BonBini nimmt den Skagerrak in Angriff
Dienstag, 17. Juli 2018 bis Freitag, 20. Juli 2018
Wie alle die vorherigen Tage und unseren ganzen Törn lang bis sicher zum 5. August ist auch der heutige Dienstag sonnig, heiss und die Nächte tropisch. Dennoch lässt der Wind uns kaum ganz im Stich. Nein, er weht sogar aus der richtigen Richtung. Aha. Das gibt es also, eine richtige Richtung. Gut, auch der Westen oder Nordwesten wäre in Frage gekommen, aber Hiddensee ruft stärker.
Der Hafenmeister meint, es seien in Stavoren 40° Celsius vorhergesagt. Sind wir glücklich, uns für den Nordosten entschieden zu haben.
Melanie wird Thomas unsere Grüsse ausrichten, denn sie reicht uns die Leinen beim Ablegen.
Wir glauben, nach dem Schleusen ins Ijsselmeer gemütlich Richtung Lorentz-Sluis kreuzen zu können. Dort allerdings werden wir eines besseren belehrt. An der Wartestelle nehmen wir ein Boot ins Päckli, das dann noch vor uns schleust, trotz vorheriger Versicherung, sie machen nur fest, danach würden sie sich hinten anstellen. Ganz als letztes Boot schaffen wir es in die zweite Schleusung, nachdem eine kleine Dragonfly uns ihrerseits fürs Warten ins Päckli nahm. Sehr rücksichtsvoll. Beim Ablegen hatte das Boot vor uns seine Bugleine nicht gelöst, wodurch die ganze Päckli-Reihe ins Stocken geriet.
Als endlich auch die Brücke aufging, stand dem Ziel Vlieland nichts mehr im Weg, obwohl wir zwei Stunden später als geplant in der Waddenzee segelten. Boontjes, Blauuwe Slenk und Puttgarden spülen uns nach Stortemelk, wo wir uns entscheiden, Vlieland oder Terschelling gleich auszulassen und weiter in die Nacht zu segeln. Erst recht, als uns ein freundlicher Seehund zunickt.
Irgendwie scheinen sich trotz guten Windes die Wellen gegen uns verschworen zu haben. Jedenfalls gelang das Kochen in diesen widrigen Umständen ganz redlich, wenn man von den neuen blauen Flecken absieht.
Weil es Marlies danach übel und René noch nicht müde ist, übernimmt er die Wache. Wobei das vor allem die Aufmerksamkeit betrifft, denn wach bleibt man auch in der Koje, wo die Hauptbeschäftigung darin besteht, sich irgendwie zu verkeilen, um nicht durch die Gegend zu fliegen. Das lästige Geklapper stammt, wie am Morgen per Zufall herausgefunden, nicht von irgendwelchen Blöcken oder Rollen, sondern vom Besenstiel im Kleiderschapp...
Da die Zweifarbenlaterne am Bug wieder einmal in Streik trat, musste die Notleuchte am Bugkorb sie ersetzen. Zudem leuchtet der Skipper immer wieder das Segel an, um nicht nur im AIS und auf dem Radar sichtbar zu bleiben.
Der Morgen des Mittwochist nicht mehr so heiss, wie auf dem Festland. Auch die Bewölkung im Tagesverlauf schenkt immer wieder ein bisschen Schatten. Mit WSW bis WNW und Bft 2-6 geht’s über weniger Welle weiter Richtung Nordosten. Sogar der Verkehr scheint weniger zu werden.
Auf der Höhe von Römö denken wir an eine Arbeitskollegin, die hier ihre Ferien verbringt und auch karibische Verhältnisse antrifft. Während der Flaute auf Höhe Fanö laden wir die Batterie wieder, damit die Instrumente und die Beleuchtung ihren Dienst die ganze Nacht tun. Der Kühlschrank frisst zu viel Strom, der muss während des Segelns aus. Zum Glück gefriert im unteren Bereich das Meiste, sodass es durchhält bis zum nächsten Laden.
Später frischt der Wind wieder auf, nachdem eine Feuerqualle längs kam und Leuchtplankton aufblinkte.
Ein Znacht, bei dem man nichts mit zwei Händen essen muss, stärkt für die Nacht. Aus hohen Schalen zu essen geht gerade so. Aus den Tellern würde alles einfach rausflutschen, was bestimmt schade wäre, wenn das Kochen per Zufall ohne Knochenbrüche gelang.
