Mittwoch, 29. Juli 2020

Nach ruhigen Tagen auf Berg- und Talfahrt

Dienstag, 28. Juli 2020, jedes Wetter, 4-6 Bft aus süd- bis westlichen Richtungen
Medemblik

Nun ist uns das Ruhen genug. Wir wollen segeln. Die Sonne lacht und wir tun es ihr nach. Nachdem wir noch die Gasflasche ersetzt haben (die stieg natürlich mitten im Kochen aus!), werfen wir die Leinen los, ziehen durchs Krabbersgat, entlang dem Kooizand Richtung Norden. Wohin genau der Wind uns treibt, ist noch unklar, spielt auch keine Rolle. Fanden wir am Morgen. Nachmittags hatten wir darüber eine ganz andere Meinung.

Vorbei Am Stadthafen Enkhuizen ... 

... und dem Dromedaris mit seinen Glockenspielen ...


Zuerst ist uns richtig warm, doch plötzlich dreht der Wind auf West und liefert eine ziemlich kühle Brise, die uns die Jacken anziehen lässt. Die Windsteuerung hält treu die Richtung nach dem Wind, was immer auch bedeutet, dass sie die ganzen Winddreher vollständig mitmacht und uns dabei auch ziemlich flachlegt. Man muss sie also tüchtig im Auge behalten.

... und dem kleinen Leuchtturm Ven nach dem Koozand bei Enkhuizen.

Wir dachten, nahe dem Ufer entlang auf der Luvseite zu segeln, beschert uns weniger Wellen. Doch das ist eine schöne Täuschung. Scheinbar wirft der Wind sofort mit dem Auftreffen aufs Wasser die Wellen anständig hoch. Das flache Gewässer tut natürlich das Seine dazu, um die Wellen aufzutürmen. Jedenfalls klettert und fällt die BonBini ganz ordentlich. Zuerst steigt sie auf die anrollende Welle hinauf, Bug gen Himmel. Und genauso tief fällt sie ins Wellental und klatscht aufs Wasser. Nicht einmal, nicht zweimal, nein, einfach so jede vierte bis fünfte Welle. Sie tut einem richtig leid, die BonBini. 

Der Wind würde uns nach Den Oever bringen, aber wohin danach? Die Waddeninseln sind voll, die Niederländer haben jetzt alle Ferien, auch das letzte Gebiet ist eingestiegen. Gut, Medemblik. Erst mal schauen, ob wir drin einen Platz finden, längsseits an einer Mole oder in einer Box. Wir segeln in unsere vormalige Ankerbucht hinein. Das Wasser wird ruhiger, wir gleiten darüber. Das ist segeln! In den Kartenberichtigungen ist nicht angegeben, dass das 2016 ausgewiesene Revier in dieser Bucht für einen geplanten Windpark nicht mehr besteht. Wir nehmen genau da durch Kurs auf die Hafeneinfahrt zu den Stadthäfen und finden direkt unter dem Radbaud-Schloss an der gleichnamigen Kade einen wunderbaren Liegeplatz für zwei Tage.

So schön liegt die BonBini ...

... direkt unter dem Radboud-Schloss.

Diesmal gehen wir auf Stadt-Erkundung, sobald wir die Gebühren entrichtet haben. Eben bewundern wir einen Öl- und Abfall-Absauger am oberen Ende des Pekelharinghavens, als ein anderes Pärchen sich zwischen uns drängt. Höflich weichen wir aus. Und staunen. Und strahlen. Anna und Rainer von Gabi und Christoph sind mit ihren Fahrrädern aus Andijk hergefahren und haben uns sofort erkannt. Das weckt Erinnerungen an Vlieland. Hat es damals nicht plötzlich geklopft und zwei aus Helgoland und Langeoog Bekannte angeweht. Jetzt zwei ihrer Kinder. Schnell ist unser Stadtgang umgewandelt in einen Cockpit-Borrel mit entsprechenden Häppchen. Das gut ausgerüstete Paar kommt nicht etwa mit leeren Händen, sondern mit Bierchen und Salami-Stangen, die wir unsererseits aus dem Bilgenvorrat ergänzen. Wir haben mit den beiden jungen Leuten einen unterhaltsamen und gemütlichen Nachmittag, bevor sie, am liebsten noch unter Sonnenschein, einkaufen und zurück nach Andijk fahren. 



