Mittsommer mal wieder anders
Dieser Beitrag spielt vom Donnerstag, 15. bis zum Donnerstag, 22. Juni 2023
Als wir die Leinen in Bagenkop lösen, ist die Bodensee-Crew schon längst unterwegs. Ob wir sie in Warnemünde noch einmal treffen wollen? Ach, der gestrige Abend war so vollkommen, das kann man nicht toppen. Zudem werden sie mit der Rückgabe des Bootes und dem Vorbereiten der eigenen Heimreise kaum mehr Zeit für uns haben. Also fassen wir ein Ziel ins Auge, das wir Jahr für Jahr, wenn wir auf der Ostsee segelten, unbeachtet liessen.
Ein Clubkamerad vom YCAu erwarb ungefähr zur gleichen Zeit, wie wir die BonBini unser Eigen zu nennen begannen, eine Hanse auf der Ostsee und hatte sie einige Saisons dort stationiert, bevor er sie in Etappen mit Clubkameraden zusammen aufs Mittelmeer und wieder zurück auf den Atlantik holte. Für uns war das einfach kein Ziel. Wir wählten, wenn schon Fehmarn mit Burgtiefe und seinem runden Hafen, Burgstaken mit seinen Speicherhäusern und dem Fischerhafen oder Orth mit seinem Krabben-Scheren-förmigen Hafen.
Es wäre geplant gewesen, den Mittsommer in Schweden zu feiern. Aber gleichzeitig wollten wir wieder einmal auf unsere Lieblingsinsel. So ergab sich dieser "Kompromiss".
Nun also nach Süden abzweigen im Fehmarnsund. Die Vissy V muss sowieso oberhalb, also nördlich von Fehmarn durchsegeln, denn sie könnte zu hoch sein für die Fehmarn-Sund-Brücke mit ihren 22 Metern lichter Höhe. Ja, es ist Heiligenhafen, das wir im Auge haben. Verschiedene Kardinalen müssen beachtet werden und in der direkten Zufahrt heisst es wirklich schön mittig zu halten, um ja nicht im Flach nördlich der grünen Tonnen und Spieren stecken zu bleiben. Es ist eine lagunenartige Bucht, die am Ende sogar noch über einen eigenen Binnensee verfügt, der sich bestens als Badesee eignet.
Die ersten beiden kleinen Häfen lassen wir südlich liegen und verfolgen unseren Weg nach Westen, bis wir in der Marina Heiligenhafen eine freie Box am Steg 2 finden, die uns gefällt. Wasser und Strom sind da, das Einverständnis des Hafenmeisters auch.
Danach entdecken wir das Städtchen, welches mit Baltic-Kölln einen anständigen Schiffsausrüster beherbergt, der auch Unnötiges, wie Wattwürmer in Gummi-Bären-Qualität und Rucksäcke aus Segeltuch verkauft, die ganz freiwillig mit uns mit gehen.
Rasch haben wir verlängert bis zum 21. Juni, bis Mittsommer. Weil wir von Silke und Erhard erfuhren, dass ihr tolles Sonnensegel ein Schnäppchen von JYSK ist, recherchiert René unseren Ausflug dorthin, denn Baltic-Kölln führt so etwas schon gar nicht und beim Segelmacher wäre es echt teuer. Mit 6,7 Kilometer kommen wir noch ordentlich weg mit unserem Marsch der Hauptstrasse entlang Richtung Osten zum Baumarkt und zum Dänischen Möbelhaus. Das Sonnensegel trägt nicht unsere Traumfarbe, aber mit 12 Euro Kosten lässt sich dies gut verschmerzen. Der Heimweg führt uns an Dichterstrassen vorbei (Theodor Storm, Ina Seidel), bevor er zum Fischerhafen führt, der uns beim Fischer einen Snack verspricht.
Das Bierchen dort haben wir uns jedenfalls wohlverdient. Tags darauf wandern T-Shirts und ein Fussabstreifer für zuhause in die Einkaufs-Tasche. Das "Kaufhaus im Osten" könnte wohl Kaufrausch im Osten heissen. Jedenfalls kriechen weitere Gummi-Wattwürmer mit an Bord.