Die Zweifarbenlaterne tut ihren Dienst wieder, sie litt nur an einem Wackelkontakt wegen korrodierter Kontakte.
Der Donnerstagist der dritte Tag auf See und der zweite ganz ohne Landsicht. Wir befinden uns ungefähr 20 Seemeilen ausserhalb von Tyborön und schon beginnt es Steuerbords wieder mit Fischstäbchen. Glück gehabt, das Netz ist nicht hängen geblieben.
Noch immer ist alles trocken im Schiff, trotz gefühltem Waschmaschinen-Kurs. Nun wollen wir rund Skagen, statt den Limfjord zu nehmen. Läsö oder Anholt sollen das Ziel sein.
In der Gegend vor Hanstholm, im Südwesten des Nordzipfels von Dänemark sitzt ein Schwarm Basstölpel auf dem Wasser. Bewundernswert, wie sie elegant auffliegen und ihre Kreise drehen. Später ziehen Eissturmvögel ihre Runden flach übers Wasser um das Schiff herum.
Der heutige Tag schlägt die vorhergehenden noch um ein weiteres. 7 Bft. mit zwei bis vier Meter hohen Wellen verhindern das Znachtkochen ganz. Sogar am Boden unten gelingt es nur knapp, Gemüse zu schnetzeln und Fleisch zu zerkleinern, ohne ungewünschte Zutaten. Die Töpfe halten nicht in den Bügeln, trotz Aktivierung der kardanischen Aufhängung. In dem Fall wird alles in Tuppers im Kühlschrank gestaut und René kriegt ein Fertigmenue, das nur mit Wasser aufgegossen wird. Marlies ist sowieso übel. Sogar das Rad muss festgebunden werden, damit es nicht die Feststellschraube löst. Eigentlich steuert ja die Windsteuerung, aber der Trimm erfolgt über das Hauptruder, das dann auch in der gewollten Stellung bleiben muss. Segeln unter Genua und 7 Bft ergibt einen Speed von bis zu 7,5 Knoten.
Beim Wachwechsel am frühen Freitagmorgen reklamiert gleich die Batterie mit 11.9 Volt und der Motor muss ran. Auf Backbordbug geht das Kochen etwas ruhiger, weswegen diese frühen Morgenstunden und das Motoren mit seiner verhältnismässigen Ruhe gleich benützt werden zum Vorkochen. So wird es nächstes Mal leichter sein, ein vernünftiges Essen im hohen Topf zuzubereiten. Für eine wirkliche Langfahrt ist wohl Vorkochen und Vakuumieren angesagt, damit die aktuellen Probleme gar nicht erst entstehen.
Gegen sieben Uhr sehen wir den ersten Segler seit Mittwoch Abend und sind bald danach vor der Nordtonne vor der Spitze Skagens. Rund Skagen geschafft, den wilden Skagerrak erlebt und durchsegelt. Beinahe vis-à-vis unserer letztjährigen Faszinations-Insel Rörö in den Schwedischen Westschären vor Göteborg. Ab jetzt geht’s wieder in Hauptrichtung Süden.
Dank dem Handy-Empfang kann Isabelle und Roman zu ihrer heutigen Hochzeit gratuliert werden.
412 Seemeilen sind wir seit Dienstagmorgen ab Stavoren gesegelt, brauchten den Motor für 26 ¼ Stunden für die Batterie oder wegen Flaute, schluckten einige Stugeron und hatten keine einzige lästige Mücke oder Fliege, aber lauter karibisches Wetter und ziemlich stetigen Wind.
Auf Hönö im Göteborger Schärengarten, südlich von Rörö erlaubten wir uns am Abend nach vier Tagen und drei Nächten den ersten Landfall, geführt durch ein freundliches Motorboot, welches gleich einen Segler für uns organisierte, der die BonBini längsseits ins Päckchen nahm. Der Eigner hängt sogar ein Trittchen an den Reifen, der als Fender an der Mole befestigt ist, damit das Aussteigen leichter fällt. Bunkern im Hemköp in Hönö, weil der Wind bestimmt, was uns an Strecke erwartet.
Zum Znacht gibt es wieder einmal etwas, das in einem Teller auf dem Tisch stehen und mit beiden Händen bearbeitet werden kann. Dazu einen Salat in einer Extraschale, die auch von selbst auf dem Tisch stehen bleibt.