Sonntag, 30. Juli 2017

Sonntag, 30. Juli: Bleibt der Wind bei drei Beaufort?

Frühes Aufstehen bei Windstille. Ablegen um 6.30 Uhr und Frühstückstee während des Annäherns der Sallingsundbrücke. Segeln bei ganz ruhigem Wasser. Leises Plätschern am Boot. Was will man mehr?




Gemütliche Welle in der Kasbredning. Immer mal wieder eine Fischzucht. Gross dazu. Regen dazu. Genua weg. Wind kommt auf die Oddesundbrücke hin immer achterlicher. Zeit? Um 09.15 ginge die Brücke auf. Ein Segler, der uns überholt hat, wartet bereits vor der Brücke auf Durchlass. Mit einer Minute Verspätung wird geöffnet, wir beide können queren und die Autos müssen nicht zu lange warten.





Ein Motorboot profitiert.

Ansteuerung Thyborön


In Ölzeug werden die Fender und Leinen bereitgemacht fürs Anlegen in Thyborön. Ein Helfer heisst uns hier willkommen, nachdem das bei der Ansteuerung bereits ein lokaler Seehund übernommen hat.

Nach mehreren Monaten wieder Blick auf die Nordsee.

Ein Gang durchs Städtchen führt uns zu diversen Marktständen und einer Kinder-Chilbi. Regen und Wind wechseln sich ab, rennen hinter einander her und wetteifern in ihrer Stärke. Mehr als 6 Beaufort wird es nicht. 


Morgen soll es ungefähr gleich bleiben mit Tendenz zur Besserung.

Freitag, 28. und Samstag, 29. Juli: Glyngöre

Eigentlich ist vorgesehen, bis nach Thyborön zu segeln. Drum los von der Boje und oben um die Insel fahren. Das erlaubt längere Segelzeit. Das Wetter wird ungemütlicher. Regengüsse und Böen schütteln uns. Ein kleines Häfchen wartet ganz windgeschützt noch vor der Sallingsundbrücke an Backbord.

Im Norden von Fur
Gleich das Hineinfahren zeigt uns seine Einfachheit und Freundlichkeit. Wir suchen uns einen grünen Platz und danach den Strom. Währenddessen holt eine Gruppe ihren Festschmaus aus den Autos und Schiffen, um sich damit einen Picknickplatz in einer Stegnische zu erobern. Weil keine freie Steckdose zu finden ist, finden wir einen neuen Platz im noch windgeschützten Hafen. Die Sonne strahlt genau, bis wir alles fest haben und die Daten für die Logbucheinträge abgelesen sind. Der erste scheue Regenguss im Hafen.

erster Platz im Glyngöre
Am Anfang des scheinbar längeren Sonnenfensters wird der Marsch zum Begleichen der Schulden unter die Füsse genommen. Alles in Dänisch. Aber irgendwann scheint auch das klar zu sein: Umschlag nehmen, Bootsdaten und Datum drauf, Geld rein und das Ganze in den Briefkasten. Die Handlung ist noch nicht beendet, als die Bevölkerung unter dem Clubhausdach unglaublich rasch so weit zunimmt, dass jeder gerade mal den Durchmesser seiner Gestalt zur Verfügung hat. Es GIESST! Bis in die hinterste Ecke spritzt der abklatschende Regen. Die Rettungsschwimmgruppe, welche ein Kinderprogramm hatte laufen lassen im nebengelegenen Schwimmbad, war eben daran, ihre Shorties über die Badehosen herunter zu ziehen. Eine Viertelstunde frierend im überschwemmten Unterstand warten, bis alles wieder eitel Sonnenschein war. Ob es die Küchlein der Picknickgruppe überlebt haben?

Das Einkaufen im Dörfchen gelingt zwischen zwei Sturzfluten. Die nächste Aufhellung führt uns in die Hafenkneipe. Lange ist es auf der Terrasse nicht warm genug, aber eine Informationsbroschüre über Glyngöre heizt ein bisschen ein. Jedenfalls, wenn man an den Schweiss denkt, den einem die vorgeschlagenen Wanderungen abringen würden.

Definitiv fest.
Vogelbeobachtungen auf der Wald- und Seewanderung. Informationen über das Heringsfischen, welches Glyngöre früher Wohlstand brachte. Erinnerungen an die Zeit, als die jütländische Abteilung der dänischen Armee sich hierhin hätte zurückziehen sollen im ersten Weltkrieg und das ganze Dorf mit Stacheldraht eingepackt war. Wir machen Handyfotos der Strandschönen vor dem Leuchtturm und geniessen unser Bierchen.
Sie wartet auf ihren Sild-Fischer vom Heringszug.

