Der kleine Fischerhafen muss trotz seiner Idylle schon ab 6
Uhr Morgens auf uns verzichten. Der Wetterbericht ist schlecht. Wir sollten
vorwärts kommen nach Süden, weil wir wahrscheinlich für eine gewisse Zeit
ungünstige Winde haben werden.
Wieder fasziniert die Öland-Brücke. Aber auch verschiedene
Leuchtfeuer müssen heute auf den Chip. Das letzte Mal liefen wir mit
tiefstehender Sonne und damit starkem Gegenlicht in Kalmars Hafen ein. Deswegen
sahen wir das freundliche Empfangsportal rechter Hand gar nicht. In riesigen
Buchstaben steht Kalmar angeschrieben.
Der Wind beginnt zu schwächeln und erst noch aus der
falschen Richtung zu kommen. Mit einem Motor-Hole-Schlag bringen wir uns wieder
auf Kurs in extremem Geschaukel. Immerhin klatscht das arme Schiff nicht auf
die Oberfläche, sondern fährt einfach Achterbahn mit uns. Das wird wohl eine lange Fahrt um unsere nächste
Südhuk nach Westen.
Aber durch die Schären gäbe es eine Abkürzung. Mindesttiefe
2,3 Meter. Sollte bei genauer Navigation und Steuerung reichen. In der
Papierkarte ist der Weg gut eingezeichnet, das Navi ist sogar viel genauer.
Es sieht alles so klar aus. Tonnen rechts und links. Baken auf den Inseln,
Richtbaken, um sich im Fahrwasser im Winkel zu halten. Leider fällt in der
ersten Enge der Wind mit gut fünf Stärken ein und drückt uns zur Seite. Das
Gross blieb stehen, damit sofort weiter gesegelt werden kann, sollte der Motor
aussteigen. Zudem hatte es gerade vor den Schären nur sechs bis sieben Knoten Wind. Zum
Segeln reicht die Fahrwasserbreite nicht wirklich, aber zur Not müsste man
halt.
Nebst den Spielsachen von irgendwelchen Riesentrollen (Felsbrocken,
Häuschen, Steinmannli) liegt auch noch eine Kabelfähre im Weg. Solange sie am
Quai ist, liegen die Kabel am Grund. Wenn sie jedoch übersetzen will, spannt
sie diese an und zieht sich daran ans andere Ufer. Mit einer solchen Fähre
fuhren wir zuletzt in der Nähe von Killybeg in Irland! Setzt die Fähre an zum Queren, ist also für uns kein Weiterkommen im Fahrwasser möglich, weil die Kabel nahe
an der Oberfläche durchführen. Das Glück war uns hold. Das nächste
Hindernis ist ein zwei Boote breites Fahrwasser. Hier überholt uns ein Kursschiff.
Das saust auch einfach durch Wasser, das nach unseren Informationen weniger als
einen Meter Tiefe aufweist. Die müssen einen Vertrag mit den Trollen haben!
Aber wir sind noch nicht fertig. Jetzt kommt die Brücke. 18
Meter. Wir haben 17,2 Meter, wie wir jetzt wissen. Der Wind blies einige Zeit
aus Westen: könnte Wasser weggeholt haben. Das wäre günstig für uns. Einige
Stunden aber jetzt stark aus Osten. Hat er wieder aufgefüllt? Fotoapparat
bereit und Geschwindigkeit zurück, trotz drohender Abdrift. Erleichtertes
Lächeln nach der Durchfahrt. Alles hat gepasst!
Bald sind wir im Hafen und treffen hier gleich drei weitere
Schweizer Boote an. Die Leinen werden von Einheimischen freundlich angenommen.
Nun dauert es nicht mehr lange, bis Starkwind und Regen einsetzt,
wie versprochen. Gale-Warnungen von der deutschen Bucht her bis in alle Gebiete
der Ostsee.
Eingeweht.