Mit einem Foto von Anna mit Rainer vor dem Radboud-Schloss überraschen wir Gabi und Christoph, was gleich eine weitere Verabredung mit sich bringt. Wir werden uns im Roggebroek treffen, um zusammen nach Andijk zu segeln. 

Das ist nun wirklich gut herausgekommen mit unserem Entschluss, Medemblik als Ziel zu nehmen, denn mit jedem anderem Entscheid hätten wir einen wunderbaren Nachmittag mit lieben Menschen sowie ein gemeinsames Segeln verpasst.

Abendstimmung mit Bäumen wie Flaschen-Putzer.

Welche Farben hier gezaubert werden!



Sonntag, 26. Juli 2020

Hafenwechsel zur Gemütlichkeit

Freitag, 24. Juli 2020, bewölkt, sonnig, düppig, 3-4 Bft südlich
Enkhuizen, Buyshaven

Wir rufen Chris, den Hafenmeister vom Buyshaven an, ob er für einige Tage ein Plätzchen für die BonBini habe. Natürlich, wir sollen einfach in einer Stunde noch einmal anrufen, dann könne er uns den richtigen Platz zuweisen, weil dann die meisten Boote schon entschieden hätten, was sie machen würden. 

Von rechts nach links vom Compagnieshaven zum Buyshaven.

Das erste Telefonat funktioniert richtig gut, doch mit dem zweiten will es nicht mehr. «Anruf fehlgeschlagen" kommt als Information sofort, ohne auch nur einmal zu läuten. Funk geht auch nicht. Des Skippers Telefon funktioniert, doch da sehen wir Chris schon, der uns H15 zuweist, vier Plätze weiter vorne als unser vormaliger Fest-Platz.

Rudi von der eLisa ist gerade noch hier, bevor er zu einem Heim-Termin fahren muss. Ihm habe es auf der Ostsee sehr gefallen. Zwei Probleme habe er vorübergehend lösen können, doch die Schraube wolle noch immer nicht recht. 

Von der Nexus erfahren wir, dass sie anschliessend an die Marker Wadden zum Shoppen nach Batavia Stad reisen und schliesslich in Urk ihre Tochter mit dem einen Auto nach Hause entlassen. 

Nun sind wir glücklich und zu faul, um noch ins Städtchen zu gehen zumal wir es hier total ruhig und gemütlich haben.

Samstag, 25. Juli 2020, regnerisch von Motregen bis Kübel schütten, bis 6 Bft südlich
Enkhuizen, Buyshaven

Wir sollten uns bewegen. Doch das dauernde Feucht von oben hält uns eine rechte Zeit davon ab. Schliesslich raffen wir uns auf. Wir müssen sowieso ein paar Dinge haben. Die KNRM-Flagge und ein Brillenband ergattern wir im Stadthafen-Laden, den Rest im Blokker und in einem kleinen Kramwinkel.

Schliesslich landen wir im t`Ankertje für ein paar Borrels und Borrelhappjes. Gerade so mit den letzten Motregen- und ersten richtigen Regentropfen retten wir uns an Bord, wo wir mit Musik und einem Tee den Abend beschliessen. 

Zwischenzeitlich gabs noch ein Skype-Telefonat mit Klaus von der Nefertiti (Fahrtenseglers-Glück.de). Mehr als drei Monate steht da kein neuer Post und die Antworten auf Kommentare wurden sehr spärlich. Doch die Sorgen sind unbegründet. Klaus hat alles gut überstanden. Nach einem Unfall bei Unterwasser-Arbeiten und einem heftigen Infekt steht er nun wieder auf den Beinen und plant auf Anfang August seine Nefertiti wieder zu aktivieren. Wir drücken die Daumen. 

Sonntag, 26. Juli 2020, sonnig mit Cumuli, heiss 2-3 Bit SW
Enkhuizen, Buyshaven

Einige Posts mit Fotos können eingestellt werden. Im Übrigen geniessen wir einfach, was das Leben im Hafen zu bieten hat. Ein bisschen Haushalt, ein bisschen planen, wie wir weiter gehen wollen. 

