sind, und das Ganze beginnt von vorn. Auf der Wiese vor dem Schiff pickt ein anderes Enten-Pärchen und zu viert kommen sie zu uns, um zu schauen, ob vom Boot noch was Besseres käme.

Unsere Stadtpolizistin nimmt als Maskottchen irgend ein weisses Ferderviech mit zum Verkehrsunterricht in die Kindergärten. Nun kennen wir zumindest deren  Quelle.

Abends ruft Christoph an, um die Ankunft der "Windsbraut"  auf Samstag anzukündigen. So haben wir etwas, vorauf wir uns so richtig freuen können. Hoffentlich benimmt der Wind sich anständig am Samstag.

Samstag, 14. Oktober 2017: Glückliches Wiedersehen

Die Windsbraut kommt mit Sonnenschein längsseits und mit ihr Gabi, Christoph, Anna und Rainer. Seit Vlieland bei Regenwetter im Frühling haben wir Gabi und Christoph  nicht wieder gesehen. Nach einer äusserst herzlichen Begrüssung wartet Klöschnak bei Kaffee und Rosinenbrötchen. Wir verabreden, uns in Hindeloopen wieder zu treffen.

Beim Einkaufen im Coop Stavoren lernt Marlies selber im Laden Orangensaft zu pressen. Und im Friesland-Shop gibt es Sonnenhüte mit Seerosen-Herzen. Das muss sein, denn der alte Friesenhut hat seinen Geist aufgegeben.

Ablegen und schleusen sind eines. Tücher hoch und in Rauschefahrt gen Hylpen. Weil es so gefällt und das Tuch perfekt steht, mit einem Abstecher Richtung Abschlussdeich.

Nach der Einfahrt in den Hindelooper (Hylper) Hafen drehen wir eine Runde im Vorhafen, um die Windsbraut zu suchen. Nichts zu sehen, also festmachen am Meldsteiger. Der Hafenmeister saust aus dem Büro, nimmt die Leinen an und will schon wieder zurück mit der Feststellung „BonBini für eine Nacht“, als Christoph dessen Weg kreuzt und uns zuruft, dass er längs im alten Becken an der Quaimauer liege. Weil der Hafenmeister und Christoph sich seit bald dreissig Jahren kennen, gibt das keine Probleme und wir liegen nun für die Nacht längsseits an der Windsbraut.

Doch vorerst können wir noch eine gefühlte Ewigkeit im Cockpit sitzen, Snacks, Anlegedrinks und das Beisammensein geniessen.

Im kleinen Havenkantoor des Aussenhafens freut sich der standardmässig in Kapitänsuniform gekleidete Hafenmeister im traditionellen Hüttchen auf Deutsch: „Ach, die BonBini ist wieder hier. Zwei Personen, kein Hund.“ Nette Begrüssung, welche wir Renés Wochen mit Dani zu verdanken haben, denn damals hatten sie ebenfalls im Aussenhafen angelegt, während die Stammcrew der BonBini stets im Hylper Innenhafen lag.

Zur Feier des Segelwochenendes gehen die Vier von der Windsbraut auswärts essen, denn Sonntags steht für sie die Heimfahrt nach Stavoren an. Auf der BonBini gibt es Suppe und kaltes Abendbrot. Bei laufendem Störtebeker-Film (eine Ralswieker-Aufnahme aus 2012) fallen uns bald die Augen zu und der Weg in die Koje ist klar.

Sonntag, 15. 10 2017: Windsbraut Adé

Die Nacht ist windstill und wolkenlos, aber extrem feucht. Es tropfte bisweilen so stark von den Stagen, dass es nach Regen klang. Auch innen ist es feucht am Morgen, aber die Sonne wird es richten.

Im Dienstalters-Urlaub freuten wir uns immer wieder über die frühen Sonnenauf- und späten Untergänge. Das Gegenteil ist nun der Fall. Um sieben Uhr ist noch alles stockdunkel, um fünf vor halb acht sieht die Welt aus, als ob es zwanzig vor fünf wäre. Dennoch sind Sonnennachmittage wie gestern und vermutlich heute ein Riesengenuss im Cockpit.


Ob wir heute die neuen Ijsselmeer-Inseln erkunden? Oder geht’s nach Medemblik? Auch Lemmer haben wir länger nicht gesehen.

