Sonntag, 8. Oktober 2017

Das Auswassern naht!

Freitag, 6. Oktober 2017: Anreise mit Hindernissen

Die Fahrt in den Norden verlief ordentlich mit wenig Stau und kaum Stillstand. Starkregen und schlechte Sicht verlangsamten oft die Fahrt. Innerhalb der Niederlande führte uns unsere Autonavigatorin diesmal sozusagen direkt nach Lelystad, von wo aus es über den Deich zwischen IJssel- und Markermeer nach Enkhuizen geht.

Irgendwann in Lelystad hiess es, der Deich 302 sei nachts gesperrt vom 16. bis 28. 10. Beruhigend. Es ist ja erst der 6. 10. Auffahrt zum Deich. Blinkend, strahlend und leuchtend gelb eine Sperre mit Riesenfahrverbotstafel. Aha, wir sind verkehrt. Rundum führt uns die Strasse an den gleich Ort zurück. Ja, morgen ab fünf Uhr früh sei die Durchfahrt wieder freigegeben, erklärt uns die Wache. Was jetzt? Über Amsterdam in einer Spitzkehre. Nochmals mehr als 100 Kilometer? Nein, danke. Ja, da unten sei ein Parkplatz, da dürften wir übernachten. 

Schliesslich landen wir auf dem Hafenparkplatz des Houtribhavens. Zum Glück hat das Bistro offenbar noch geöffnet. Marsch dorthin für einen Schlummertrunk. Fröhliches Stimmengewirr empfängt uns. Also hoch, den Stimmen nach. Denkste! Das Bistro hat, wie jedesmal, wenn wir dort sind, gerade geschlossen oder nur für einen Privatanlass geöffnet. Zudem kommen die Stimmen nicht einmal von dort, sondern vom Clublokal mit einem Clubanlass.

Zurück, nein, nicht ganz an den Start, aber zum Auto. Betten bereitmachen, beim Houtribhaven übernachten und morgen den Deich in Angriff nehmen.

Samstag, 7.10. 2017: Enttäuschung im Buyshaven

In der Houtribhaven-Nacht Regen und Pfeifen in den Wanten der Boote. Nur einer hat seine Leinen nicht verspannt; die schlagen am Mast.

Es muss fünf Uhr vorbei sein, man hört wieder Autos auf dem Deich. Bei der späteren Überfahrt entdecken wir den Grund für die Sperrung: der Deich wird verstärkt und das geht halt am besten nachts. Im Markermeer scheinen die neuen Inseln der Marker-Wadden gewachsen zu sein. Schön für die Fische und Vögel, aber bald auch für die Boote und Vogelbeobachter.
In der Zeitung stand über ähnliche Vorhaben im Zürichsee zu lesen. Allerdings sind sie sich über den Standort der neuen Inseln noch nicht einig und, ob Menschen zugelassen sein werden.

Die Spannung steigt. Wie wird die BonBini aussehen? Ist noch alles dran? Haben die vergangenen Stürme von der Nordsee bis nach Enkhuizen gewütet? Das letzte Stück machen wir Fahrerwechsel. Spannend, diese Gegend einmal aus der Gegenperspektive zu sehen. Der Parkplatz Buyshaven ist beinahe leer. Keiner von uns will so recht zum Schiff. Schliesslich einigen wir uns drauf, dass René mal die Speisekarte des Bahnhofrestaurants erkundet und Marlies das Boot inspiziert.

Die Enttäuschung ist gross, trotzdem: mal einen Teil der Sachen aufs Boot holen und den ganzen Dreck inspizieren: Nichts zerrissen, doch Grün und Blätter vermischt mit Kormoran-Hinterlassenschaften geben dem Boot einen total verwahrlosten Anschein. Ein paar Stunden Blättersammeln und Algenschrubben sollten darunter unser Schiff wieder auftauchen lassen. Die neuen Leinen werden ein Javelbad über sich ergehen lassen müssen.

Marlies’ linkes Hand- und Fussgelenk waren der Belastung vom Taschenschwingen über die Reling nicht ganz gewachsen, doch Voltaren-Dolo wird es richten. Skippers Handschiene soll über die Nacht hin etwas beruhigen. Im Hafen Muiderzand war es sehr bequem, die Sachen vom Fingerdock aus aufs Boot zu stellen, dafür kämpft man dort mit Wasserpflanzen.

Mit dem ganztägigen Dauerregen wird ja das Deck vielleicht noch ein bisschen gewaschen. Man soll die Hoffnung nie aufgeben! Zwischenzeitlich werden die Schapps trocken ausgewischt und neu gefüllt. Irgendwann wird der Skipper BonBinis Lieblingsmenue Spaghetti zubereiten, danach lesen, schreiben und schlafen.

Doch nur, wenn es dem Nachbarn auch gefällt. Es klopft recht bestimmt. Der Regen hört nicht auf, man muss halt dennoch den Kopf raushalten, um sich zu erkundigen, wo Not am Menschen ist. Ob wir den Code der Hafenzugangstür hätten. Sie würden gerne ins Städtchen gehen. Ja, irgendwo wird er schon notiert sein, aber gerade nicht präsent. Doch der Anklopfer solle beim Hafenbüro schauen, bei der Spüle, wo Licht sei, sei der Code angeschlagen. Ja, er wisse schon wo das Hafenbüro sei... Bitte, gerne geschehen.

Sonntag, 8. Oktober 2017: Aus dem grünen Entlein wieder ein Schwan

Es hört auf zu regnen und mit dem Regen ist auch der Wind weg. Macht nichts, wir werden ja am Montag einen Termin mit dem Bootshallen-Besitzer haben. Ein paar Logbuch-Einträge, etwas weiterbloggen und dann mit vereinten Kräften ans Schrubben. Drei kräftige Durchgänge, eigentlich noch mehr, wenn man das Spülen mit einrechnet, lassen die BonBini wieder in strahlender Frische erscheinen. Die ganzen vier  Monate unterwegs hatten die Algen in häufig schlechtem Wetter keine Chance gehabt, aber gute sieben Wochen hier geben der Algenblüte ein ganz neues Gesicht.

Unser Nachbar besucht sein Schiff. Ihn sahen wir nicht mehr, seit wir ihn im Frühling kennengelernt hatten. Nur seine schlagenden Fallen erinnerten daran, dass es ihn gibt und es schön wäre, wenn er mal wieder käme, um sie zu spannen. Ob er es jetzt merkt?

Was sollen wir tun? Im Winter wird das Boot ja trocken und warm in der Halle sein. Wir werden es Mitte April in aller Frische einwassern und ein bisschen Frühlingsferien darin verbringen. Doch vom Frühling bis zum Sommer? Eine Blache anfertigen lassen? Nur eine Bau-Blache über einen Grossteil des Schiffes spannen? Jemanden mit dem Reinigen beauftragen?


Mal sehen und den heutigen Tag im sauberen Schiff verbringen.

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