Die Mausefalle - Zweiter Teil

Donnerstag, 23. Juli 2020, bewölkt sonnig, bewölkt, kühl, 3-5 Bft südlich
Enkhuizen, Compagnieshaven

Eine schön ruhige Nacht geht über in einen gemütlichen Morgen, den die einen mit Kaffee am Bett und die andern mit Tee im Salon verbringen. Das Internet ist im Moment total miserabel. Als Maximum war es möglich, ein paar Mails und WhatsApp-Nachrichten herunterzuladen, doch keine Internetseite konnte geöffnet werden, keine Fotos in die Cloud oder daraus herunter geladen werden, geschweige denn andere Aktivitäten vorzunehmen. 

Schaun w`r mal.

Abends funktioniert einiges. Zwei Posts können mit Bildern versehen werden. Doch davor erlebten wir auch wieder Neues. 

Mit den Fahrrädern gings auf Erkundung, nachdem uns Marion gemeldet hat, sie würden auf die Marker Wadden (neue Inseln im Markermeer) fahren. Dem Zuiderzee-Museum und -Dorf entlang, dann weiter an der Aussenseite des «Sprookjes Wonderland» zum Campingplatz, der im Moment im Umbau ist. Dieser Weg führt allerdings wieder Richtung Andijk, das wir schon erkundet hatten. Also eher abbiegen Richtung Zentrum. In einem hübschen Café vor dem Interaktiven Pflanzen-Museum beschliessen wir, zu Fuss (man darf im Zentrum nicht «fietsen») noch etwas weiter aus dem Zentrum wieder hinaus zu gelangen. Nicht allzu weit weg stossen wir auf die Ankündigung einer Grachtenfahrt, die trotz Corona, einfach mit gutem Abstand, durchgeführt wird. Der Kapitän schmückt sich mit vier Streifen und einer KNRM-Mütze (Niederländer See-Rettungsdienst).

Wir fahren mit und erleben ...

… der Mausefalle zweiten Teil. 


Seerosen in drei Farben und mit unterschiedlichen Blütenformen schmücken die Enkhuizer Grachten. Gelbe kugelförmige, weisse nur mit Kronblättern und lila gefüllte schwimmen auf dem Wasser. Stets, wo Plakate den Strassen entlang Geschichtliches erklären, erfahren auch wir in der Erzählung des Kapitäns, was Enkhuizen hier interessant macht. Das schmalste Haus, in welchem eine Familie mit 15 Kindern lebte. Amsterdamer Feeling mit der Prinsengracht. Einfallstore für die Seereisenden und Kaufleute. Doch sind diese Tore mit einer Genick-brechenden Eigenheit ausgestattet, welche Eindringlinge sofort aufhält: 

Falltore


Über uns das Falltor.

Im Torbogen noch eben sichtbar,
wie das Falltor der Nut entlang gleiten würde.


Wer also unerlaubte Zufahrt wollte, wurde umgehend ein- oder -- hoffentlich noch früh genug-- ausgesperrt. Die Feinde sitzen in der Mausefalle.

Auch über Land sichern Tore den Zugang.


Zu gewissen Zeiten war Enkhuizen Hauptstadt der Niederlande, denn hier fand der Handel über die Seewege statt, weil Amsterdam noch nicht direkt mit der Nordsee verbunden war, sondern über die Zuiderzee angesteuert werden musste. An Schrebergärten genau so, wie am Bahnhof und dem McDonalds (Geplant ist hier eine Weltneuheit! Nicht nur für Autos, sondern auch für Boote soll es eine Abholmöglichkeit geben.) führt unsere Reise vorbei, bis wir wieder am Startpunkt anlangen. Damit sich Fremde nicht verirren, sind die Wasserstrassen wie Fahrradwege nummeriert. 

Nach dem Einkaufen und Einräumen sind wir schlapp und schreiben oder machen ein Nickerchen.


Donnerstag, 23. Juli 2020

Bewohner in der Logge

Mittwoch, 22. Juli 2020, sonnig bewölkt, Motregen bis Regenschauer, wenig Wind
Enkhuizen, Compagnieshaven

Nach Morgenschwumm, Haushalt und Schiffsreinigung an Deck gehts Anker-auf, um nach Enkhuizen zu segeln. Eine Zeitlang tatsächlich unter Genua und Gross. Doch mit dem fortschreitenden Vormittag zieht sich der Wind zurück und der Motor tut seine Dienste.


