Freitag, 6. Oktober
2017: Anreise mit Hindernissen
Die Fahrt in den Norden verlief ordentlich mit wenig Stau
und kaum Stillstand. Starkregen und schlechte Sicht verlangsamten oft die Fahrt. Innerhalb der Niederlande führte uns unsere
Autonavigatorin diesmal sozusagen direkt nach Lelystad, von wo aus es über den
Deich zwischen IJssel- und Markermeer nach Enkhuizen geht.
Irgendwann in Lelystad hiess es, der Deich 302 sei nachts
gesperrt vom 16. bis 28. 10. Beruhigend. Es ist ja erst
der 6. 10. Auffahrt zum Deich. Blinkend, strahlend und leuchtend gelb eine
Sperre mit Riesenfahrverbotstafel. Aha, wir sind verkehrt. Rundum führt uns die
Strasse an den gleich Ort zurück. Ja, morgen ab fünf Uhr früh sei die
Durchfahrt wieder freigegeben, erklärt uns die Wache. Was jetzt? Über Amsterdam in einer Spitzkehre. Nochmals
mehr als 100 Kilometer? Nein, danke. Ja, da unten sei ein Parkplatz, da dürften wir
übernachten.
Schliesslich landen wir auf dem Hafenparkplatz des
Houtribhavens. Zum Glück hat das Bistro offenbar noch geöffnet. Marsch dorthin
für einen Schlummertrunk. Fröhliches Stimmengewirr empfängt uns. Also hoch, den
Stimmen nach. Denkste! Das Bistro hat, wie jedesmal, wenn wir dort sind, gerade
geschlossen oder nur für einen Privatanlass geöffnet. Zudem kommen die Stimmen
nicht einmal von dort, sondern vom Clublokal mit einem Clubanlass.
Zurück, nein, nicht ganz an den Start, aber zum Auto. Betten
bereitmachen, beim Houtribhaven übernachten und morgen den Deich in Angriff nehmen.
Samstag, 7.10. 2017: Enttäuschung
im Buyshaven
In der Houtribhaven-Nacht Regen und
Pfeifen in den Wanten der Boote. Nur einer hat seine Leinen nicht verspannt; die schlagen am Mast.
Es muss fünf Uhr vorbei sein, man hört wieder Autos auf dem
Deich. Bei der späteren Überfahrt entdecken wir
den Grund für die Sperrung: der Deich wird verstärkt und das geht halt am besten nachts. Im
Markermeer scheinen die neuen Inseln der Marker-Wadden gewachsen zu sein. Schön
für die Fische und Vögel, aber bald auch für die Boote und Vogelbeobachter.
In der Zeitung stand über ähnliche Vorhaben im Zürichsee zu
lesen. Allerdings sind sie sich über den Standort der neuen Inseln noch nicht
einig und, ob Menschen zugelassen sein werden.
Die Spannung steigt. Wie wird die BonBini aussehen? Ist noch
alles dran? Haben die vergangenen Stürme von der Nordsee bis nach Enkhuizen
gewütet? Das letzte Stück machen wir Fahrerwechsel. Spannend, diese Gegend
einmal aus der Gegenperspektive zu sehen. Der Parkplatz Buyshaven ist beinahe leer.
Keiner von uns will so recht zum Schiff. Schliesslich einigen wir uns drauf, dass René mal die
Speisekarte des Bahnhofrestaurants erkundet und Marlies das Boot inspiziert.
Die Enttäuschung ist gross, trotzdem: mal einen
Teil der Sachen aufs Boot holen und den ganzen Dreck inspizieren: Nichts
zerrissen, doch Grün und Blätter vermischt mit Kormoran-Hinterlassenschaften geben
dem Boot einen total verwahrlosten Anschein. Ein paar Stunden Blättersammeln
und Algenschrubben sollten darunter unser Schiff wieder auftauchen lassen. Die
neuen Leinen werden ein Javelbad über sich ergehen lassen müssen.
Marlies’ linkes Hand- und Fussgelenk waren der Belastung vom
Taschenschwingen über die Reling nicht ganz gewachsen, doch Voltaren-Dolo wird
es richten. Skippers Handschiene soll über die Nacht hin etwas beruhigen. Im Hafen Muiderzand war es sehr bequem, die Sachen vom Fingerdock aus aufs Boot zu stellen, dafür kämpft man dort mit Wasserpflanzen.
Mit dem ganztägigen Dauerregen wird ja das Deck vielleicht
noch ein bisschen gewaschen. Man soll die Hoffnung nie aufgeben!
Zwischenzeitlich werden die Schapps trocken ausgewischt und neu gefüllt.
Irgendwann wird der Skipper BonBinis Lieblingsmenue Spaghetti zubereiten, danach lesen,
schreiben und schlafen.
Doch nur, wenn es dem Nachbarn auch gefällt. Es klopft recht
bestimmt. Der Regen hört nicht auf, man muss halt dennoch den Kopf raushalten, um
sich zu erkundigen, wo Not am Menschen ist. Ob wir den Code der Hafenzugangstür
hätten. Sie würden gerne ins Städtchen gehen. Ja, irgendwo wird er schon
notiert sein, aber gerade nicht präsent. Doch der Anklopfer solle beim Hafenbüro
schauen, bei der Spüle, wo Licht sei, sei der Code angeschlagen. Ja, er wisse
schon wo das Hafenbüro sei... Bitte, gerne geschehen.
Sonntag, 8. Oktober
2017: Aus dem grünen Entlein wieder ein Schwan
Es hört auf zu regnen und mit dem Regen ist auch der Wind
weg. Macht nichts, wir werden ja am Montag einen Termin mit dem
Bootshallen-Besitzer haben. Ein paar Logbuch-Einträge, etwas weiterbloggen und
dann mit vereinten Kräften ans Schrubben. Drei kräftige Durchgänge, eigentlich
noch mehr, wenn man das Spülen mit einrechnet, lassen die BonBini wieder in
strahlender Frische erscheinen. Die ganzen vier
Monate unterwegs hatten die Algen in häufig schlechtem Wetter keine
Chance gehabt, aber gute sieben Wochen hier geben der Algenblüte ein ganz neues
Gesicht.
Unser Nachbar besucht sein Schiff. Ihn sahen wir nicht mehr,
seit wir ihn im Frühling kennengelernt hatten. Nur seine schlagenden Fallen
erinnerten daran, dass es ihn gibt und es schön wäre, wenn er mal wieder käme,
um sie zu spannen. Ob er es jetzt merkt?
Was sollen wir tun? Im Winter wird das Boot ja trocken und
warm in der Halle sein. Wir werden es Mitte April in aller Frische einwassern und ein
bisschen Frühlingsferien darin verbringen. Doch vom Frühling bis zum Sommer? Eine
Blache anfertigen lassen? Nur eine Bau-Blache über einen Grossteil des Schiffes
spannen? Jemanden mit dem Reinigen beauftragen?
Mal sehen und den heutigen Tag im sauberen Schiff
verbringen.
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