Nach dem leisen Ablegen im noch schlafenden Hafen von Borgholm geht’s gen
Norden weiter mit Ziel Figeholm. Insel: Holm, Ö, Odde, Udde, Ön, Skär, Näs. Je
nach Form sind sie das Eine oder Andere und manchmal eine Halbinsel. Bei Inhaltsangaben auf Lebensmittelverpackungen stehen die Informationen in zwei Sprachen: Norwegisch, Dänisch, Schwedisch auf der einen Seite, Finnisch auf der anderen. Obwohl die drei verwandten Sprachen sogar auch noch unterschiedliche Dialekte haben, scheinen alle so eine Art "Schriftskandinavisch" zu verstehen, von dem nur Finnisch ausgeschlossen ist.
Es zeigt sich, dass der Steuerautomat zu viel zu tun hat bei
dem unruhigen Wasser, also doch besser die Windsteuerung. Der Skipper hat es
fast geschafft, das Ruderblatt fertig zu montieren von der Badeplattform aus,
da erwischt ihn eine Welle bis hoch zu den Knien à
Sachen mit Süsswasser spülen, trocknen und etwas Warmes trinken.
Bald sind die Unbilden vergessen und die Blaue Jungfrau
taucht am Horizont auf. Von der Seite versteht man dann, wie diese Insel zu
ihrem Namen kam. Wahrscheinlich war das noch vor Saint-Exupérys „Der kleine
Prinz“. Denn danach hätte sie einfach „Riesenschlange, die einen Elefanten
verschluckt hat“ geheissen. Wäre aber vielleicht auch zu lang.
Statt nur diese dünnen Stangen als Fahrwasserzeichen findet
man manchmal auch ehemalige Leuchttürme oder Steinmannli auf Felshaufen. Heute
sind wir aber ganz kurze Zeit vor allem froh um den äusserst genauen Plotter
und das überlagerte Radarbild. Im Regen wird die Sicht plötzlich sehr
beschränkt.
Für die Ansteuerung des idyllischen Hafens begleitet uns
wieder die Sonne. Die Genua allerdings verdeckt die Sicht auf die dringend
nötigen Stäbchen im Wasser, die uns durchs Felsenlabyrinth führen, deshalb wird
sie eingerollt und „Sir Perkins“ übernimmt.
Gekonnt machen wir am Platz 35 mit Heckboje fest und
beteiligen uns danach aktiv am Hafenkino. Die Hallberg Rassy älterer Bauart
braucht mehrere Anläufe, bis die Boje am Haken hängt und wir die Vorleinen
entgegennehmen können. Kaum ist sie fest, kommt der nächste in den Platz
daneben. Seine Boje erwischt er nicht, aber dafür treibt er seitwärts zurück
über die eben angebrachte Nachbar-Heck-Bojenleine. Super. Turnen des Eigners
und Leinen-Übergaben in alle Richtungen sollen es retten. Nützt alles nichts:
Hemd und Hose aus und Mann rein, ins Wasser, um die Leine aus den Anhängen des
eigenen Schiffes zu befreien und dem Eigentümer vollständig zu überlassen. Weil
das ein bisschen Warten am Steg bedeutet, kommt der Klönschnak nicht zu kurz.
Über Bojenmanöver, grundsätzlich, die heutigen Böen, das zukünftige Wetter und die
herausfordernde Ansteuerung dieses wunderbaren kleinen Hafens.
Weil es so kalt ist (um die 15° C), geht es bald nach dem Abendessen in die
Koje. Die Nacht ist klar und um 00:15 Uhr immer noch taghell.
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