Der Ankerball als Kontrast zum Holländer Himmel.

Nachdem der Anker sauber (Akku-Hochdruckreiniger sei Dank) oben war, zeigt sich, dass die Logge (Geschwindigkeits-Messgerät) ihren Dienst nicht tut. Vorwärts- und rückwärtsfahren sowie mit der Leine dem Rumpf entlang zu sägen nützen nichts. In diesem Fall kommt das fast schon trockene Badezeug nochmals zum Zug. Mit Schwimmnudel und Strupper bewaffnet gehts vor auf Höhe Mast. Ziemlich schnell lässt sich der Geber, das Rädchen, welches mit der Fahrt mitdreht, finden und mit dem Strupper von seinen zeitweiligen Bewohnern – Müschelchen, Süsswassergarnelen vielleicht – befreien. 

Viel mehr als eine Meile hat die Logge nicht verpasst und für uns spielts keine Rolle. Nun gehts halt im, für ein Boot unter Schweizer Flagge verpflichteten, Logbuch eine Meile hintennach. 

Rund um den Mittag herum kommen wir im Compagnieshaven an und werden vom auf dem Meldsteiger anwesenden Hafenmeister direkt auf einen freien Platz verwiesen. Wir haben Glück damit, denn als um halb sechs am Nachmittag die Nexus ankommt – sie fragte rund eine Stunde vorher bei uns, ob es noch Plätze gebe – erhält sie nur noch einen Platz vorne bei der Tankstelle im Päckchen ohne Möglichkeit für eine zusätzliche Landleine. 

Andere setzen sich, scheinbar ungefragt, in den Fahrwassern zwischen die innersten Boote der beiden Stege längsseits an einen für sie idealen Platz.

Später am Abend kommen Marion und Christian auf ein Bierchen und berichten, dass sie nun im Stadthafen -- ebenfalls im Päckchen -- lägen. Sie haben im Sinn, zu den Marker Wadden – die neuen Inseln im Markermeer – zu fahren, damit die Tochter Vogel-Fotos nehmen kann. 

Als die Nexus-Crew so gegen 23 Uhr den Heimweg unter die Füsse nimmt, ist es noch ziemlich hell. Wir teilen uns des Skippers Bierchen als Schlummertrunk, bevor wir ziemlich müde in die Koje fallen.


Ein paar Tage Anker-Urlaub

Dienstag, 21. 7. 2020, sonnig bewölkt, Wind nördlich zwischen ein und vier Bft.
Bucht vor Medemblik.

Morgenstimmung noch vor dem ersten Schwumm.

Nach dem ersten Morgenschwumm (das erste Mal in der Pensionszeit 😊 ) und zwei warmen Tees kommt die Nexus`je angedüst, um sich für heute zu verabschieden. Vermutlich wollen sie in der ersten Ferienwoche doch lieber auf dem IJssel- und Markermeer bleiben. 

Wie schön sich das Ufer in BonBinis Rumpf spiegelt.


Die Batterien sind trotzdem noch zu Dreiveirtel voll, obwohl wir die ganze Nacht den Plotter und das Ankerlicht laufen liessen. 

Erneut wird die Hängematte installiert, um es der Schreiberin so gemütlich wie möglich zu machen. Es schaukelt herrlich, doch auch mit Jeans und warmer Jacke bläst der Nordwind zu kalt untendurch. Die Schaukel muss abgeräumt werden. 

Für Abwechslung ist trotzdem gesorgt. Lesen, schwimmen, Bucht-Kino. 

Der Fischer kontrolliert seine Stellnetze.

Einige Ankerer und Ankerinnen ziehen wieder ab, nachdem sie ein paar Stunden zugeschaut haben, wie ihr Anker slipt. Ein Fischer nimmt sich sehr viel Zeit, um seine Stellnetze am Rand der Bucht zu kontrollieren und zu leeren. 

Der Holländer-Himmel zeigt sich von seiner besten Seite mit Cumuli in Streifen und allen Schattierungen von weiss über pink bis grau. 



