Island und Spitzbergen: Was für ein Segeltraum!
Wir haben es anders gemacht. Eine Fahrt zu unserem Weinbauern sowie Wanderungen unter dem Gletscher erfüllen diesen Wunsch sogar in der Schweiz. Zuerst einmal geniessen wir die atemberaubende Ankunft aus den Bergen am Genfersee. Wie schön war das doch, im Sommer 2011 diesen See längs sowie kreuz und quer zu besegeln und tolle Begegnungen im Archiv der schönen Erinnerungen griffbereit zu haben.
Natürlich heisst dieser See im St. Saphorin-Gebiet nicht Genfersee, sondern Lac Léman, wie wir bei Tomme und einem Glas Wein erfahren. Die Wanderung durch die Reben zeigt den Reichtum der Kulturen, aber auch die grosse Arbeit, die dahinter steckt.
Wir könnten am Samstag einer Ruderregatta der Seeretter von Frankreich nach Vevey beiwohnen, doch die Hitze schon am Morgen schickt uns in die Berge.
Fouly unter dem Gletscher L' A Neuve im Val Ferret soll es werden. Das Grollen, welches am Vormittag und Nachts zu hören ist, stammt nicht vom Kalbern des Gletschers, sondern vom Steinschlag eines Gebietes, in dem der Permafrost die Schichten nicht mehr zusammen hält. Dennoch thront der Gletscher majestätisch unter der Krone der Berggipfel und schiesst Wildwasser ins Tal. Der Adler fliegt hoch seine Kreise und schreit, während die Munggen ihre Warnpfiffe ausstossen.
Die bläulichen Eismassen lassen Spitzbergen vergessen. Wir haben diese urzeitliche Landschaft in der Schweiz. Schon die Veragrer, ein keltischer Stamm, wussten vom eisenhaltigen Gestein in diesem Tal. Ihre Sprache lebt heute noch in den Orts- und Bachbezeichnungen. Jeder Wildbach und tosende Fluss ist in Französisch angeschrieben und einer Sprache, die in ihrer Schreibweise ans Gälische in Irland erinnert, eben das Veragrische Keltisch dieser Gegend.
Beim Aufstieg auf der einen Talseite gegen den Gletscher hinauf erinnert die Landschaft stark an die Schären Schwedens, sowohl im abgeschliffenen Gestein, den riesigen Felsbrocken, als auch im Pflanzenwuchs. Granit auf Sandstein und Gneis mit Schiefer trägt Weisstannen, Rhododendron, Wacholder und Preiselbeeren. Der umtoste Fels wird rund vom abgelagerten Kalk, während das Eis des Gletschers immer blauweisser wird.
Die gegenüberliegende Seite lockt mit einer Sesselbahn und lässt den Gletscherhang und den darunterliegenden steilen Wald mit seinem Campingplatz plötzlich ganz flach erscheinen. Damit wir keine steifen Knie bekommen vom Abstieg nach Fouly, werden unsere gemieteten Trottinettes hinter uns her zur Bergstation transportiert, wo wir erst einmal mit offenem Mund die schroffen Berge des Gegenseite bewundern.
Einer von uns hatte von Anfang an volles Vertrauen in die Räder, Bremsen und das Geröll des Weges, während die andere für die ganz steilen und allzu gerölligen Wegstücke stets das Trotti entlastete und es zu Fuss zur nächsten halbwegs fahrbaren Strecke führte. Von hier gings wieder beinahe in Sausefahrt. Am Ende kamen alle vier, die beiden Zweibeiner und ihre beiden Zweiräder, heil, teils begeistert und teils erleichtert bei der Talstation an.
Während am Genfersee unser Französisch wieder an die Oberfläche geholt wurde im Grotto, kam das Englisch in Fouly zum Zug. Ein Amerikaner aus dem Staat Washington verbringt seinen ersten Europa-Urlaub mit Start in Fouly, um kletternd die Mont Blanc-Tour zu meistern. Ein Trottinett ist ihm völlig fremd, während uns am Genfersee die Namen, welche sich die Dörfer im Lavaux geben, befremdeten und amüsierten: Affen, Ratten, Steinböcke, Flaschen-Zerbrecher, ... Um das Lachen in ein Staunen zu kehren, zeigte einer der Grotto-Gäste uns ein Waldherz hoch über Chillon.
Der Grotto-Eigner hatte einen Teil seiner Militär-Zeit als Pontonier am Zürichsee verbracht und Wädenswil und Changins arbeiten zusammen an der Ausbildung zukünftiger Önologen.
Wie klein doch die Welt immer wieder wird, wenn man so vielfältige Begegnungen mit stets aufs Neue interessanten und liebenswürdigen Menschen erleben darf!
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