Nein, wir könnten ja einfach verholen, zum Beispiel zur grauen französischen Aluminium-Yacht. Dann hätten wir wieder Strom für den restlichen Tag. Irgendwie hätten wir
mehr Lust, bei anständigem Wetter, dafür direkt mit einem grossen Schlag Schweden
anzulaufen, statt weiter der polnischen Küste entlang zu segeln. Mittsommer kommt bald.
Nach einem schönen Tee am Bett verflüssigt sich das Grau draussen und mit dem Regen festigt sich unsere Absicht, hier noch einen Tag zu bleiben. Günstig ist es und
ein paar Sloty für die Kurtaxe, die man nur bar bezahlen darf, erhalten wir
bestimmt in der Hafen-Kneipe. Die Hafengebühren, die man mit Karte bezahlen
mag, sind extrem günstig.
Ein frisches Brot ist am Aufgehen und macht den Morgen weiter gemütlich.
Verholen ist plötzlich nicht mehr nötig, der Stromfresser hat unser Guthaben
aufgebraucht und seinen Stecker wieder ausgezogen. Er selbst ist mit seinem Boot auch bald
verzogen.
Wir könnten am Nachmittag schon los. Wind und Wetter bessern
sich, die Welle wird ruhiger. Karlskrona oder Kalmar? Oder Allinge auf
Bornholms Nordostseite? Erbseninseln? Wir werden sehen. Im Moment liegt Bornholm an.
Das Nachtessen zu kochen ist etwas turbulent, die Wellen
geben solche Stösse, dass das Kochwasser, obschon extra niedrig gehalten,
überschwappt, trotz kardanischer Aufhängung. Beidrehen bringts. Alles wird
ruhig und nach spätestens zehn Minuten kann die Fahrt wieder aufgenommen
werden. Das Essen funktioniert auch bei Welle und Krängung.
Obwohl wir gute vierzig Seemeilen vom Kap Arkona entfernt
sind, lässt sich der Funk-Wetterbericht auf Delta-Papa- Null-Vier recht gut
verfolgen und verspricht weiteren West- bis Nordwestwind.
Wieder ein Sonnenuntergang ohne Seinesgleichen. Dunkel wird
es gar nicht richtig. Um 22:45 Uhr ist der oberste Bogen der Sonne im feurigen
Meer brodelnd verschwunden. Die Abend-Dämmerung setzt im Westen ein, doch schon
beginnt im Nord-Osten der Himmel sich wieder rot zu verfärben fürs Morgengrauen. AIS
plus Radar und die Lichterführung der Schiffe erleichtern die Nachtwache ungemein. Nur
einmal beschert ein Doppelschiff auf dem Display gewisse Probleme: es kommt
eines von rechts und eines von links genau auf unseren Kurs zu! Ach, es ist
eine Display-Einstellung. Genau zwischen diesen virtuellen Schiffen ist der
Manövrierraum für uns. Aha. Um die Fischer, Frachter und übrigen Segler herum
waren wir davor beinahe wie von selbst gekommen.
Der Skipper übernimmt.
Gute Nacht und gute Wache!
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