Nachmittags hört man noch vor dem Sehen den Dampfzug Enkhuizen-Medemblik. Mit Rangieren kommt die Lokomotive an das andere Ende des Zuges und davon ein bisschen entfernt, um sehr viel Dampf abzulassen, bevor es nach einer guten Stunde Aufenthalt wieder zurück nach Enkhuizen geht. 














Und am frühen Abend legt ein Fluss-Kreuzfahrt-Schiff am Steg an.

Nachdem das Leintuch als Spinaker das Schwojen beschleunigte, darf es nun wieder über die Kojen gezogen werden.

Schauen, schwimmen, schwojen. Wie schön ist dieser Tag am Anker. Es könnte immer so weiter gehen. Doch der Wetterbericht meldet unruhigeres Himmelsgeschehen. Jedoch lassen wir uns den heutigen Abend nicht nehmen und freuen uns an der Abkühlung, welche er bringt, und der von einer sternenklaren Nacht abgelöst wird. 

Zuhause ist sogar nachts meist alles hell, ausser vor Anker auf dem See. Dort erkennt man die Dörfer sogar während der Nacht noch oft an ihrer hell erleuchteten Strassenführung. Hier ist der Blick offen, das andere Ufer tagsüber nicht sichtbar. Nachts sieht man südöstlich die Lemster Windgeneratoren rot blinken, abgesehen vom Ufer unserer Bucht. Und jetzt erkennt man die Orte der Dörfer am Ostufer des IJsselmeeres ebenfalls. Wie eine Perlenkette aus dunklem Band und goldenen Halbperlen zeichnet sich das Ufer hinter dem Wasser ab. Die Orte als halbe Monde schön verteilt. 


Wunderschöne Sonnenuntergangs-Stimmung, wie Alpenglühen, wenn im Westen die untergehende Sonne noch einmal Strahlen hochschickt.



Ob Lemmer uns zurückhaben will?

Montag, 20. 7. 2020, Wind 4-5 Bft, nördliche Richtungen, bewölkt bis sonnig.
Medemblik

Um halb zehn gehen die Leinen in Urk los. Weil am Sonntag kein Hafenmeister vorbeikommt, um Gebühren einzukassieren, lagen wir diese Nacht kostenlos. Allerdings auch Einrichtungs-los. Denn wir benutzten weder Strom, noch das Internet. Der Hafenmeister sah uns auslaufen, kam aber mit seinem Schlauchboot nicht vorbei. 

Das Ruderblatt für die Windsteuerung wird gesetzt, denn wir hoffen auf einen langen herrlichen Segeltag. 

Wieder diese Windparks! Beinahe kommen wir davon nicht los. Als ob der Wind uns wieder nach Lemmer treiben möchte. Immerhin haben wir einen Wendewinkel von nicht über 100 Grad, die Abdrift eingerechnet.

Ankündigung vor einem Café in Lemmer.


Mit der Zeit gelingt es nicht schlecht, den roten Tonnenstrich des Frauensand an Steuerbord zu halten. Mit Backbord-Bug steht uns stets die Vorfahrt zu. Manchmal muss man das jemandem klar machen, doch meist ist es selbstverständlich. Nur einmal kommt eine Lemster-Aak oder so etwas Traditionelles auf uns zu. Sieht nach Stahl aus. Dieser Skipper hat uns sozusagen dreifach den Vortritt genommen: Er hat sein einziges Segel auf Steuerbord stehen, wir sind sein Lee-Schiff und er fährt unter Motor. Die Regel wäre: Backbord-Bug vor Steuerbord-Bug, Lee vor Luv und Segel vor Motor. Gedankt hat er auch nicht. 

Am Morgen noch wussten wir nicht so recht, wo wir ankommen würden. Nehmen wir Stavoren, oder Hindeloopen?

Schliesslich entscheiden wir uns für Medemblik. Doch alles ist absolut voll. Der Pekelharinghaven, der Westerhaven, die Westerkade und im Päcklaien an der Radboud-Kade zu liegen passt uns nicht. Nach Andijk wollen wir auch nicht, eng und wahrscheinlich ebenfalls voll. 

Also ankern. In der Bucht vor Medemblik liegen wir vortrefflich. Die Ankerwache beweist es. Medembliks Riesen-Windgenerator dreht direkt vor uns. 

