Dienstag, 28. Juli 2020, jedes Wetter, 4-6 Bft aus süd- bis westlichen Richtungen
Medemblik
Nun ist uns das Ruhen genug. Wir wollen segeln. Die Sonne lacht und wir tun es ihr nach. Nachdem wir noch die Gasflasche ersetzt haben (die stieg natürlich mitten im Kochen aus!), werfen wir die Leinen los, ziehen durchs Krabbersgat, entlang dem Kooizand Richtung Norden. Wohin genau der Wind uns treibt, ist noch unklar, spielt auch keine Rolle. Fanden wir am Morgen. Nachmittags hatten wir darüber eine ganz andere Meinung.
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Vorbei Am Stadthafen Enkhuizen ...
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... und dem Dromedaris mit seinen Glockenspielen ...
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Zuerst ist uns richtig warm, doch plötzlich dreht der Wind auf West und liefert eine ziemlich kühle Brise, die uns die Jacken anziehen lässt. Die Windsteuerung hält treu die Richtung nach dem Wind, was immer auch bedeutet, dass sie die ganzen Winddreher vollständig mitmacht und uns dabei auch ziemlich flachlegt. Man muss sie also tüchtig im Auge behalten.
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... und dem kleinen Leuchtturm Ven nach dem Koozand bei Enkhuizen. |
Wir dachten, nahe dem Ufer entlang auf der Luvseite zu segeln, beschert uns weniger Wellen. Doch das ist eine schöne Täuschung. Scheinbar wirft der Wind sofort mit dem Auftreffen aufs Wasser die Wellen anständig hoch. Das flache Gewässer tut natürlich das Seine dazu, um die Wellen aufzutürmen. Jedenfalls klettert und fällt die BonBini ganz ordentlich. Zuerst steigt sie auf die anrollende Welle hinauf, Bug gen Himmel. Und genauso tief fällt sie ins Wellental und klatscht aufs Wasser. Nicht einmal, nicht zweimal, nein, einfach so jede vierte bis fünfte Welle. Sie tut einem richtig leid, die BonBini.
Der Wind würde uns nach Den Oever bringen, aber wohin danach? Die Waddeninseln sind voll, die Niederländer haben jetzt alle Ferien, auch das letzte Gebiet ist eingestiegen. Gut, Medemblik. Erst mal schauen, ob wir drin einen Platz finden, längsseits an einer Mole oder in einer Box. Wir segeln in unsere vormalige Ankerbucht hinein. Das Wasser wird ruhiger, wir gleiten darüber. Das ist segeln! In den Kartenberichtigungen ist nicht angegeben, dass das 2016 ausgewiesene Revier in dieser Bucht für einen geplanten Windpark nicht mehr besteht. Wir nehmen genau da durch Kurs auf die Hafeneinfahrt zu den Stadthäfen und finden direkt unter dem Radbaud-Schloss an der gleichnamigen Kade einen wunderbaren Liegeplatz für zwei Tage.
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So schön liegt die BonBini ...
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... direkt unter dem Radboud-Schloss. |
Diesmal gehen wir auf Stadt-Erkundung, sobald wir die Gebühren entrichtet haben. Eben bewundern wir einen Öl- und Abfall-Absauger am oberen Ende des Pekelharinghavens, als ein anderes Pärchen sich zwischen uns drängt. Höflich weichen wir aus. Und staunen. Und strahlen. Anna und Rainer von Gabi und Christoph sind mit ihren Fahrrädern aus Andijk hergefahren und haben uns sofort erkannt. Das weckt Erinnerungen an Vlieland. Hat es damals nicht plötzlich geklopft und zwei aus Helgoland und Langeoog Bekannte angeweht. Jetzt zwei ihrer Kinder. Schnell ist unser Stadtgang umgewandelt in einen Cockpit-Borrel mit entsprechenden Häppchen. Das gut ausgerüstete Paar kommt nicht etwa mit leeren Händen, sondern mit Bierchen und Salami-Stangen, die wir unsererseits aus dem Bilgenvorrat ergänzen. Wir haben mit den beiden jungen Leuten einen unterhaltsamen und gemütlichen Nachmittag, bevor sie, am liebsten noch unter Sonnenschein, einkaufen und zurück nach Andijk fahren.

Mit einem Foto von Anna mit Rainer vor dem Radboud-Schloss überraschen wir Gabi und Christoph, was gleich eine weitere Verabredung mit sich bringt. Wir werden uns im Roggebroek treffen, um zusammen nach Andijk zu segeln.
Das ist nun wirklich gut herausgekommen mit unserem Entschluss, Medemblik als Ziel zu nehmen, denn mit jedem anderem Entscheid hätten wir einen wunderbaren Nachmittag mit lieben Menschen sowie ein gemeinsames Segeln verpasst.
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Abendstimmung mit Bäumen wie Flaschen-Putzer.
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Welche Farben hier gezaubert werden!
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