Mit Umwegen nach Osten
Dieser Beitrag spielt vom 24. bis zum 26. Mai 2023
Nachdem unsere Freunde jetzt alle zurück auf dem IJsselmeer sind, wirds auch für die BonBini Zeit, die Leinen loszuwerfen.
Um 08:40 Uhr am Mittwoch Vormittag ist es soweit. Die Extra-Sicherungsleine und der "5. Festmacher" sind nicht vergessen. Wir haben schon gehört, dass jemand alle Leinen los hatte, aber das Stromkabel noch an Land fest war. Könnte uns ja auch einmal passieren...
Viele Boxen sind leer, denn die Feiertage mit Auffahrt und Pfingsten sind vorbei und die Sommerferien haben noch nicht angefangen. Wir sind in dem Sinn total privilegiert, dass wir es uns nach unserer Pensionierung erlauben können, zu jeder beliebigen Zeit auf dem Wasser zu sein und unsere Freiheit zu geniessen!
Wahrend wir um die Osthuk von Vlieland fahren, beginnt es zu uns durchzudringen, wie lieblich die Wellen doch schon wieder an den Rumpf klatschen. Um in Richtung Cuxhaven zu kommen, müssen wir einen rechten Umweg fahren. Die Untiefen und Terschellings Brandungszone werden diesen Sommer noch einige Male die Seenotretter in Aktion rufen. Das heisst, wir setzen nach Kurs Ost Kurs Nord und dann West, um all dem zu entgehen. Richtung Nordwesten werden die Fahrwasser durch zwei neue rote Tonnen begrenzt, 4a und 2a, Zuider-Stortemelk. Damit wir bei (fast unmöglichem) Ausfall aller Stromquellen terrestrisch weiternavigieren können, vermerken wir in der Papierkarte jede Stunde die aktuelle Position mit Kurs, Geschwindigkeit und Zeit. So wären wir mit dem Handpeilkompass bereit zur Weiterfahrt. Obwohl das in der Zwischenzeit fast überflüssig ist, denn auf dem Handy wird mit dem Logbuch alles in jedem Augenblick festgehalten und die Powerbanks stehen als Backup zur Verfügung. Trotzdem ...
Der Autorin ist es übel in Magen und Kopf, Kniebeugen helfen nur bedingt, weshalb sie sich um 21:30 Uhr in die Vorschiffskoje verzieht und quer liegt, falls die Wellen BonBini wie ein Spielzeug behandeln sollten. Der Skipper geht getreu Wache. Erst vor Borkum verstärkt sich die Gegenströmung, doch unter Vollzeug ist die BonBini bestens unterwegs.
Um 05:00 Uhr am Donnerstag früh übernimmt die Verfasserin wieder, setzt sich eingepickt ins Cockpit und schlummert ab und zu etwas ein. Doch die Eieruhr ist eingestellt und weckt immer wieder, damit die Umgebung überwacht werden kann. Das flaue Gefühl wich nicht über Nacht. Obwohl die BonBini nicht aufs Wasser knallt, rollt sie eben doch von Backbord nach Steuerbord und zurück. Immerhin bekommt der Skipper etwas Ruhe.
Jedenfalls bis ungefähr Schärhörn, in der Nähe von Cuxhaven. Wir halten uns ausserhalb der Fahrwasser-Begrenzungs-Tonnen bis zum grünen Pfahl mit Kurs Ost, um der Berufsschifffahrt ihren Platz zu lassen im Verkehrstrennungsgebiet. Es sieht scheinbar alles gut aus, als um 11:30 Uhr der Skipper hochschiesst, den Motor zuschaltet, das Ruder in die Hand nimmt und sofort auf Kurs Nord dreht. Noch 2,4 Meter Wassertiefe mit hohen Wellen, Wind aus Nord und dem Brandungsgebiet an Steuerbord hätte nicht mehr viel gefehlt und wir wären selber Ursache geworden fürs Auslaufen eines Seenotretters. Doch dank Renés beherzten und entschlossenen Auftretens verläuft es nicht nur glimpflich, sondern wir segeln nun innerhalb des Fahrwassers mit genügend Wassertiefe und achten auf den Tonnenstrich. Im selben Gebiet, etwas östlich von hier, hatten wir im vergangenen Jahr das Boot mit Ruderschaden aufgepickt und es nach Cuxhaven zurück geschleppt, anstatt dass wir weiter nach Helgoland gesegelt wären.
Um 14:40 Uhr schliesslich sind wir in Cuxhaven fest in Box D4 mit Fingerdock, geniessen unseren wohlverdienten Anlegedrink und gehen im "Oberdeck" fürs Abendessen reservieren. Der Hafenmeister meint bei Anfrage wegen der Gebühren, dass dies hier ein Tidenhafen sei und man mit der Gebühr eines Tages halt schon so lange bleiben dürfe, bis die Tide für den geplanten Törn stimme. Grosszügig, nicht?
So bleiben wir bis Freitagnachmittag, und fassen die Elbe ins Auge.
Genau, die Tonnenseiten sind verkehrt,
weil sie für die Zufahrt gelten.
Die Westtonne markiert das Brandungsgebiet vor West-Terschelling. |
Alles gut, die rote Tonne bleibt Steuerbord. |
Zuid Stortemelk 2 |
Gerefft gehts noch weiter westwärts. |
So weit führt das sichere Fahrwasser um Vlieland herum, bevor wir ostwärts segeln. |
Erst ein rechtes Stück nördlich erfasst uns der Vesselfinder wieder. |
Jetzt fliesst das Kielwasser richtig. |
Abendstimmung |
Um 21 Uhr steht die Sonne noch so hoch und im Nordwesten. |
Alles Weisse wird in die Abendfarben getaucht. |
Schon in deutschen Gewässern am Donnerstag Morgen. Der Nordwind drückt uns noch nicht auf Legerwall. |
Nach 30 Stunden fest in Cuxhaven mit Zeit fürs Wechseln der Gastlandflagge von den Niederlanden auf Deutschland. |
Beim Anlegedrink im "Oberdeck" Blick auf den Cuxhavener Leuchtturm... |
... den Hafen und einen Tonnen-Vorrat. |
Der aufgezeichnete Kurs von Vlieland bis ungefähr zur Accumer Ee. |