Blick vom "Limfjordens Hus" Richtung Sallinge-Brücke.



Bloggen ist wieder möglich, weil am Nachmittag, als wir zum Einkaufen gehen, ein Deutscher ebenfalls das Passwort sucht. Es hätte früher stets beim Clubhaus gehangen. Er segle seit 24 Jahren im Limfjord, weil er sein Boot trailern könne. Den Trollhättän in Schweden müsse man ebenfalls einmal gemacht haben. Es sei ein Erlebnis. Immer viel zu viele Boote und zu lange Wartezeiten, aber eindrücklich. Beim Zurückkommen vom Einkauf läuft der Trailerer über den ganzen Steg hinter uns her, um uns das Passwort fürs Internet zu geben. Glaubt man das? So freundlich und zuvorkommend!

Der Hafenmeister bringt am Abend das Band als Quittung am Bugkorb an. Bei den Nachbarn klopft er an und verstaut den erhaltenen Betrag in einer alten Kondukteuren-Kassen-Tasche.


Beim Entgelten unserer Bootsabgaben am Samstag entschuldigt sich ein Clubmitglied fürs ungemütliche Wetter in Glyngöre und wünscht uns einen schönen Aufenthalt. Ungemütlich ist es den ganzen Tag tatsächlich. Einige Boote schaffen es gerade so, in den Hafen zu kommen und sich irgendwo festzumachen. Die ganze Nacht hatte der Wind an den Booten gerüttelt und im Laufe des Tages wird die Krängung auch im Hafen stetig, weil der Starkwind bleibt.

Donnerstag, 27. Juli: Ankertag

Etwas weckt kurz vor fünf Uhr am Morgen. Feuer am Himmel im Nord-Nordosten, das sich in der Kabine spiegelt. Noch immer geht die Sonne nur wenige Stunden unter. Lesen und durchs Deckluk schauen. Ein leises Ticken kündigt den aufkommenden Regen an. Auch die Boje klopft an. Der erwachte Skipper will das verbessern, indem er am Heck zum Ausgleich ein Reitgewicht ausbringt. Zum Glück, denn deswegen sehen wir auch den Doppel-Regenbogen im Südwesten. Danach lockt die nun beruhigte Koje noch einmal, bis unsere Lebensgeister vom Tee- und Kaffeeduft definitiv erwachen.

Gegen Mittag sind die anderen beiden Schiffe trotz dauerhaften Landregens weiter gezogen und ein Engländer übernahm ihren Platz im Süden der Bucht. Die Sonne zeigt sich und der Wind wird stärker.

Das Heckgewicht nützt und ein Fender zwischen den Bojenleinen stabilisiert die Rucke. Der Engländer hat Probleme, die er nach seinem Dinghy-Landausflug offenbar bemerkt. Ein Riesendoppelbüschel Seegras hängt an seinem aufgeholten Anker. Bester Platz wird im Umkreis der Boje sein, denkt er sich und lässt seinen Anker in unserer Nähe fallen. Nein. Ein nächster Platz ist gefragt, denn der Anker slipt. Endlich hat er haltenden Grund gefunden. Nur die schon länger freie Boje im Nordosten hat ihn nicht verlockt. Jetzt ist sie von einem neuen Schiff besetzt.


Wir geniessen den Tag und lassen die bewaldeten Hügel, die sandigen Ufer, den wechselnden Himmel mit baumelnder Seele an der Boje schwojend an uns vorbeigleiten. Wollen wir dieses Paradies verlassen?

Freitag, 28. Juli 2017

Eindrücke aus dem Limfjord


Militär in Hals.


So passt jeder durch.

Guten Tag, Seehund!

Die Arktis reicht weit.

Möwen bei Fischstäbchen

Besser noch, wenn beide Hälften oben sind.

Die Fischstäbchen noch ohne Regen.

Die Schauerbö im Anzug.

Malerischer Spiegel

Wolken unten abgeschnitten

Einsame Bucht im Nordosten der Insel Fur.

Blick nach Norden

Im Süden noch eher Schäfchen, ...


... dann Walzen...

... mit einer Lücke, ...

... bis der Himmel sich bezieht, ...