Besuch von der Frischgetauften.

Auch ohne Komet ein schönes Abendglühen.











Abends zieht auch die Nexus nach, deren Besatzung auf der Nexus`je schliesslich noch zu einem gemütlichen Sundowner erscheint. Heute soll der Komet «Neovida» sichtbar sein, genau über der untergegangenen Sonne. Seit dem Hale-Bop in den 90er-Jahren (?) haben wir keinen Kometen mehr von Auge gesehen. Dieser Komet soll erst vor kurzem überhaupt bemerkt worden sein.

Leider sehen wir ihn nicht, obwohl wir ab und zu nachts aufstehen, um uns die Umgebung anzuschauen. Herrliches Schlafen mit ein bisschen schaukeln.


Die langen Windgeneratoren-Deiche

Sonntag, 19. 7. 2020, düppig, bewölkt bis kühl
Urk

Kurz nach acht Uhr morgens laufen wir aus Richtung Urk. Der Lemster Geul, die Zufahrt zu Lemmer, erweist sich erneut als ziemlich lang. Man vergisst es gerne wieder und diesmal sind wir binnen mit Umwegen über den Industriehafen gekommen, sodass die Zufahrt zum Friese Hoek ziemlich kurz war. 

Neben den Windgeneratoren am Noorddijk steht nur eine Reihe parallel im Wasser, doch dem Westerdijk entlang haben sie zusätzlich deren zwei gepflanzt. Man glaubt, davon überhaupt nicht mehr wegzukommen. Zum Glück ist das Wetter etwas diesig, sodass man den Houtribdijk nicht unvermittelt im Blick hat und einem so doch noch ein bisschen die Illusion von Meer gegeben ist. 


Leuchtturm Urk.


























Wir kreuzen diesen Deichs entlang, sodass wir bald Urk vor dem Bug haben. Christian meldet, dass an seinem Steg freie Plätze sind.

Tatsächlich ist die Auswahl kurz vor Mittag noch ziemlich gross und wir legen uns mit seiner Leinenhilfe schräg vis-à-vis der Nexus. Weil Christian am Vortag schon seine Arbeiten an Bord begonnen hat, ist Zeit für ein Bierchen im BonBini-Cockpit und ein wenig Klönschnak. Die Familie wird am Nachmittag kommen. 

Marions AIS-Bild.











Bevor wir auch auf ein Nickerchen gehen, reservieren wir im Leuchtturm-Café fürs Abendessen. Damit haben wir gerade noch Glück, denn man geniesst das Auswärts-Essen wieder.

Direkt vor dem Regenschauer sitzt die BonBini-Crew wartend am Tisch, schon bald vergesellt durch Frau und Tochter von der Nexus. Christian bringt den Regen mit. Das Essen wird gemütlich und der Rückweg feucht. 

Später sitzen wir im Nexus-Cockpit, um den Abend zu verlängern und das Nexus`je (das neue Dinghy der Nexus) zu taufen. René hat sich dazu einen hübschen Taufspruch einfallen lassen und mimt den Neptun nicht schlecht. 

Vielleicht treffen wir uns noch das eine oder andere Mal auf IJsselmeer, Waddenzee oder Nordsee.



Samstag, 18. Juli 2020

Binnen von Stavoren nach Lemmer

Der Wind bewegt sich trotz bedeckten Himmels im Bereich von ein bis zwei Beaufort. Nichts zum Segeln. Darum, wenn schon motoren, dann binnen. 
Wie das von Warns über Woudsend, Heeg und Sloten aussieht, bevor wir vor der Prinses Margrit Sluis festmachen, abgesehen vom durchgehend Stratus-bedeckten Himmel, zeigen Bilder am besten.

Immer wieder faszinierend, über den Autos hinzusegeln.
Die Autostrasse führt unten durch.


Traumhafte Wohnlage.

Stehen wie ein Bild in der Landschaft, die Windgeneratoren.

Aus dem Kanal in einen See ...

... mit vielen Tonnen, damit wir nicht ins Schilf fahren.

Woudsend: Ebenfalls für Camper eine tolle Lage.


Einige nutzen das Brischen.

Auch solche Windmühlen sind noch da.

