Unter Fjord stellen wir uns weit verzweigtes Wasser zwischen
hohen Bergen vor. Gut, Jütland ist aus Sand. Also weitverzweigtes Wasser im
Sand. Stimmt mit Blick auf die Karten. Vor allem aber ausgesprochen flaches
Wasser im Sand. Ein tief gehaltenes Fahrwasser, Rende, Kanal, führt mit dichten Seezeichen
durch die Fläche. Rechts und links sofort 0,6m, 0,3m. Manchmal zweigt ein
Fahrwasser ab, dessen befahrbare Fläche sehr eng mit Seezeichen bestückt ist.
Heute geht der Strom den ganzen Tag mit uns. Insgesamt drei
Brücken sind zu durchqueren. Eigentlich würde ein Schallsignal zusammen mit der
N-Flagge den Öffnungswunsch anzeigen. Doch bei festen Zeiten ist dies
überflüssig. Zur Sicherheit haben wir den Informationskanal auf
Hörbereitschaft.
Bestimmte Lichter geben an, was bald laufen wird und welche Seite
zuerst queren darf. Die Dänen halten sich
in ihrer Heimat, wie die Holländer zuhause auch, nicht daran. Um für die
wartenden Autos Zeit zu sparen, schliesst man sich am besten an, für Segler ist
die Durchfahrt breit genug.
Mehrmals heute kommt ein Seehund vorbei, um unser Boot zu
besichtigen. Der kennt seine Unterwasserwelt genau und weiss, wo es tief genug
für alle ist, während neben dem Fahrwasser die Möwen im Sand stehen und die
Fischstäbchen gekippt sind. Auch ein dramatischer Himmel begleitet uns, leider nur
gerade mit einem Häuchlein Wind für die Genua.
Bei der Vorbeifahrt schauen wir immer mal wieder, ob ein
Hafen auf uns wartet. Das scheint nicht der Fall zu sein und ankern ist vorläufig keine
Option, weil nur das Fahrwasser tief genug ist.
Sechs Meilen vor der Aggersund Brücke hält uns ein Lüftchen
zum Narren. Gross raus. Super! Wir kommen richtig in Fahrt. Jedenfalls etwa für
zehn Minuten. Dann geht nichts mehr. Sogar die Genua beginnt zu streiken.
Mit Brötchen, Schinkenkäsetoast und Tee vergeht die Zeit
ganz gemütlich. Die Sonne zeigt sich immer mehr und das Wasser wird nach der
Aggersund Brücke wirklich weit, ohne Fahrwasser. Hier ist es umgekehrt: Einige
Untiefen sind markiert und zu umfahren.
Der Skipper hat sich eine Insel für die Nacht und den
folgenden Regentag ausgesucht. Hier können wir wieder einmal ankern! Tiefe,
Schutz und Zeit stimmen. Toll, gemütlich, hervorragend! Für die Sommerzeit
werden in diesem grossen Gewässer sogar Festmachbojen ausgelegt. Eine solche
finden wir in der Nordostbucht von Fur.
Jetzt kriegen wir sogar unsere Wassertankanzeige wieder in
Gang. Teamarbeit. Skipper klopft, schraubt und macht das Handwerkliche, während
die Crew den Tank von aussen mit der Pütz füllt und mit dem Entstopfer in
Unruhe bringt. Wenn wir das nicht hingekriegt hätten, könnten wir den
Ladezustand der Batterie nicht überwachen, weil ein Alarm alle anderen Anzeigen
ausschaltet...
Danach gibt’s am Heck eine Pützendusche mit anschliessender Süsswasserspülung, weil die Ohrenquallen in Überzahl sind. Das Wasser wäre nämlich
21°C warm. Ein neugieriges kleines Fischchen kommt sich die Sache anschauen. Später wallt eine Feuerqualle vorbei.
Und jetzt nur noch Genuss pur. Sanftes Schwojen,
abwechlsungs- und facettenreiche Beleuchtung von Wasser und Insel.
Spaziergänger und Unverzagte am Ufer und im Wasser. Weit weg ein weiterer
Bojenlieger. Später am Abend noch ein Ankerer. Alle lästigen Fliegen von
unterwegs haben das Weite gesucht, wir sind allein mit der Ruhe und dem leisen
Plätschern des Wassers am Rumpf. Süsses Einschlafen.