Museumsbesuch
Eigentlich wäre gestern, Sonntag, der ideale Starttag gewesen für die
Weiterfahrt, aber auch zum Erkunden der Stadt. Freundliche Sonne in der
sonnigsten Stadt Schwedens begleitete uns auf dem Uferspaziergang zum
Marine-Museum.
Es ist eines der am besten aufgebauten und eingerichteten
Museen, die wir in letzter Zeit besuchten. Immer wieder interaktive Stationen,
um den Zusammenhang nicht nur zu verstehen, sondern zu begreifen. Dieselmotor
in Gang setzen, Sonne schiessen, Menschen bei ihren Aktivitäten zuschauen und
zuhören, in den Untergrund steigen, um archäologische Fundstellen in situ
anzuschauen.
Wunderschöne Schiffsmodelle, auch eines der Wasa und
des untergegangenen Kriegsschiffes von Kalmar, waren zu bewundern. Doch war deren Zweck nicht die Dekoration. Im Gegenteil. Sie waren
sozusagen der Konstruktions-Riss. Weil im 17. Jahrhundert viele Werftarbeiter
in Karlskrona beschäftigt waren, die kein Dänisch oder Schwedisch verstanden
(bis Mitte 17. Jahrhundert war dieses Gebiet noch dänisch), konnte man ihnen
nicht erklären, was sie als nächstes tun mussten. Deswegen habe man sich für
den Modellbau entschieden. So konnten ihnen die nötigen Schritte gezeigt werden. Zum Glück für
uns. Ob auch Modelle der haushohen Galionsfiguren gebaut wurden, welche glückbringend, einschüchternd oder drohend am Bug der richtigen Schiffe hingen,
wird nicht erwähnt.
Die Kriegs- und Marine-Aktivitäten im Laufe der Jahrhunderte
werden in ihrem gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhang
gezeigt. Das lässt einen Entscheidungen und Vorgänge nachvollziehen, wenn auch
trotzdem nicht einfach gutheissen.
Im Museumsshop erklärte uns ein rund fünf- bis sechsjähriger
Junge die spektakulärsten Spielsachen. Ab und zu rief er zu seiner Mutter, er
sei noch hier. Diese schien sich keine Sorgen zu machen darüber, dass er mit
Fremden einen so freundlichen Umgang pflegt.
Bevor wir die Enge des U-Boot-Bauches erlebten, lockte ein
spätes Mittagessen im Museums-Restaurant. Ein vielfältiges Büffet mit den
unterschiedlichsten Salaten und warmen Gerichten erwartete uns für umgerechnet
13.- Franken pro Person. Inbegriffen ist die Erklärung, welche Gerichte man
sich für welche schwedische Spezialität zusammensetzt, Nachschlag und Getränk.
Wer will, erhält Kaffee und Kuchen oder „Glass“ zum Nachtisch für eine
Extragebühr oder natürlich auch als Pausen-Snack.
Insgesamt hatten wir beinahe fünf Stunden in diesem
ausgezeichneten Museum mit Gratis-Eintritt verbracht ohne eine Minute
Langeweile, aber mit langsam müden Füssen.
Nach Simrishamn oder
Hanö
Der nächste Tag rief früh, aber mit Sonne zum Tee. Leises Auslaufen
aus dem Hafen und den Karlskrona-Schären. Der Wind sollte Hanö erlauben,
allenfalls Simrishamn, wenn wir zu viel Abdrift hätten.
Doch Rasmus entschied anders. Die Windstärke blieb mit vier bis
sechs Beaufort im Rahmen, aber die Welle! Sie liess die BonBini hochsteigen und
auf der anderen Seite aufklatschen oder direkt in die nächste Welle stechen.
Die Bewegungen unter Deck glichen, wie so oft, einem Chamäleon-Gang. Eigentlich wäre dies
oder jenes der nächste Schritt, die nächste Bewegung gewesen. Doch mittendrin
lässt einen die Welle in der Luft hängen, sodass ein neuer Zielangriff für
diese Handlung ins Auge gefasst werden muss.
Erbsen-Inseln? Bornholm mit Allinge? Zu weit bei diesen
Bedingungen. Gö? Wäre ja beinahe zurück.
Tjärö.
Findet sich nur im Schärenführer. Aber mit ungeheuer
verlockenden Angaben. Tjärö muss es sein. Liegt schon ein bisschen im Inneren
der Schären, hat aber einen hervorragend gegen West- und Ostwind geschützten
Steg in einer langgestreckten Bucht. Doch auch um die ganze Insel herum mit
grossen und kleinen Buchten finden sich Liegeplätze mit Heckanker oder sogar
eine Clubboje für Mitglieder. Also nichts wie hin!
Und wir wurden riesig belohnt. Sogar schon beim Anlegen.
Auch wir bieten einmal Hafenkino. Das ist nur fair. Jeder soll seinen Beitrag
leisten. Weil sich aus unerfindlichen Gründen unsere Leine aus der Heckboje
löste, trieben wir gegen den Nachbarn. Dabei ging dessen Rettungsring
schwimmen. Diese beiden Ereignisse lösten drei Rettungsaktionen aus. Währenddessen hielten zwei Männer auf dem Steg unsere Vorleinen pickelzäh fest.
Die BonBini-Crew ohne Skipper zog sich bis auf die Unterwäsche aus (Schwimmweste
mit Hosengurt, Ölzeugjacke, hochgeschlossene Ölzeughose, Gummistiefel, ..., das dauert!), der Skipper suchte
die Schwimmnudel hervor, ein Helfer rannte zu seinem Schiff, sprang ins Schlauchboot, ruderte zu uns und nahm die inzwischen verlängerte Heckleine der
BonBini an, paddelte damit zur Boje und wieder zurück: wir hätten doch alle
Zeit der Welt, es sei ja Urlaub; der Dritte überliess unsere Vorleine dem Vierten und
ruderte seinerseits mit dem eigenen Dinghy seinem entschwindenden Rettungsring hinterher. Nun konnte die verhinderte Badenixe sich unverrichteter Dinge glücklich wieder anziehen und mit dem Skipper dem nächsten Ankommenden
helfen, der gerade auch seine Heckboje verpasst hatte.
Der BonBini-Skipper verteilte Bierchen als Dankeschön, während der Nachbar seinen Rettungsring-Korb mit neuem Klebeband befestigte.
Nach ein bisschen Zurücklehnen kam die noch grössere
Erholung und Belohnung mit einem Inselspaziergang. Faszinierend, urtümlich, gemütlich,
karibisch blau! Mit geschützten Alpenpflanzen und als Spezialität einer Raubseeschwalbe.
Ohne die geringste Scheu liess sie sich auf einem Stegpfosten nieder, schaute
sich die Menschin an und liess sie an ihr vorbei gehen. Natürlich war in dem
Moment kein Fotoapparat dabei.
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