... um um 05.00 Uhr Sonnenlicht durchzulassen, ...

... das einen Doppelregenbogen ermöglicht.

Mittwoch, 26. Juli: Einsame Insel nach Kanalfahrt im weiten Wasser

Unter Fjord stellen wir uns weit verzweigtes Wasser zwischen hohen Bergen vor. Gut, Jütland ist aus Sand. Also weitverzweigtes Wasser im Sand. Stimmt mit Blick auf die Karten. Vor allem aber ausgesprochen flaches Wasser im Sand. Ein tief gehaltenes Fahrwasser, Rende, Kanal, führt mit dichten Seezeichen durch die Fläche. Rechts und links sofort 0,6m, 0,3m. Manchmal zweigt ein Fahrwasser ab, dessen befahrbare Fläche sehr eng mit Seezeichen bestückt ist.

Heute geht der Strom den ganzen Tag mit uns. Insgesamt drei Brücken sind zu durchqueren. Eigentlich würde ein Schallsignal zusammen mit der N-Flagge den Öffnungswunsch anzeigen. Doch bei festen Zeiten ist dies überflüssig. Zur Sicherheit haben wir den Informationskanal auf Hörbereitschaft.

Bestimmte Lichter geben an, was bald laufen wird und welche Seite zuerst queren darf. Die Dänen halten sich  in ihrer Heimat, wie die Holländer zuhause auch, nicht daran. Um für die wartenden Autos Zeit zu sparen, schliesst man sich am besten an, für Segler ist die Durchfahrt breit genug.

Mehrmals heute kommt ein Seehund vorbei, um unser Boot zu besichtigen. Der kennt seine Unterwasserwelt genau und weiss, wo es tief genug für alle ist, während neben dem Fahrwasser die Möwen im Sand stehen und die Fischstäbchen gekippt sind. Auch ein dramatischer Himmel begleitet uns, leider nur gerade mit einem Häuchlein Wind für die Genua.

Bei der Vorbeifahrt schauen wir immer mal wieder, ob ein Hafen auf uns wartet. Das scheint nicht der Fall zu sein und ankern ist vorläufig keine Option, weil nur das Fahrwasser tief genug ist.

Sechs Meilen vor der Aggersund Brücke hält uns ein Lüftchen zum Narren. Gross raus. Super! Wir kommen richtig in Fahrt. Jedenfalls etwa für zehn Minuten. Dann geht nichts mehr. Sogar die Genua beginnt zu streiken.

Mit Brötchen, Schinkenkäsetoast und Tee vergeht die Zeit ganz gemütlich. Die Sonne zeigt sich immer mehr und das Wasser wird nach der Aggersund Brücke wirklich weit, ohne Fahrwasser. Hier ist es umgekehrt: Einige Untiefen sind markiert und zu umfahren.

Der Skipper hat sich eine Insel für die Nacht und den folgenden Regentag ausgesucht. Hier können wir wieder einmal ankern! Tiefe, Schutz und Zeit stimmen. Toll, gemütlich, hervorragend! Für die Sommerzeit werden in diesem grossen Gewässer sogar Festmachbojen ausgelegt. Eine solche finden wir in der Nordostbucht von Fur.

Jetzt kriegen wir sogar unsere Wassertankanzeige wieder in Gang. Teamarbeit. Skipper klopft, schraubt und macht das Handwerkliche, während die Crew den Tank von aussen mit der Pütz füllt und mit dem Entstopfer in Unruhe bringt. Wenn wir das nicht hingekriegt hätten, könnten wir den Ladezustand der Batterie nicht überwachen, weil ein Alarm alle anderen Anzeigen ausschaltet...

Danach gibt’s am Heck eine Pützendusche mit anschliessender Süsswasserspülung, weil die Ohrenquallen in Überzahl sind. Das Wasser wäre nämlich 21°C warm. Ein neugieriges kleines Fischchen kommt sich die Sache anschauen. Später wallt eine Feuerqualle vorbei. 


Und jetzt nur noch Genuss pur. Sanftes Schwojen, abwechlsungs- und facettenreiche Beleuchtung von Wasser und Insel. Spaziergänger und Unverzagte am Ufer und im Wasser. Weit weg ein weiterer Bojenlieger. Später am Abend noch ein Ankerer. Alle lästigen Fliegen von unterwegs haben das Weite gesucht, wir sind allein mit der Ruhe und dem leisen Plätschern des Wassers am Rumpf. Süsses Einschlafen.