Ausserhalb von unserem Steg, an einem Balken ohne Verbindung zu Steg oder Land kommt ein merkwürdiges, dickbäuchiges, recht langes Boot zu liegen. Wir wundern uns. Seine Seiten sind je zur Hälfte mit Backbord-Rot und Steuerbord-Grün bemalt und es trägt den Namen Country riesig am riesigen Yacht-Heck. Vater und Sohn üben damit und auch akrobatisch an Land zu kommen. René hilft ihnen mit Erklärungen fürs Aufschiessen und Klarmachen der Leinen zum Aufschiessen, denn sie nutzen sie mit einer wahrlich unaufgeräumten Wuhling und werfen sie so über die Balken und Pfosten. Davon, Leinen durchzusetzen und Springs zu legen, haben sie noch nie gehört. Der Sohn spricht sehr gut Deutsch und fragt stets um Tipps, die er dann als Anweisung in Polnisch an seinen Vater weitergibt. Ja, sie hätten erwogen, sich jemand Erfahrenen an Bord zu holen, um ihr Boot und seine Segeleigenschaften besser kennen zu lernen. Der Sohn habe es vor kurzem als ein Schnäppchen erworben und könne von nun an auf der Country leben und arbeiten. Später werden wir hören, dass er sich in Fehmarn einige Stunden einer Skipperin gönnen und im Herbst den Weg nach Portugal unter den Kiel nehmen werde. Wirklich? Hoffentlich lesen wir dann nicht von ihm und seinem Boot.
Eddy, der Hafenmeister im Unruhestand, will sich in Fehmarn um einen Hallenplatz für uns kümmern, weil er für gute Freunde noch immer nützliche Kontakte spielen lassen könne. Super, wir wollen alles tun, um nicht bei Westwind auf der Nordsee zurück zu müssen.
Die Hafenmeister-Kollegin empfiehlt uns den Flohmarkt am Südufer des Binnensees am Samstag. Sie werde auch noch hingehen. So kommt es, dass wir all die Stände mit nostalgischen und überflüssigen Nippes auf unserem Morgenwackel bestaunen und dabei Blumen, Tiere und Statuen am und im See antreffen.
Die folgenden Tage werden total gemütlich, einkaufen im Edeka mit Croissants zum Frühstück, lesen, Gaststätten erkunden und entspannen.
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Langeland mit seiner unspektakulären dunklen Steilküste. |
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Bagenkops Leuchtturm |
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Schon wieder in Deutschlands Gewässern. |
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Die Fehmarnsund-Brücke. |
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Unsere Lieblings-Seezeichen: Fischstäbchen ... |
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Rechts die Marina Heiligenhafen, links oben der Badesee. |
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Gleich hinter der Spiere wird es echt flach. |
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Bagenkop-Heiligenhafen direkt. |
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Als Toppzeichen ein Kormoran mit Beute im Schnabel. |
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Ein Gänsesäger hinter dem Heck. |
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Mein Schiff ... |
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Auch so geht Dach. |
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Am Fischer-Hafen. |
Die Möwe will dem Kormoran seine Beute,
einen Aal, abjagen.
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Der Kormoran will den Aal zurück. |
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Wenn zwei sich streiten ... |
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... gibt es wohl das Obige. |
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Das wäre bestimmt etwas für Andreas Rebers: Frau Hammer, geborene Sichel mit ihrem Lastenfahrrad sollte Rücksicht auf die Fussgänger mit Kinderwagen nehmen. |
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Mitten in der Nacht schon Morgenröte... |
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... mit Leuchtfeuer auf Fehmarn. |
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Am frühen Morgen zieht märchenhafter Dunst auf. |
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Rechts ausserhalb vom Bild liegt dann die Fehmarn-Sund-Brücke. |
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Kohl-Gänsedistel aus einer Mauerritze. |
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Gottes sind Wogen und Wind. Segel aber und Steuer, dass ihr den Hafen gewinnt, sind euer. Kann man es besser sagen? |
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Durchs Dichter-Quartier. |
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Statt tauchen, warten. |
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Unser Snack kommt noch. |
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Praktisch, unser Neuerwerb! |
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Fischer Stüben von Heiligenhafen. |
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Vater Schwan passt im Badesee auf seine Familie auf. |
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Njörd, der Meeresgott für ruhige See und schönes Wetter, ebenda. |
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Hoffentlich hält er auch die Quallen zurück. |
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Ob der Kormoran wieder die Arbeit für die Möwe erledigt? |
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Der Rest der Versammlung steht auf der Mole. |
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Auch dickere Leinen dienen als Rastplatz. |
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An den Ecken beginnt es, aber wir haben noch weitere zerschlissene Nationalen... |
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... deren eine eine Ecke spenden muss. |
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Es lebe Material und Handarbeits-Unterricht von vor 57 Jahren! |
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Der Tisch beim Portugiesen passt uns fürs Abschiedsessen. |