Sonntag, 2. Juli 2017

Donnerstag, 29. Juni bis Samstag, 1. Juli: Das Schiff bleibt dicht!

Wieder sind wir auf einer Insel. Karlskrona im Teil Trossö. Haben wir da etwas verpasst? Gibt es das Festland Schweden überhaupt? Für Camper ja, aber für Segler glaub weniger. Ob die Insel allerdings noch lange existiert? Wahrscheinlich schmelzen nicht nur die Polkappen, sondern es regnet einfach zu viel und zu lange. Das Tief zog oder zieht unterhalb unserer Position durch. Der Ostwind brachte Regen. Aber keine Sorge, heute ist es auch der Nordwind, der noch regnen lässt und bald wird es der Westwind sein. Wir sind zwar Segler, aber keine Regenfreunde. Zudem hatte der Wind auch so stark gerüttelt, dass die Gangway vom Steg an Land ziemlich schräg seitwärts zum offenbar verschobenen Steg stand. Das Gerüttel und Gekränge im Hafen macht beinahe so müde, wie das Segeln bei Starkwind. Aber eher emotional, als körperlich. Lesen, bloggen und feine Naschereien bereithalten hebt die Stimmung.

Ausserdem: Was tut die fleissige Hausfrau bei solchen Bedingungen an einem freien Lördag? Ja, genau, waschen! Das ist das Besondere an allen bisher besegelten Ländern: die Benutzung der Waschmaschinen und der Trockner ist in Schweden offenbar kostenlos! Das erlebten wir vorher nirgends. Stets musste man beim Hafenmeister, der natürlich noch nicht oder nicht mehr da ist, wenn man sie holen möchte, Münzen für den Betrieb der Maschinen kaufen. Leuchtet ein, sie müssen gewartet und erneuert werden bei dieser in der Saison hohen Benützungs-Frequenz. Ausnahme: In Rönne auf Bornholm liefert ein Automat die benötigten Chips.

Nun gut, eingeschrieben, angefangen und in normaler Zeit beendet.

Es nieselt nur. Dafür ist jetzt gar kein Wind mehr. Wäre motoren.

Bei diesem Wetter wäre wieder einmal ein Museumsbesuch angesagt. Auf einer anderen Insel. Auf Stumholmen. Je nachdem heute oder morgen.

Gestern führte uns ein Spaziergang durch die Ministadt. An der Einkaufsstrasse gibt es tatsächlich noch kleine Läden: Bäckerei, Metzgerei und Gemüseladen. Im Prinzip aber ist alles militärisch: Marinewerft, Marinestützpunkt, Festungsanlagen seit dem 18. Jahrhundert. Die zivilen Gebiete, wie Handel, Hotels und die Marina liegen im nördlichen Teil und waren auch damals schon nötig. Heute wird in der Marinewerft mit Stolz an U-Booten und Schiffen aus neuen Komposit-Werkstoffen gearbeitet.

Kursschiffe verbinden die grösseren und kleineren Schären miteinander.
Schärengarten sagt man in Deutsch. Dass das verniedlichend klingt, empfanden wir intensiv. Gard mit O obendrauf sei eben kein Garten, sondern ein Gut oder Hof. Vielleicht vom Wort Guardia: Wache. Unsere Weiler hiessen früher global Aussenwachten, diejenigen, die sozusagen die Aussengrenze der Gemeinde bewachten, auch im Falle einer Feuersbrunst alarmierten. So würde man das Wort verstehen, den Sinn sowieso. Die Schären gehören zum Gebiet des Festlandes. Deshalb brauchen sie scheints oft auch keine Namen. Es reiche, dass sie zugehören.

Es regnet und schüttet nun bereits seit Tagen, ABER: das Schiff ist (jedenfalls noch) DICHT! Kein Wasser in der Bilge, kein Wasser im Achterschiff, kein Wasser in der Koje. Das ist doch wunderbar! Zudem ist alles Salzwasser von Deck und Cockpitzelt gewaschen.
Mal sehen, was die Tage noch bringen.

Man höre: Karlskrona ist nach Tourismusführer die sonnigste Stadt Schwedens! Wir zweifeln ein bisschen. Heute, Sonntag, zeigt sich die Sonne zwar tatsächlich. In einem Revierführer fürs Segeln steht, dass Karlskrona NUR 500 Millimeter Niederschlag jährlich aufweise. Schwedens andere Gebiete steigen da weit höher. Doch verglichen mit Wädenswil, das mit 380 mm für die Schweiz recht viel Wasser empfängt, ist es halt doch noch etwas mehr....

Manche benützen das Wasser sogar zu einem Wettkampf: rund 700 Teilnehmerinnen und Teilnehmer schwammen und rannten Samstags am „Aquathlon“ mit. Ein Lauf auf einer Strecke von 36 Kilometern in Teams oder einzeln, ergänzt durch Etappen von insgesamt 4 Kilometer Schwimmen. Alle, die wir aus dem Wasser kommen sahen, strahlten noch immer, wenn sie angefeuert wurden und man ihnen applaudierte. Gut, der Regen machte, dass man den Unterschied zwischen Wasser und Land nicht besonders spürte.

Schwimmer rechts vom grossen Schiff...

...danach auf dem Steg am Laufen



Beim Surfen gestern im Hafenbüro stellte sich uns der Basler Hans vor und lud uns zu einem Bierchen ein. Er kennt das Revier beinahe wie seine Hosentasche und erzählte von seinen Erfahrungen. Zudem zeigte er, dass Navionics-Chart auf dem Handy auch offline zu benützen ist. Super Back-up neben den Papierkarten, falls unsere Geräte aussteigen sollten.
Er hatte auch Russland schon besucht und auf zwei Reisen je verschiedene obligatorische Guides an Bord bekommen, damit er die russischen Gewässer besegeln durfte. Guido (in Fehrmarn getroffen vor seiner Reise rund um Skandinavien) hat mit Vladimir offenbar richtig Glück. Es hätte auch die Frau sein können, die einen an Land scheints in die teuersten Geschäfte und Bars führt.
Mit den Hunden muss man offenbar auch nicht mehr den Aufwand treiben, den damals Sascha über sich ergehen lassen musste, wenn wir in den Norden reisten. Darauf muss Hans stets wegen seines Hundes auch Rücksicht nehmen.
Ein netter Nachmittag, nach welchem René ein schmackhaftes Plättli auftischte, zu geniessen während des Hafenkinos, das aber keine Besonderheiten bot.

Die Sonne begleitete uns schliesslich in die Koje.


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