Brückenkino vom Café aus. Wir als Akteure.

2 Meter 45 hätten definitiv nicht gereicht.

Brückenkino gleichzeitig als Akteure und Zuschauer haben wir später an der Sloterbrug. Dort erleben wir das erste Mal, wie der Brückenwart den Klompen (Holländerschuh) an einer Angel herunter zu den Durchfahrenden lässt, um die 3 Euro Brückengeld zu kassieren. Die Autorin stellt sich an den Wanten hin und fängt den zugeschwungenen mit bunten Mustern bemalten Klompen, um ihn zu bestücken. Es handelt sich also nicht um eine Mär, sondern wird tatsächlich noch immer gehandhabt. Doch für Fotos ist keine Zeit.

Warten vor der Prinses Margriet Sluis in Lemmer.

Hinter uns will eine Yacht anlegen, hockt aber auf. Die Frau am Bug ruft fragend, wie tief es hier sei. 2,60 m sind in der Karte angegeben, auf dem Echolot haben wir 3 m. Sie hätten 1,60 m antwortet sie ganz entsetzt, als ob wir hier vorne das bewerkstelligt hätten. Immerhin kommen sie rasch wieder frei, um danach weiter hinten festzumachen.

Der Traditionssegler wird auf die Backbordseite der Schleuse geschickt.

Es wurde grün, aber die Brücke blieb unten, sodass die eben ankommenden Frachter ihre Antennen und Maste kippen mussten, um in die Schleuse einzulaufen. Einer rechts und einer links liegen sie fest, als für uns Segler nicht nur grün zur Einfahrt leuchtet, sondern sich auch die Brücke hebt. Von der Schleusenwand aus nimmt ein Mitarbeiter mit Bootshaken die Leinen an und legt sie über die Poller, sodass jedes Boot dorthin kommt, wo es dem Schleusenhelfer sicher scheint. 
Häufig kommen die Freizeitboote in grossen Schleusen neben die Frachter zu liegen, hier aber werden alle dahinter gehalten und laufen damit auch erst nach den Frachtern aus. 


Gute 10 Minuten liegen wir in der Schleusenkammer.
Der Hintere Frachter heisst Spes Salutis
(Hoffnung der Gesundheit).

In Lemmer suchen wir jenen Segelmacher auf, welcher unsere jetzige Sprayhood vor rund 13 Jahren gefertigt hatte. Beinahe wären wir unverrichteter Dinge wieder abgezogen, aber Arbeitende auf einem Boot trugen ein T-Shirt mit dem entsprechenden Firmensignet. Ja, wir müssten zu diesem Gebäude, um jemanden zu holen. Sie werden uns eine Offerte schicken und über den Winter die Sprayhood neu nähen. Das Reparieren würde etwa soviel kosten mit der Aussicht auf baldiges Reissen des Stoffes, eine neue Hutze hingegen soviel. 

Anschliessend verholen wir uns, für den Moment beruhigt, weil die Firma vertrauenerweckend wirkt, in die Marina Friesehoek. Von dort aus gehts ins Städtchen mit Brückenkino vom bequemen Gartenstuhl aus.

Die Wespe in der Blüte war wohl im letzten Leben eine Biene und sie weiss
genau, in welcher Blüte sie schon war.


Für Heiri Hummel (auch schon auf einem Törn mit dabei gewesen)
sind die Blüten etwas zu klein oder er ist für sie zu schwer.





















Vor gut 30 Jahren bei der Schwester in Connecticut kennen gelernt und beinahe ebenso
lange nicht mehr geprüft: ein Peachtree-Cocktail.
Schon beim Lesen ist der Geschmack wieder da und
der Gaumen wird durch die Realität nicht enttäuscht.

Blick aufs Café...

... und auf die Hebebrücke.


Dienstag, 14. Juli 2020

Einkaufen per Schiff

Fast genau nach Norden von Enkhuizen nach Stavoren.