Nichts von alledem. Wir verabschieden uns von den Windsbraut-Leuten mit dem Versprechen, uns bald wieder zu hören. Der erste Schlag nach Hindeloopen ist mit Ziel Kreupel-Inseln gesetzt. Doch genaues Hinschauen auf den Elektronikkarten zeigt, dass noch keine Möglichkeit besteht, an Land zu gehen. Also beim Wenden Kurs Lemmer mit dem Ziel des Hafencafés. Aber auch das wird verworfen, denn bis wir dort ankommen würden, wäre die Sonne auf ihrem Tiefstand. Gut, in Enkhuizen liegen wir sicher, bequem und können unseren Anlegedrink noch bei Sonne geniessen. Ein Jahr mehr haben wir hier die Klipper-Regatten um Enkhuizen verpasst, doch die eindrückliche Flotte der hervorragenden Zweimaster begrüsst uns beim Heimkommen. 

Weil halt wieder einmal Feuchteschimmel unsere Vorschiffkojen ziert, wird ihm mit Javelwasser zu Leibe gerückt. Dabei zeigt sich ein nicht abgedichteter Schlitz gegen das Vorschiff. Vielleicht kommt die Dauerfeuchtigkeit um unsere Matratzen herum auch aus dieser Richtung? Jedenfalls ist bald alles abgedichtet. Warum das nicht früher entdeckt wurde? Weil solche Arbeiten eher immer am frühen Morgen oder jedenfalls im Dämmerlicht stattfanden, da sah man nicht durch die Kluft. Sie schien eher wie ein Stück Bordwinkel, der auch nach Javel verlangte... 

Morgen werden die Segel heruntergeholt und zusammengelegt, solange noch trockenes Wetter herrscht. Danach folgen weitere Kleinarbeiten, um das Auswassern vorzubereiten, das dies Jahr mit der Halle und den technischen Arbeiten so vielversprechend beginnt. 

Zum Glück können wir uns mit Klaus und Christoph sowie unserem treuen Dani auf die Klausfahrt auf dem Zürichsee freuen.

Sonntag, 8. Oktober 2017

Das Auswassern naht!

Freitag, 6. Oktober 2017: Anreise mit Hindernissen

Die Fahrt in den Norden verlief ordentlich mit wenig Stau und kaum Stillstand. Starkregen und schlechte Sicht verlangsamten oft die Fahrt. Innerhalb der Niederlande führte uns unsere Autonavigatorin diesmal sozusagen direkt nach Lelystad, von wo aus es über den Deich zwischen IJssel- und Markermeer nach Enkhuizen geht.

Irgendwann in Lelystad hiess es, der Deich 302 sei nachts gesperrt vom 16. bis 28. 10. Beruhigend. Es ist ja erst der 6. 10. Auffahrt zum Deich. Blinkend, strahlend und leuchtend gelb eine Sperre mit Riesenfahrverbotstafel. Aha, wir sind verkehrt. Rundum führt uns die Strasse an den gleich Ort zurück. Ja, morgen ab fünf Uhr früh sei die Durchfahrt wieder freigegeben, erklärt uns die Wache. Was jetzt? Über Amsterdam in einer Spitzkehre. Nochmals mehr als 100 Kilometer? Nein, danke. Ja, da unten sei ein Parkplatz, da dürften wir übernachten. 

Schliesslich landen wir auf dem Hafenparkplatz des Houtribhavens. Zum Glück hat das Bistro offenbar noch geöffnet. Marsch dorthin für einen Schlummertrunk. Fröhliches Stimmengewirr empfängt uns. Also hoch, den Stimmen nach. Denkste! Das Bistro hat, wie jedesmal, wenn wir dort sind, gerade geschlossen oder nur für einen Privatanlass geöffnet. Zudem kommen die Stimmen nicht einmal von dort, sondern vom Clublokal mit einem Clubanlass.

Zurück, nein, nicht ganz an den Start, aber zum Auto. Betten bereitmachen, beim Houtribhaven übernachten und morgen den Deich in Angriff nehmen.

Samstag, 7.10. 2017: Enttäuschung im Buyshaven

In der Houtribhaven-Nacht Regen und Pfeifen in den Wanten der Boote. Nur einer hat seine Leinen nicht verspannt; die schlagen am Mast.

