Freitag, 28. Juli 2017

Mittwoch, 26. Juli: Einsame Insel nach Kanalfahrt im weiten Wasser

Unter Fjord stellen wir uns weit verzweigtes Wasser zwischen hohen Bergen vor. Gut, Jütland ist aus Sand. Also weitverzweigtes Wasser im Sand. Stimmt mit Blick auf die Karten. Vor allem aber ausgesprochen flaches Wasser im Sand. Ein tief gehaltenes Fahrwasser, Rende, Kanal, führt mit dichten Seezeichen durch die Fläche. Rechts und links sofort 0,6m, 0,3m. Manchmal zweigt ein Fahrwasser ab, dessen befahrbare Fläche sehr eng mit Seezeichen bestückt ist.

Heute geht der Strom den ganzen Tag mit uns. Insgesamt drei Brücken sind zu durchqueren. Eigentlich würde ein Schallsignal zusammen mit der N-Flagge den Öffnungswunsch anzeigen. Doch bei festen Zeiten ist dies überflüssig. Zur Sicherheit haben wir den Informationskanal auf Hörbereitschaft.

Bestimmte Lichter geben an, was bald laufen wird und welche Seite zuerst queren darf. Die Dänen halten sich  in ihrer Heimat, wie die Holländer zuhause auch, nicht daran. Um für die wartenden Autos Zeit zu sparen, schliesst man sich am besten an, für Segler ist die Durchfahrt breit genug.

Mehrmals heute kommt ein Seehund vorbei, um unser Boot zu besichtigen. Der kennt seine Unterwasserwelt genau und weiss, wo es tief genug für alle ist, während neben dem Fahrwasser die Möwen im Sand stehen und die Fischstäbchen gekippt sind. Auch ein dramatischer Himmel begleitet uns, leider nur gerade mit einem Häuchlein Wind für die Genua.

Bei der Vorbeifahrt schauen wir immer mal wieder, ob ein Hafen auf uns wartet. Das scheint nicht der Fall zu sein und ankern ist vorläufig keine Option, weil nur das Fahrwasser tief genug ist.

Sechs Meilen vor der Aggersund Brücke hält uns ein Lüftchen zum Narren. Gross raus. Super! Wir kommen richtig in Fahrt. Jedenfalls etwa für zehn Minuten. Dann geht nichts mehr. Sogar die Genua beginnt zu streiken.

Mit Brötchen, Schinkenkäsetoast und Tee vergeht die Zeit ganz gemütlich. Die Sonne zeigt sich immer mehr und das Wasser wird nach der Aggersund Brücke wirklich weit, ohne Fahrwasser. Hier ist es umgekehrt: Einige Untiefen sind markiert und zu umfahren.

Der Skipper hat sich eine Insel für die Nacht und den folgenden Regentag ausgesucht. Hier können wir wieder einmal ankern! Tiefe, Schutz und Zeit stimmen. Toll, gemütlich, hervorragend! Für die Sommerzeit werden in diesem grossen Gewässer sogar Festmachbojen ausgelegt. Eine solche finden wir in der Nordostbucht von Fur.

Jetzt kriegen wir sogar unsere Wassertankanzeige wieder in Gang. Teamarbeit. Skipper klopft, schraubt und macht das Handwerkliche, während die Crew den Tank von aussen mit der Pütz füllt und mit dem Entstopfer in Unruhe bringt. Wenn wir das nicht hingekriegt hätten, könnten wir den Ladezustand der Batterie nicht überwachen, weil ein Alarm alle anderen Anzeigen ausschaltet...

Danach gibt’s am Heck eine Pützendusche mit anschliessender Süsswasserspülung, weil die Ohrenquallen in Überzahl sind. Das Wasser wäre nämlich 21°C warm. Ein neugieriges kleines Fischchen kommt sich die Sache anschauen. Später wallt eine Feuerqualle vorbei. 


Und jetzt nur noch Genuss pur. Sanftes Schwojen, abwechlsungs- und facettenreiche Beleuchtung von Wasser und Insel. Spaziergänger und Unverzagte am Ufer und im Wasser. Weit weg ein weiterer Bojenlieger. Später am Abend noch ein Ankerer. Alle lästigen Fliegen von unterwegs haben das Weite gesucht, wir sind allein mit der Ruhe und dem leisen Plätschern des Wassers am Rumpf. Süsses Einschlafen.

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