Das ist ja nun eine Erfahrung. In Stavoren warten wir unsere Schleusung durch die Johan-Friso-Sluis bis zur nächsten Füllung ab. Es liegen so viele Boote am Warten, dass es keinen Sinn hat, sich mit hineinzumosten. Allerdings sind hinter uns fahrende Segler und Motorboote anderer Meinung und überholen kurzerhand. Eine Motorbötlerin ruft dauernd was und gestikuliert. Sie hat Angst, wir würden sie überholen. Dabei legen wir uns nur zum Warten an die Pfähle, während sie in dieser Zeit von eben den anderen vier Seglern überholt wird. Trotzdem findet sie noch Platz. 20 Minuten später befinden wir uns mit drei, vier weiteren Booten bequem in der Schleuse zuvorderst, so dass wir als Erste auslaufen können, wenn dann auch noch die Brücke geöffnet wird. 


Im Moment öffnen diese Schleusen pro Tag nur zwischen 09:00 und 20:00 Uhr, während wir in andern Jahren zu beinahe jeder Zeit geschleust wurden. 

Wir biegen binnen Richtung Backbord ab in den Stadthafen. Es gibt tatsächlich noch freie Boxen, doch wir brauchen keine, wir fahren durch. Bis zur Hebe-Brücke. Hier heisst es mit dem Bootshaken auf eine Glocke zu drücken, um die Brücken-Öffnung zu erwirken. Funktioniert. Kaum geläutet, hebt sich die alte Zugbrücke, um uns die Durchfahrt zu ermöglichen. 

Das 2014 neu gegrabene Fahrwasser führt uns zur Anlegestelle beim Coop. Das ist ja wohl etwas. Ein Einkaufscenter mit eigener Anlegestelle. Die Häuser in der Nachbarschaft sind ebenfalls neu an einem vorher nicht existierenden Fahrwasser gebaut. Jedes hat seinen eigenen Badeplatz und seine eigene Boots-Anlegestelle. So sollte man wohnen. Aber geht man dann wirklich noch auf Reisen? 

Kein Schleppen, kein Pedalen, einfach 20 Meter mit dem Einkaufswagen bis zum Boot und umladen. Das ist nun nicht nur ein erstes Mal in der Pensionszeit, sondern auch das erste Mal überhaupt, dass wir so einkaufen. 

Festgemacht direkt vor dem Coop.

Beim Tanken treffen wir unseren Bekannten, der uns stets bedient beim Schiffs-Ausrüster und halten einen fröhlichen Klönschnak. Pech hatten wir beim Segelmacher. Im September 2019 hätte er drei Wochen Zeit gehabt, uns ein Sonnendach auf Mass zu schneidern. René hatte darauf gewartet. Nicht gemacht. Dann hätte der Segelmacher Zeit gehabt bis zum Auswassern, noch einmal etwa drei Wochen. Nicht gemacht. Im Frühling 2020 sprach René ernsthaft mit ihm, doch er kam nicht. Als wir nun gestern wieder hingingen, hatte er es immer noch nicht. Nein, er müsse mal noch Mass nehmen (Das wusste er ja im letzten Herbst nicht, und das Boot lag ja auch nicht den ganzen Winter in der Halle 500 Meter von seinem Atelier entfernt, haha.). Nein, in den nächsten zwei Tagen regne es. Danach komme er vielleicht. Mal sehen. Wenn er nicht kommt, lassen wir es an einem Ort machen, von wo wir wissen, dass sofort gearbeitet wird. Dass jetzt sogar noch die Sprayhood dazu kommt, weiss er.

Nach dem Tanken gehts zurück in den Roggebroek-Haven. Hier erhalten wir einen anderen Platz, als den, welchen der Hafeneigner uns sozusagen zu reservieren versprach. Sogar einen besseren, denn die Sanitär-Gebäude sind von hier leichter zu erreichen. 










Wieder folgen erste Male: der Skipper befestigt die Hängematte über dem Vorschiff, damit das Lesen für die Frisch-Pensionierte noch bequemer sein wird. Um das Karibik-Feeling zu vervollständigen folgt ein Cupli und später ein Planters-Punsch. Es ist schon spät, als es kühl genug wird, um unter Deck weiter zu lesen. Doch vorher schauen wir uns noch, zum ersten Mal in der Pensionszeit, die Boote der Freunde im Roggebroek an. Den Aquarius, die Lytse Germ und von weitem die ehemalige Windsbraut. 

Voller Genuss 1.






Voller Genuss 2.


































Heute Nacht wird es regnen.