Dienstag, 4. Juli 2017

Montag, 3. Juli 2017: Tolles Wetter, Wind auf die Nase und Gletscher-Insel

Museumsbesuch

Eigentlich wäre gestern, Sonntag, der ideale Starttag gewesen für die Weiterfahrt, aber auch zum Erkunden der Stadt. Freundliche Sonne in der sonnigsten Stadt Schwedens begleitete uns auf dem Uferspaziergang zum Marine-Museum.

Es ist eines der am besten aufgebauten und eingerichteten Museen, die wir in letzter Zeit besuchten. Immer wieder interaktive Stationen, um den Zusammenhang nicht nur zu verstehen, sondern zu begreifen. Dieselmotor in Gang setzen, Sonne schiessen, Menschen bei ihren Aktivitäten zuschauen und zuhören, in den Untergrund steigen, um archäologische Fundstellen in situ anzuschauen.

Wunderschöne Schiffsmodelle, auch eines der Wasa und des untergegangenen Kriegsschiffes von Kalmar, waren zu bewundern. Doch war deren Zweck nicht die Dekoration. Im Gegenteil. Sie waren sozusagen der Konstruktions-Riss. Weil im 17. Jahrhundert viele Werftarbeiter in Karlskrona beschäftigt waren, die kein Dänisch oder Schwedisch verstanden (bis Mitte 17. Jahrhundert war dieses Gebiet noch dänisch), konnte man ihnen nicht erklären, was sie als nächstes tun mussten. Deswegen habe man sich für den Modellbau entschieden. So konnten ihnen die nötigen Schritte gezeigt werden. Zum Glück für uns. Ob auch Modelle der haushohen Galionsfiguren gebaut wurden, welche glückbringend, einschüchternd oder drohend am Bug der richtigen Schiffe hingen, wird nicht erwähnt.
Die Kriegs- und Marine-Aktivitäten im Laufe der Jahrhunderte werden in ihrem gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhang gezeigt. Das lässt einen Entscheidungen und Vorgänge nachvollziehen, wenn auch trotzdem nicht einfach gutheissen.

Im Museumsshop erklärte uns ein rund fünf- bis sechsjähriger Junge die spektakulärsten Spielsachen. Ab und zu rief er zu seiner Mutter, er sei noch hier. Diese schien sich keine Sorgen zu machen darüber, dass er mit Fremden einen so freundlichen Umgang pflegt.

Bevor wir die Enge des U-Boot-Bauches erlebten, lockte ein spätes Mittagessen im Museums-Restaurant. Ein vielfältiges Büffet mit den unterschiedlichsten Salaten und warmen Gerichten erwartete uns für umgerechnet 13.- Franken pro Person. Inbegriffen ist die Erklärung, welche Gerichte man sich für welche schwedische Spezialität zusammensetzt, Nachschlag und Getränk. Wer will, erhält Kaffee und Kuchen oder „Glass“ zum Nachtisch für eine Extragebühr oder natürlich auch als Pausen-Snack.
 
Insgesamt hatten wir beinahe fünf Stunden in diesem ausgezeichneten Museum mit Gratis-Eintritt verbracht ohne eine Minute Langeweile, aber mit langsam müden Füssen.

Nach Simrishamn oder Hanö

Der nächste Tag rief früh, aber mit Sonne zum Tee. Leises Auslaufen aus dem Hafen und den Karlskrona-Schären. Der Wind sollte Hanö erlauben, allenfalls Simrishamn, wenn wir zu viel Abdrift hätten.

Doch Rasmus entschied anders. Die Windstärke blieb mit vier bis sechs Beaufort im Rahmen, aber die Welle! Sie liess die BonBini hochsteigen und auf der anderen Seite aufklatschen oder direkt in die nächste Welle stechen. Die Bewegungen unter Deck glichen, wie so oft, einem Chamäleon-Gang. Eigentlich wäre dies oder jenes der nächste Schritt, die nächste Bewegung gewesen. Doch mittendrin lässt einen die Welle in der Luft hängen, sodass ein neuer Zielangriff für diese Handlung ins Auge gefasst werden muss.

Erbsen-Inseln? Bornholm mit Allinge? Zu weit bei diesen Bedingungen. Gö? Wäre ja beinahe zurück.

Tjärö.

Findet sich nur im Schärenführer. Aber mit ungeheuer verlockenden Angaben. Tjärö muss es sein. Liegt schon ein bisschen im Inneren der Schären, hat aber einen hervorragend gegen West- und Ostwind geschützten Steg in einer langgestreckten Bucht. Doch auch um die ganze Insel herum mit grossen und kleinen Buchten finden sich Liegeplätze mit Heckanker oder sogar eine Clubboje für Mitglieder. Also nichts wie hin!

Und wir wurden riesig belohnt. Sogar schon beim Anlegen. Auch wir bieten einmal Hafenkino. Das ist nur fair. Jeder soll seinen Beitrag leisten. Weil sich aus unerfindlichen Gründen unsere Leine aus der Heckboje löste, trieben wir gegen den Nachbarn. Dabei ging dessen Rettungsring schwimmen. Diese beiden Ereignisse lösten drei Rettungsaktionen aus. Währenddessen hielten zwei Männer auf dem Steg unsere Vorleinen pickelzäh fest. Die BonBini-Crew ohne Skipper zog sich bis auf die Unterwäsche aus (Schwimmweste mit Hosengurt, Ölzeugjacke, hochgeschlossene Ölzeughose, Gummistiefel, ..., das dauert!), der Skipper suchte die Schwimmnudel hervor, ein Helfer rannte zu seinem Schiff, sprang ins Schlauchboot, ruderte zu uns und nahm die inzwischen verlängerte Heckleine der BonBini an, paddelte damit zur Boje und wieder zurück: wir hätten doch alle Zeit der Welt, es sei ja Urlaub; der Dritte überliess unsere Vorleine dem Vierten und ruderte seinerseits mit dem eigenen Dinghy seinem entschwindenden Rettungsring hinterher. Nun konnte die verhinderte Badenixe sich unverrichteter Dinge glücklich wieder anziehen und mit dem Skipper dem nächsten Ankommenden helfen, der gerade auch seine Heckboje verpasst hatte.

Der BonBini-Skipper verteilte Bierchen als Dankeschön, während der Nachbar seinen Rettungsring-Korb mit neuem Klebeband befestigte.


Nach ein bisschen Zurücklehnen kam die noch grössere Erholung und Belohnung mit einem Inselspaziergang. Faszinierend, urtümlich, gemütlich, karibisch blau! Mit geschützten Alpenpflanzen und als Spezialität einer Raubseeschwalbe. Ohne die geringste Scheu liess sie sich auf einem Stegpfosten nieder, schaute sich die Menschin an und liess sie an ihr vorbei gehen. Natürlich war in dem Moment kein Fotoapparat dabei.

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