Mittwoch, 19. Juli 2017

Sonntag, 16. bis Mittwoch, 19. Juli. Mehr Nord muss nicht sein: Abwettern auf Rörö

Tatsächlich, Regen und Starkwind bis zum Sonntag-Mittag. Danach nur noch Starkwind. Wieder einmal, dass beinah die Sachen vom Tisch geruckt werden. In dem Fall bestätigt sich erneut, dass die Wetternavigation passt. Wir hatten es genau so im Sinn. An einem schönen sonnigen Tag von Varberg hierhin zu segeln und dann abwettern. Geplant, um hier zu warten, bis Wind und Wetter besser werden, hatten wir es in Varberg. Windfinder und windy.com, beides interaktive Wetterseiten, die über rund drei bis vier Tage recht zuverlässige Prognosen für den gewünschten Ort stellen, unterstützen dabei. windy.com lässt aus drei Wettermodellen wählen, die dann untereinander verglichen werden können. Sollte kein Internet verfügbar sein, bietet Funkwetter eine Alternative in Englisch und Schwedisch zweimal am Tag. 

Rörö ist so eine Internet-Wüste, aber der Skipper organisierte vom Wirt des Hafenrestaurangs den Zugang. Leider reicht er nicht für zwei Computer, sonst wäre dieser Blogbeitrag früher erschienen. Grins.

Doch der Tag wird produktiv genutzt: endlich erhielt der Tolino ein im Tiger-Look gehäkeltes Mäntelchen, das ihn nicht gleich über Bord fliegen lässt, wenn eine überraschende Welle das Lesen im Cockpit stört. Ist auch sonst ganz bequem, um die Arme und Hände zu schonen.
Die Russland-Berichte von Guido auf törn.de sind sehr informativ. Einer weitgefassten Bürokratie steht die unglaublich grosszügige Gastfreundschaft der lokalen Bevölkerung gegenüber und Guidos Vorfreude auf Norwegen, während Klaus auf Fahrtenseglersglück.de momentan Pause macht.

Dazwischen ein bisschen Hafenkino und fröhliche Jungs, die es geniessen, mit Erlaubnis ihrer Eltern und Grosseltern mit dem Schlauchboot im Hafenbecken herum zu kurven und sich gegenseitig zu besuchen.

Wie wir am Montag entdecken, ist die Fähre zwischen den Inseln gratis. Sie dient sozusagen als Brücke, die am Ende auch aufs Festland führt und damit die Strassen ergänzt.

Das Heilpädagogik-Fussball-Manager-Pärchen aus Varberg erklärte, dass um diese Zeit die Norweger in die nordschwedischen Schären kämen. Weil dieses Gebiet für sie günstiger sei. Da haben wir wenig Vergleich, aber jedenfalls ist Schweden, abgesehen von Wein und Bier etwa gleich im Preis-Niveau, wie Dänemark, Deutschland und die Niederlande. Doch alles zusammen jedenfalls günstiger als in der Schweiz. Zudem sind die Frischprodukte überall wirklich extrem frisch und das Fleisch phantastisch gut. Der Preisvergleich betrifft hier Bio und in der Schweiz normal. Aber auch Teigwaren und ähnliche Halbfertigprodukte sind ungefähr einen Drittel bis die Hälfte günstiger, sogar auf den Inseln. Wir geniessen es, denn auch die Hafengebühren halten sich in tiefen Grenzen. Die höchste Gebühr war 28 Euro pro Nacht, wobei Strom, Frischwasser und Benützung der Waschmaschine in Schweden meist inbegriffen ist!

Norweger finden sich tatsächlich in Rörö häufiger als in Varberg, aber die Schweden halten den Rekord. Ein Däne, ein Schweizer und ein paar Deutsche ergänzen das Bild.

Der Spaziergang über die Felsen zeigt die Insel in ihrem schönsten Licht, während der Wind uns aber beinahe wieder hinunter bläst. Auf einem Gupf ist es extrem kalt und die ganze Ladung der Windstärke arbeitet an Hut, Rucksack, Fotoapparat und Gehör. Doch kaum bist du hinter dem Krüppelkiefer-Wäldchen in Lee, ist es Mittelmeer-heiss und ruhig.

Samstags gab es Zucchetti-Tomaten-Gemüse mit Zwiebeln und Knoblauch zu Charbonnade-Schnitzeln, Sonntags Geschnetzeltes an Frühlingszwiebeln zu Fusilli und Montags Voressen mit Lauch, Peperoni und dem Tomateninhalt vom Zvieri mit Kartoffelstock. Der Zvieri hätte Avocado mit Tomaten-Gurken-Füllung sein sollen. Leider waren die Avocados schon zu lange an Bord. Die Alternative fühlte sich eher wie ein Salat an...

Früh am Morgen führt der Laden noch frische Brötchen. Nichts wie hin und Frühstück holen.
Später wird ein zweiter Inselspaziergang weitere Gebiete erobern.

Und diese sind mehr als faszinierend! Nicht nur Lava- und Gletscher-alt ist dieses Gebiet, sondern auch seit prähistorischen Zeiten besiedelt. Ein mehrfaches Steinlabyrinth sowie einige Steingräber bestätigen dies. Es ergreift einen eine merkwürdige Stimmung, wenn man auf diesen Felsen wandert, Geröllhalden antrifft und in Stein gehauene Figuren sich mit Seerosenteichen und kleinen Gletschermühlen abwechseln.

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