Es muss fünf Uhr vorbei sein, man hört wieder Autos auf dem Deich. Bei der späteren Überfahrt entdecken wir den Grund für die Sperrung: der Deich wird verstärkt und das geht halt am besten nachts. Im Markermeer scheinen die neuen Inseln der Marker-Wadden gewachsen zu sein. Schön für die Fische und Vögel, aber bald auch für die Boote und Vogelbeobachter.
In der Zeitung stand über ähnliche Vorhaben im Zürichsee zu lesen. Allerdings sind sie sich über den Standort der neuen Inseln noch nicht einig und, ob Menschen zugelassen sein werden.

Die Spannung steigt. Wie wird die BonBini aussehen? Ist noch alles dran? Haben die vergangenen Stürme von der Nordsee bis nach Enkhuizen gewütet? Das letzte Stück machen wir Fahrerwechsel. Spannend, diese Gegend einmal aus der Gegenperspektive zu sehen. Der Parkplatz Buyshaven ist beinahe leer. Keiner von uns will so recht zum Schiff. Schliesslich einigen wir uns drauf, dass René mal die Speisekarte des Bahnhofrestaurants erkundet und Marlies das Boot inspiziert.

Die Enttäuschung ist gross, trotzdem: mal einen Teil der Sachen aufs Boot holen und den ganzen Dreck inspizieren: Nichts zerrissen, doch Grün und Blätter vermischt mit Kormoran-Hinterlassenschaften geben dem Boot einen total verwahrlosten Anschein. Ein paar Stunden Blättersammeln und Algenschrubben sollten darunter unser Schiff wieder auftauchen lassen. Die neuen Leinen werden ein Javelbad über sich ergehen lassen müssen.

Marlies’ linkes Hand- und Fussgelenk waren der Belastung vom Taschenschwingen über die Reling nicht ganz gewachsen, doch Voltaren-Dolo wird es richten. Skippers Handschiene soll über die Nacht hin etwas beruhigen. Im Hafen Muiderzand war es sehr bequem, die Sachen vom Fingerdock aus aufs Boot zu stellen, dafür kämpft man dort mit Wasserpflanzen.

Mit dem ganztägigen Dauerregen wird ja das Deck vielleicht noch ein bisschen gewaschen. Man soll die Hoffnung nie aufgeben! Zwischenzeitlich werden die Schapps trocken ausgewischt und neu gefüllt. Irgendwann wird der Skipper BonBinis Lieblingsmenue Spaghetti zubereiten, danach lesen, schreiben und schlafen.

Doch nur, wenn es dem Nachbarn auch gefällt. Es klopft recht bestimmt. Der Regen hört nicht auf, man muss halt dennoch den Kopf raushalten, um sich zu erkundigen, wo Not am Menschen ist. Ob wir den Code der Hafenzugangstür hätten. Sie würden gerne ins Städtchen gehen. Ja, irgendwo wird er schon notiert sein, aber gerade nicht präsent. Doch der Anklopfer solle beim Hafenbüro schauen, bei der Spüle, wo Licht sei, sei der Code angeschlagen. Ja, er wisse schon wo das Hafenbüro sei... Bitte, gerne geschehen.

Sonntag, 8. Oktober 2017: Aus dem grünen Entlein wieder ein Schwan

Es hört auf zu regnen und mit dem Regen ist auch der Wind weg. Macht nichts, wir werden ja am Montag einen Termin mit dem Bootshallen-Besitzer haben. Ein paar Logbuch-Einträge, etwas weiterbloggen und dann mit vereinten Kräften ans Schrubben. Drei kräftige Durchgänge, eigentlich noch mehr, wenn man das Spülen mit einrechnet, lassen die BonBini wieder in strahlender Frische erscheinen. Die ganzen vier  Monate unterwegs hatten die Algen in häufig schlechtem Wetter keine Chance gehabt, aber gute sieben Wochen hier geben der Algenblüte ein ganz neues Gesicht.

Unser Nachbar besucht sein Schiff. Ihn sahen wir nicht mehr, seit wir ihn im Frühling kennengelernt hatten. Nur seine schlagenden Fallen erinnerten daran, dass es ihn gibt und es schön wäre, wenn er mal wieder käme, um sie zu spannen. Ob er es jetzt merkt?

Was sollen wir tun? Im Winter wird das Boot ja trocken und warm in der Halle sein. Wir werden es Mitte April in aller Frische einwassern und ein bisschen Frühlingsferien darin verbringen. Doch vom Frühling bis zum Sommer? Eine Blache anfertigen lassen? Nur eine Bau-Blache über einen Grossteil des Schiffes spannen? Jemanden mit dem Reinigen beauftragen?


Mal sehen und den heutigen Tag im sauberen Schiff verbringen.